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"Bamberg first" - gnadenlos


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Montag, 06. März 2017

Am Samstag nimmt "Bruder Michael" alias Andreas Ulich die politische Kaste wieder ins Visier. Wir sprachen mit dem garstigen Mönch über die bevorstehende Gardinenpredigt
Andreas Ulich als Fastenprediger Michael, der kein Blatt vor den Mund nimmt.  Foto: Archiv Harald Rieger


Bruder "Michael" ist zurück: Ja, der spitzzüngige Mönch, der alle Jahre wieder mit Politikern und anderen schwarzen "Schäflein" hart ins Gericht geht. Unter dem Stichwort "Bamberg first - Lästern mit Geschmack" serviert uns das Alter Ego des Rezitators und Schauspielers Andreas Ulich am 11. März seine "traditionelle und einzig wahre Fastenpredigt für die Stadt, den Landkreis und Bayern". Grund genug, uns den frechen "Frater" vorab vorzuknöpfen.

Unter dem Motto "Bamberg first" nehmen Sie unsere schöne Stadt ins Visier: die Traumstadt der Deutschen. Wie ist das zu verstehen?
Bruder Michael: Na, ich würde mal sagen, alles ist bei uns wie immer. Von jeher. Der totale Stillstand. Bamberg schläft den Schlaf der Bequemlichkeit. Muss das nicht entsprechend kommentiert werden?

Was "faul" an Bamberg ist, wollen Sie ans Licht der Öffentlichkeit zerren. Verkommt und vergammelt unser "Welterbe" denn Ihrer Meinung nach?
Das Überraschende an Bamberg ist, dass auf Morast und Sumpf solch eine schöne Stadt blühen und gedeihen kann. Da kommt man gar nicht auf die Idee, tiefer zu graben und alle Blasen mit Sumpf- und Grubengas anzustechen. Hamlet muss Bamberg vor Augen gehabt haben als er sagte: "Der Rest ist Schweigen!"

Autsch. Das ist böse. Und wer ist daran schuld? Wen attackieren Sie im Einzelnen?
Oh, ich attackiere niemanden. Die Häupter unserer verantwortlichen Politiker werden behutsam gewaschen und mit Öl gesalbt. Schließlich sollen sie es weiterhin gut haben auf ihrer Wolke der großkoalitionären Gelassenheit. Namen werden von mir explizit auch erst am Samstag ab 19 Uhr genannt. In Zeiten von Hassfronten, Fakenews und Shitstorms verwende ich dabei nur politisch inkorrekte und gesellschaftlich irrelvante Tatsachen aus dem Zentrum des Weltgeschehens - also aus Bamberg, dem Landkreis und vielleicht noch aus Bayern.

Drei Gardinen-, pardon Fastenpredigten, ließen die hohen Herrn schon über sich ergehen. Kam's zu originellen Reaktionen?
Nun, originell ist vielleicht nicht das richtige Wort. Aber es gab durchaus Politiker, die sich beschwert haben. Sogar darüber, dass ich sie nicht ausreichend abgewatscht hätte. Es war mir gar nicht bewusst, wie ausgeprägt die masochistischen Neigungen bei dem einen oder anderen sind.

Na, solchen Bedürfnissen müssen Sie doch mit christlicher Nächstenliebe entsprechen, oder?
Stimmt. Ich arbeite also daran, dass sich danach wieder genügend Bamberger auf den Schlips getreten fühlen. Zumal sich eine etwaige Selbstreflektion der Protagonisten nicht unbedingt nachteilig auswirken muss.

Hat sich Oberbürgermeister Andreas Starke bei den letzten Fastenpredigten eigentlich blicken lassen?
Herrn Starke scheint auch dieses Jahr eine möglicherweise nicht ganz unberechtigte Furcht vor dem Fastenprediger abzuhalten, mal wieder richtig Spaß zu haben. Er ließ sich gerade ein weiteres Mal entschuldigen. Immerhin übernahm unser OB aus sicherer Entfernung die Schirmherrschaft. Bürgermeister Christian Lange sticht in seiner Vertretung das eigens gebraute Fastenstarkbier an.

Mit Ihren Lästereien dienen Sie Jahr für Jahr auch einem mildtätigen Zweck. Welche Summe kam im 2016 zusammen? Und wohin fließen heuer sämtliche Spenden?
Im letzten Jahr war die Fastenpredigt ein derartiger Erfolg, dass eine Spendensumme von 4130 Euro für den Erhalt der Kirche St. Michael zusammenkam. Diesmal unterstützen die Veranstalter den Hilfsfonds "Gemeinsam helfen für Bamberg". Der Oberbürgermeister selber hat ihn ins Leben gerufen.

Wer sorgt diesmal eigentlich für die musikalische Untermalung der bissigen Polemik?
Die übernehmen in bewährter Manier die heißen Buben vom FrankenDreier, die getreu ihres Namens zu viert auftreten. Und zwar mit zünftiger fränkischer Volksmusik via Trompete, Tuba, Akkordeon und anderem.

Das Gespräch führte
Petra Mayer