Christian Pack
Die Begrüßung am Breitengüßbacher Bahnhof liest sich herzlich und einladend: „Genießen Sie Oberfranken in einem Zug. Und am besten gleich hier vor Ort“ steht auf einem grünen Schild kurz vor der Unterführung. Von Genuss kann hier allerdings nur bedingt die Rede sein. Vor allem, wenn man auf den Aufzug angewiesen ist, der die Fahrgäste zu den Gleisen befördert.
Seit Monaten ist der Aufzug außer Betrieb. Chaoten hatten die Außentür im Herbst 2022 massiv beschädigt. Seither hat sich die Kabine keinen Zentimeter mehr bewegt. Eine junge Frau, die ihr Fahrrad die knapp 30 Stufen hinaufwuchtet, kann über den Breitengüßbacher Aufzug nur noch müde lächeln. „Mir bleibt nichts anderes übrig.“
Wann wird repariert?
Während sich die junge Bahnfahrerin mit ihrer Muskelkraft selbst helfen kann, ist der Ausfall für andere Bevölkerungsgruppen ein großes Ärgernis: Beispielsweise für Eltern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer wird die Zugfahrt ab Breitengüßbach ohne fremde Hilfe zum unmöglichen Unterfangen. Nicht nur in den sozialen Netzwerken wird seit Monaten die Frage diskutiert: Warum tut die Bahn nichts?
Auf Nachfrage teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn mit, dass bei dem Vandalismusschaden eine der Glastürflügeln zerstört wurde. Die Tür darf „aufgrund der akuten Verletzungsgefahr“ nicht betrieben und muss erneuert werden.
Eine neue Tür sei unmittelbar nach dem Vorfall bestellt worden. Allerdings gibt es Lieferprobleme. „Nach aktuellen Angaben des Lieferanten und dem voraussichtlichen Lieferzeitpunkt, ist die Instandsetzung des Aufzugs für voraussichtlich Ende Februar 2023 vorgesehen“, so die Sprecherin.
Man arbeite mit Nachdruck daran, die Lieferung des benötigten Bauteils zu beschleunigen. „Leider gibt es für die Zwischenzeit keine andere Möglichkeit für Rollstuhlfahrer. Wir entschuldigen uns bei allen Reisenden für die Unannehmlichkeiten und bitten um Verständnis.“
Rampen wären besser
Beschwerden wegen defekter Aufzüge bei der Bahn sind an den Behindertenbeauftragten des Landkreises, Peter Müller , bisher nicht herangetragen worden. Für Menschen, die Hilfsmittel benötigen, seien nicht funktionsfähige Aufzüge aber oft ein Hindernis. „Besser wären Rampen mit höchstens sechs Prozent Längsneigung, um allen Menschen die Nutzung der Bahn und des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg ohne Einschränkungen zu ermöglichen“, sagt Müller. Durch die aktuell stattfindenden Umbau- und Anpassungsmaßnahmen werde für die Barrierefreiheit an Bahnhöfen allerdings schon sehr viel getan.
Videoüberwachung als Lösung?
Was Bahnreisende im Landkreis zusätzlich ärgert: Immer wieder werden Aufzüge an Bahnhöfen durch Chaoten mit Urin, Blut, Speichel oder Dreck verschmutzt. Über den Aufzug in Zapfendorf beispielsweise beschweren sich die Fahrgäste regelmäßig.
In diesem Zusammenhang wird häufig eine flächendeckende Videoüberwachung gefordert. Dazu teilte die Bahn-Sprecherin mit, dass dies aus Gründen des Datenschutzes nicht möglich ist. Videotechnik sei nur dann zulässig, „wenn sie erforderlich, angemessen und verhältnismäßig ist“. Ausschlaggebend dafür sei die Bewertung der Bundespolizei , die sich unter anderem an den Fahrgastzahlen und der Kriminalitätsstatistik orientiert. Man sei sich zwar bewusst, dass es regional weitere Bahnhöfe gibt, an denen eine Videoüberwachung gewünscht wird. Um diesem Wunsch gerecht zu werden, wäre es aber erforderlich, dass Dritte in eine Finanzierungsverantwortung treten würden (z. B. Kommunen oder Landesministerien). „Eine Finanzierung mit Eigenmitteln kann unsererseits nicht sichergestellt werden“, so die Bahn-Sprecherin.