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Memmelsdorf in Investitionslaune


Autor: Rüdiger Klein

Memmelsdorf, Freitag, 05. Februar 2021

Neubau eines Feuerwehrgerätehauses, Sanierung des Bauhofs, dazu Pfarr- und Gemeindebücherei in Lichteneiche: An großen Projekten in der Großgemeinde mangelt es nicht - und zum Nulltarif gibt's schon gar nichts.


Nachhaltige Projekte in der kommunalen Daseinsvorsorge sind meist nicht ganz billig, aber sie rechnen sich ja auch auf lange Sicht. Insofern war der Gemeinderat von Memmelsdorf in seiner ersten Sitzung im Kalenderjahr 2021 nicht zu beneiden. Denn die Projekte, die auf der Tagesordnung standen, werden den Rat noch öfter beschäftigen und sie kosten ordentlich Geld.

Allesamt sind es aber keine Prestigeprojekte, sondern pure Notwendigkeiten, wenn die Kommune lebenswert bleiben soll und ihre Bürger nachhaltig an die Heimatgemeinde binden will. Bauamtschef Stephan Walz hob denn auch gleich den größten Brocken ins Bild auf die große Leinwand im Tagungslokal Seehofhalle. Zum Standort und zum Bau eines neuen Feuerwehrhauses für die Memmelsdorfer Floriansjünger hat sich Walz Gedanken gemacht und sie auch gleich noch in anschaulichen Planzeichnungen fixiert. Am nördlichen Ortsausgang soll demnach das neue Feuerwehrgerätehaus der Gemeinde entstehen. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Bauhof der Gemeinde.

Das wäre aber noch nicht aufregend neu gewesen, hat man darüber doch schon im vergangenen Kalenderjahr beraten. Nun aber konnte Walz eine neue Variante zu Standort und Gebäudearchitektur des Feuerwehrhauses präsentieren, die die Räte unisono mit anerkennender Zustimmung aufnahmen. Nördlich des Bauhofes soll das neue Haus entstehen. Die Zufahrt für die Wehrangehörigen würde dann über die Bahnhofstraße geführt und die Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge könnte ungehindert und schnell auf die Staatsstraße erfolgen.

Konzept überzeugt Räte

Dieses Konzept konnte überzeugen. Zumal Walz auch gleich noch eine Visualisierung einspielte, die das neue Gebäude an der Staatsstraße als repräsentative Landmarke leuchten lässt. Um die 3,8 Millionen Euro werde das Feuerwehrhaus wohl kosten, so Walz. Der staatliche Zuschuss könnte sich bei sechs vorgesehenen Stellplätzen für die Einsatzfahrzeuge auf ungefähr 450 000 Euro belaufen, fügte Walz hinzu. Bleibt noch ein ordentlicher Brocken für die Gemeinde übrig, wie Alfons Distler (VWG) anmerkte. Was aber weder ihn noch die übrigen Ratsmitglieder davon abhalten konnte, der vorgelegten Vorplanung ihren Segen zu geben.

Wenn alles reibungslos laufe, so Walz, dann könnte im kommenden Jahr der Baubeginn sein und 2024 der Bezug erfolgen. Der Vorteil bei einer derartigen Maßnahme ist immer, dass die Gemeindefinanzen nicht gesprengt werden, sondern die Haushaltsmittel entsprechend vorausschauend eingeplant werden können. Die Sanierung des 1984 errichteten Bauhofs der Gemeinde wird erst in Angriff genommen, wenn die Neubaumaßnahme für die Feuerwehr abgeschlossen ist. 2024 wird das Bauhof-Ensemble dann vierzig Jahre alt sein, so dass spätestens da mit einer vor allem auch technischen Ertüchtigung des Gebäudekomplexes zu rechnen wäre, erklärte Bauamtschef Walz.

Lange davor, nämlich schon im Sommer 2021, muss ein anderes Raumproblem gelöst sein. Denn neuerlich stand die drohende Schließung der Pfarr- und Gemeindebücherei Lichteneiche auf der Tagesordnung des Rates. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Schulleiterin Karin Radler-Denzlein im Ratsgremium vorgetragen, dass die Räume, die die Bücherei bislang im Schulhaus Lichteneiche zur Verfügung habe, bald schon für die Ganztagsangebote der Dietz-Volksschule benötigt würden und deshalb für die Bücherei ein neuer Standort zu finden wäre. Denn sie ging und geht, wie das gesamte Ratsgremium auch, davon aus, dass die Bücherei unbedingt erhalten werden muss. Die Ausleihzahlen, die fast ausschließlich auf Ausleihen von Schülern beruhten, so Rainer Dusold (BBL) noch einmal in seiner Erklärung zur problematischen Frage des Erhalts der Bibliothek, sprächen Bände. Die Schüler lesen, also lassen wir sie doch lesen, zeigte sich das gesamte Ratsgremium von der hervorragenden Wirkung der Bücherei überzeugt.

Appell an Kirchenverwaltung

Allerdings wollte den Räten quer durch die Fraktionen nicht in den Kopf, weshalb sich dann die Kirchenstiftung partout nicht an der Mitfinanzierung der möglicherweise zu sanierenden neuen Räumlichkeiten für die Bücherei beteiligen wolle. Erster Bürgermeister Gerd Schneider konnte mit seiner Ansage, dass man die Bücherei gerne und unter allen Umständen erhalten wolle, dabei aber die Unterstützung der Kirchenstiftung benötige, bei den Räten aller Fraktionen offene Türen einrennen. Das Gremium beauftragte denn auch die Verwaltung, noch einmal intensive Gespräche mit der Kirchenverwaltung zu führen, damit für die Kinder der Schule in Lichteneiche das beste Ergebnis herauskomme.