Försterin Markus will nach Berlin
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Donnerstag, 26. August 2021
Bundestagswahl Die Transsexuelle Tessa Ganserer wäre gerne ohne den Ex-Männernamen in Nürnberg auf dem Stimmzettel gestanden. Doch ein Verfahren läuft noch. Die 44-Jährige will gegen die „erniedrigende Prozedur“ kämpfen.
Vorname Markus, Beruf Försterin: Den Wahlschein zur Bundestagswahl werden viele Nürnberger diesmal wohl zwei Mal lesen müssen, um ihren Augen trauen zu können. Weil der grüne Direktkandidat Markus Ganserer offiziell noch nicht Tessa Ganserer heißt, hat sich der Nürnberger Wahlleiter Wolf Schäfer dafür entschieden, den neuen Frauenvornamen hinter dem ehemaligen Männervornamen in Klammern zu setzen.
Schäfer habe diese Lösung gewählt, weil die offizielle Personenstandsveränderung von Mann zur Frau noch nicht abgeschlossen sei. Aufgrund der rigiden Vorgaben des Bundeswahlrechts müsse daher noch der alte Vorname auf dem Wahlzettel stehen. Der neue Vorname könne bis zum Ende des Verfahrens nach dem Transsexuellengesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit daher nur in Klammern angegeben werden.
Explizit die weibliche Form
Das heißt im Klartext: Markus darf sich zwar Perücken aufsetzen und in Frauenkleider schlüpfen, aber nicht als Tessa auf dem Wahlschein stehen. Aber was ist mit der Berufsbezeichnung? Wundern dürften sich einige Wähler am 26. September schon ein wenig, wenn im Wahlkreis mit der Nummer 244 im Nürnberger Norden hinter der Berufsbezeichnung von Direktkandidat Markus Ganserer ( Tessa ) mit „Försterin“ explizit die weibliche Form des Forstmannes anzukreuzen steht.
Laut dem Wahlkampfbüro von Tessa Ganserer falle die Berufsbezeichnung der Ingenieurin, die Wald- und Forstwirtschaft an der Fachhochschule in Weihenstephan (Freising) studiert hat, nicht unter die strittige Gesetzgebung. „ Tessa ist eine Frau , die im falschen Körper geboren ist“, bringt Paul Müller , Mitarbeiter im Wahlkampfbüro von Ganserer , die Gefühlslage der grünen Direktkandidatin auf den Punkt. Ganserer hoffe immer noch darauf, dass bis zur Stimmenabgabe im September vielleicht doch noch der „tote“ Männervorname vom Wahlzettel verschwindet. Auf den Wahlplakaten greift die Försterin die Namensfrage mit dem Slogan „Wer Tessa will, muss Ganserer wählen“ sogar bewusst auf.
Von den Grünen selbst eingereicht