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Der neue Fastenprediger


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Bamberg, Sonntag, 06. November 2022

Satirische Standpauke  Der Bamberger Puppenspieler, Autor und Kabarettist Florian Herrnleben wird am 25. Februar 2023 als Bruder Udalrich in die Kanzel steigen und die lokalpolitischen Geschehnisse der letzten Jahre aufspießen.
Die Mönchskutte steht ihm schon einmal gut: Florian Herrnleben wird der lokalen Politprominenz im Februar die Leviten lesen.


Die Bamberger Politikprominenz kann sich schon einmal warm anziehen. Denn kein Geringerer als Florian Herrnleben ist der neue Fastenprediger, der am 25. Februar 2023 im Ziegelbau an der Konzert- und Kongresshalle vom Leder ziehen wird. Schließlich ist der Leiter der Puppenbühne Herrnleben und Darsteller des Bamberger Kasperls auch als Kabarettist und Comedian nicht nur Insidern ein Begriff.

Seine Rolle in Fakeaccount- und Überstundenskandal ist unumstritten. „Meine Fastenpredigt wird kein Weichwaschmittel“, blickt Herrnleben im Gespräch mit dem Fränkischen Tag voraus. Eine Fastenpredigt sei dafür da, auszuteilen, fügt er hinzu. Doch niemand müsse Angst haben: „Ich möchte hinterher jedem in die Augen schauen können und bleibe versöhnlich“, betont Florian Herrnleben. Er sei zwar „scharf und spitz auf der Bühne, ich kenne Argumente und lasse keine Halbwahrheiten zu“. Aber er agiere nicht skandalisierend oder spiele nicht mit bösen Vergleichen.

Wenngleich die Bamberger Stadtpolitik der vergangenen drei Jahre Steilvorlagen biete, auf die er sich einschießen könnte, so Herrnleben. Jedenfalls sei er „permanent in der Thematik drin“, und er habe viel Material, „weil ich mich kontinuierlich mit dem politischen Bamberg beschäftige“.

Kontroversen sind möglich

Der Veranstalter der beliebten Bamberger Fastenpredigt – Agil Bamberg Stadtführungen & Museumspädagogik in Kooperation mit der Brauerei Ambräusianum und dem Welcome Kongress Hotel Bamberg – ist sich darüber im Klaren, dass schon die Auswahl von Herrnleben als Redner gewisse Kontroversen auslösen könnte. „Er legt nicht nur die Finger in vorhandene Wunden, er hat durch seine Arbeit in den vergangnen Jahren sicher auch gewisse Veränderungen der Stadtpolitik verursacht. Das hat wahrscheinlich nicht jedem gefallen“, sagt Agil-Chef Jost Lohmann. Dennoch glauben er und sein Team fest daran, dass Herrnleben die richtige Wahl ist: „Wir haben einen hohen Anspruch an die Qualität sowohl inhaltlich, vor allem aber auch sprachlich. Das sehen wir bei Florian Herrnleben“, versichert Lohmann.

Tatsächlich sind bissige Satire, Wortwitz, Sprachgewandtheit, metapherreiche Bilder Herrnlebens Stärke. Gleichwohl empfinde er „hohen Respekt vor der Aufgabe“, zumal der Ziegelbau keine Kleinkunstbühne sei, sondern „zünftige Gasthausatmosphäre“ verbreite. „Das wird harte Arbeit“, vermutet der neue Fastenprediger, der nach eigenen Worten ein wenig erleichert wäre, wenn er den Auftritt schon hinter sich hätte: „Die Leute kennen mich, und ich werde mit den Vorrednern verglichen. Da ist die Anspannung groß.“ Doch er freue sich auf den Abend und sei auch stolz, dass die Wahl auf ihn gefallen ist.

Dichtkunst und Komposition

Florian Herrnleben kann als Katholik durchaus etwas mit der christlichen Fastenzeit anfangen. Auch wenn er offen zugibt, dass er nicht zu den regelmäßigen Sonntagskirchgängern gehört. Aber er finde „vieles gut, was dank Kirche passiert, einiges ist jedoch katastrophal, was so manches Bodenpersonal treibt“. So machte sich Herrnleben auf die Suche nach einem unverfänglichen Brudernamen, den er als Fastenprediger braucht.

Sein Onkel, ein ehemaliger Pfarrer , gab den entscheidenden Tipp: Udalrich (Ulrich) von Bamberg , der vermutlich am 7. Juli 1127 verstarb, war Mitglied der Domgeistlichkeit und legte größten Wert auf die Ars dictandi, die Kunst der Dichtkunst und Komposition in Prosa und Versen.

Sein Hauptwerk ist unter dem Namen Codex Udalrici bekannt. So wird Herrnleben in die Fußstapfen dieses Priesters treten und als Bruder Udalrich – „auch wenn der Name sperrig klingt“ – der Bamberger Politprominenz den Spiegel vorhalten.

Natürlich gibt es in der Stadt einige Zeitgenossen, die den Begriff für Florian Herrnleben „Bamberger Kasperl“ despektierlich meinen. Auf Facebook ist das gang und gäbe. „Ich fühle mich dadurch nicht verletzt oder angegriffen, für die Kinder und viele Erwachsene bin ich das halt erfolgreich“, sagt er. Wer ihn so herabwürdigen wolle, bezeuge nur die eigene Ahnungslosigkeit und Kleingeistigkeit: „Da stehe ich drüber!“