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Bahnausbau: Droht der Stillstand?


Autor: Hans Kurz

LKR Bamberg, Montag, 06. April 2020

Die Schließung der Rathäuser verzögert das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt Altendorf bis Strullendorf. In Hallstadt wird indes eifrig weiter an der viergleisigen ICE-Trasse gearbeitet.
Ende März wurde bei Hallstadt mir der Verlegung der neuen Gleise begonnen. Foto: Deutsche Bahn


Die auf unbestimmte Zeit verschobene öffentliche Auslegung der geänderten Bahnpläne für den südlichen Landkreis hat Spekulationen ausgelöst. So brachte etwa das Nachrichtenportal BR24 die Schlagzeile "Coronavirus legt Ausbau der Bamberger ICE-Trasse auf Eis". Laut Bahn ist daran - zumindest derzeit - nichts dran.

Wie geht es also mit dem Bahnausbau rund um Bamberg in Zeiten von Corona weiter? Auf Nachfrage bei der Deutschen Bahn erklärt ein Sprecher: "Es gibt aktuell keine Pläne bei der DB, die Baustellen zu verschieben." Das gilt zumindest für die beiden aktuellen Bauabschnitte im der Region. Hallstadt und Forchheim.

Zwischen Breitengüßbach und Hallstadt, wo seit Anfang 2019 gebaut wird, werden die Arbeiten derzeit unverändert fortgeführt. "Uns sind keine Verzögerungen bei der Bahnbaustelle bekannt", heißt es auf eine Anfrage aus dem Rathaus der Stadt Hallstadt. Die von der Bahn für angekündigten Arbeiten schreiten sichtbar voran. Für die Verlegung des neuen Gleispaars und Oberleitungsarbeiten ist die Strecke an den Wochenenden voll gesperrt, auch von Karfreitag, 22 Uhr, bis Ostermontag, 22 Uhr, sowie am darauffolgenden Wochenende vom 24. bis 27. April. Da Fernzüge zwischen Nürnberg und Erfurt umgeleitet und Regionalzüge zwischen Forchheim und Bamberg durch Busse ersetzt werden, geht der Ausbau auch im Streckenabschnitt von Forchheim bis Eggolsheim weiter.

Spekulationen um Verschiebung

Doch wie schaut es im südlichen Landkreis Bamberg aus? Dort kann die erneute öffentliche Auslegung der geänderten Pläne in den Rathäusern von Altendorf, Buttenheim, Hirschaid und Strullendorf derzeit nicht stattfinden. Sie war zunächst vom 30. März bis 29. April vorgesehen, wurde aber von der federführenden Regierung von Oberfranken am 18. März wegen Corona auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Auslegung hätte einen regen Besucherverkehr in den Rathäusern und engen Kontakt zwischen Verwaltungsmitarbeitern und Bürgern erfordert. Inzwischen sind die Rathäuser ohnehin geschlossen, Besucher werden nur noch in dringenden Ausnahmefällen und einzeln eingelassen.

Die Verschiebung weckt aber Erinnerungen: Schon einmal wurde das Großvorhaben Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 (VDE 8) gestoppt. Mitte der 1990er Jahre war mit dem Bau der Schnellfahrstrecke zwischen München und Berlin begonnen worden. Doch im Sommer 1999 stoppte die rot-grüne Regierung in Berlin aus Kostengründen den Weiterbau des umstrittenen Milliardenprojekts.

2002 hob die Bundesregierung den Baustopp wieder auf. In den Folgejahren wurde der Trassenbau schrittweise wieder aufgenommen. Der viergleisige Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Bamberg und Nürnberg war jedoch als letztes Glied in der Kette vorgesehen. Das 1996 begonnene Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt Altendorf bis Strullendorf wurde jedoch erst 2017 wieder aufgenommen.

Über die Verzögerung beim jetzigen 2. Planänderungsverfahren, bei dem die Bahn auf verschiedene Einwendungen und Änderungswünsche aus der öffentlichen Auslegung im Herbst 2017 und dem Erörterungstermin im März 2018 eingeht, ist Hirschaids Bürgermeister Klaus Homann (CSU) nicht unglücklich. "Das kommt mir entgegen", sagt er. Denn wegen eines beantragten Bürgerbegehrens müsse er nun trotz Corona eine Sondersitzung des Marktgemeinderats organisieren.

Diese soll Mitte April in der Dreifachhalle stattfinden, um größtmögliche Abstände zwischen den Gemeinderäten zu gewährleisten. Grund für die Dringlichkeitssitzung ist, dass sich der Gemeinderat gegen eine Verlegung der Bahnhaltestelle ausgesprochen hat, es nun aber eine Unterschriftensammlung für eine Verlegung gibt. Wegen rechtlicher Fristen muss der Gemeinderat prüfen, ob das Bürgerbegehren formal zulässig ist.

Straßenverkehr zuerst betroffen

Da die Bahn bei der Bekanntgabe ihrer Planänderungen im Januar davon ausging, erst bis Jahresende einen Planfeststellungsbeschluss, also eine Baugenehmigung, zu erhalten, dürften sich bei einer kurzzeitigen Verschiebung keine nennenswerten Verzögerungen im Bauzeitplan ergeben.

Denn ab 2021 sind erst Vorarbeiten für Bauwerke wie die neue Straßenunterführung in Altendorf und die Brücke für die Südanbindung Strullendorfs vorgesehen. Beides könnte schon zu massiven Beeinträchtigungen für Autofahrer sorgen. Der eigentliche viergleisige Bahnausbau soll ohnehin erst nach Fertigstellung der Arbeiten im Landkreis Forchheim 2024 in Angriff genommen werden.