Gelübde von 1747 gilt auch heute noch
Autor: Joseph Beck
Hollfeld, Mittwoch, 26. Mai 2021
Gläubige aus Litzendorf machten sich zum 275. Mal auf den Weg zum Salvator-Gnadenbild nach Hollfeld.
„Beim frühen Morgenlicht erwacht mein Herz und spricht“, wenn diese Liedzeilen vom Vorbeter ausgerufen und dann von rund 100 Wallfahrern um zwei Uhr früh vor der Kirche aus voller Inbrunst gesungen und von der Litzendorfer Blaskapelle musikalisch begleitet werden, dann beginnt die 1747 gelobte Wallfahrt zum heiligen Salvator ins 26 Kilometer entfernte Hollfeld . Immer am Donnerstag vor Pfingsten machen sie sich um diese Zeit auf den Weg.
Die Wallfahrt zieht durch Lohndorf, Tiefenellern, Laibarös, Voitmannsdorf und Drosendorf, zum Heiligen in seiner neben dem Hollfelder Friedhof gelegenen Kirche . In den einzelnen Dörfern, in denen mitten in der Nacht während des Durchzugs der Wallfahrt die Glocken geläutet werden, reihen sich die Gläubigen jeweils ein und manche nehmen dafür extra einen Tag Urlaub. Durch die Dörfer spielen die Litzendorfer Musikanten die Lieder mit und lassen sich oder ihre Instrumente dann in einem Auto vorausfahren bis zum nächsten Dorf.
Beim Zug in den erwachenden Tag mischen sich so nach und nach auch die Vögel mit ihrem Gesang in das Beten und Singen der Wallfahrer. Diese erleben dann auch auf der Jurahöhe den Sonnenaufgang mit, alles zusammen für viele ein erhebendes Gefühl für Geist und Seele.
Am Kreuz zwischen den zwei mächtigen Linden vor Hollfeld sammeln sich dann alle und ziehen in die Stadt ein, wo normalerweise dann um neun Uhr das feierliche Wallfahreramt in St. Salvator zelebriert wurde. Da 1747 in Litzendorf nicht die Pest, sondern ein großer „Viehfall“ herrschte und alles Vieh (Schafe, Ziegen, Schweine, Rinder) dahinraffte, gelobten sie diese Wallfahrt und hielten ihr Versprechen bis jetzt. Man glaubt heute, dass die schreckliche Maul- und Klauenseuche (MHS) wütete. Die Kühe waren damals ja nicht nur Lieferanten für die Milch und das Fleisch, sondern als Zugtiere auch für die Feldarbeit unersetzlich, die Seuche also eine wirkliche Gefahr für Leib und Leben. Deshalb ist auch am Salvator-Gnadenbild auf der linken Innenseite der Kirche der heilige Salvator (Erlöser, Heiland) mit dem Kreuz auf der Schulter und einer Kuh am Seil dargestellt, da damals angeblich das letzte lebende Tier der Gemeinde mit nach Hollfeld geführt wurde.
Geschenkkorb für Pfarrer Simon
Nachdem die Wallfahrt letztes Jahr wegen Corona komplett ausfallen musste, fand sie nun in sehr kleinen Grüppchen statt. Der diesjährige Jubiläumsgottesdienst wurde wegen der Corona-Bestimmungen in der größeren Hollfelder Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt gehalten, die 100 Besuchern Platz bot. Ihn zelebrierte Stadtpfarrer Bernhard Simon zusammen mit dem Litzendorfer Pfarrer Marianus Schramm.