Gad und Doron Kaynar-Kissinger zeigen „Adressat unbekannt“
Autor: Saale-Zeitung
Bad Kissingen, Freitag, 24. Oktober 2025
Die beiden Brüder Gad und Doron Kaynar-Kissinger führen am Freitag, 7. November, eine Theaterfassung des Briefromans „Adressat unbekannt“ um 19.30 Uhr im katholischen Pfarrzentrum, Hartmannstraße 4 in Bad Kissingen, auf. Der Eintritt ist frei, heißt es in einer Pressemitteilung.
In dem 1938 erstmals veröffentlichten, erfolgreichen Briefroman, der auf einigen authentischen Briefen aufbaut, schildert die amerikanische Autorin Katherine Kressmann Taylor (1903-1996) die Entwicklung Deutschlands zu einer menschenverachtenden Diktatur im Spiegel der sich dramatisch verändernden Beziehung zwischen einem deutsch-amerikanischen Juden und dessen nichtjüdischen deutschen Freund und Geschäftspartner.
Bewährungsprobe für Freunde
Max Eisenstein und Martin Schulse betreiben gemeinsam eine Kunstgalerie in San Francisco. 1932 zieht Schulse mit seiner Frau und seinen Kindern nach München, während Max die Galerie weiterführt. Während Martins erste Briefe an seinen Freund in Amerika zunächst noch von einer deutlichen Distanz zu Hitler und dem Nationalsozialismus geprägt sind, verraten die folgenden Briefe, wie Martin sich zunächst aus Opportunismus, dann aber schon bald aus Überzeugung die NS-Ideologie immer mehr zu eigen macht und zu Max zunehmend auf Distanz geht.
Als sich Max´ Schwester, die von der SA verfolgt wird, zu Martin flüchtet und ihn um Hilfe bittet, wird dies zu einer entscheidenden Bewährungsprobe der Freundschaft.
Mitläufer und Mittäter
Katherine Kressmann Taylor beschreibt in den folgenden Briefen nicht nur, wie sich das Verhältnis der beiden Männer dramatisch verändert, sondern zeichnet auch ein bedrückendes Bild von der Lage in Deutschland, in dem Menschen, die nicht in die Ideologie der Nationalsozialisten passen, brutal ausgegrenzt, verfolgt und ermordet werden.
Am Beispiel von Martin Schulse zeigt sie, wie aus einem liberalen, weltoffenen Menschen ein Mitläufer und Mittäter wird, der den Terror des NS-Regimes erst möglich machte. An ihrer bedrückenden Analyse der NS-Diktatur beeindruckt nicht zuletzt, dass sie diese nicht erst im Rückblick nach Kriegsende, sondern bereits 1938 vor dem Zweiten Weltkriegs und der Shoah hellsichtig erstellt hat, heißt es weiter.
Großes Interesse an Briefroman
Schon bald nach seiner Veröffentlichung in der amerikanischen Zeitschrift Story stieß der Briefroman bei Publikum und Kritik auf großes Interesse. Innerhalb von zehn Tagen war die gesamte Auflage der Zeitschrift ausverkauft.