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DGB fordert: Reallöhne steigern – Wirtschaft stärken


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LKR Bad Kissingen, Dienstag, 20. Februar 2024

Der DGB-Unterfranken und seine Mitgliedsgewerkschaften wollen dem industriellen Arbeitsplatzabbau in der Region entgegenwirken. Auf der Jahrespressekonferenz in Aschaffenburg plädierte...


Der DGB-Unterfranken und seine Mitgliedsgewerkschaften wollen dem industriellen Arbeitsplatzabbau in der Region entgegenwirken. Auf der Jahrespressekonferenz in Aschaffenburg plädierte DGB-Regionschef Frank Firsching für eine Reform der Schuldenbremse, um staatliche Investitionen zu ermöglichen, einen verlässlichen Brückenstrompreis für energieintensive Unternehmen sowie für Reallohnsteigerungen, um die Kaufkraftverluste der letzten Jahre so schnell wie möglich auszugleichen.

Firsching verwies in seiner Analyse der gesamtwirtschaftlichen Lage auf die Stagnation der Wirtschaftsleistung in Deutschland, die auch auf die Reallohnverluste der Beschäftigten von mehr als fünf Prozent in den letzten drei Jahren zurückzuführen sei. Die Kaufkraft eines Jahreseinkommens von 40.000 Euro habe sich seit 2021 um 2000 aufgrund der hohen Inflation von 16 Prozent trotz guter Tarifabschlüsse reduziert. „Für 2024 und die Folgejahre haben wir das Ziel, die Reallohnverluste der Beschäftigten durch möglichst hohe Lohnabschlüsse wieder auszugleichen. Die Reallöhne befinden sich aktuell auf dem Niveau von 2016“, so Firsching.

Im Jahr 2024 verhandeln die DGB-Gewerkschaften Tarifverträge für etwa zwölf Millionen Beschäftigte, darunter die großen Tarifrunden im Bauhauptgewerbe, der chemischen Industrie und der Metall- und Elektroindustrie. Während die unterfränkischen Industriegewerkschaften aktuell Arbeitsplatzverluste in produzierenden Industriebetrieben ausmachen, liefen die Geschäfte in der Bauwirtschaft trotz eines Einbruchs im Wohnungsbau weiterhin hervorragend, so Lena Zimmermann, stellvertretende Regionalleiterin der IG BAU Franken.

Arbeitsplätze brechen weg

Anders in einigen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, so der Bevollmächtigte der IG Metall Aschaffenburg , Percy Scheidler. In Bad Neustadt und in Ebern verlagere Valeo die Produktion nach Osteuropa, was den Verlust mehrerer hundert Stellen nach sich zieht.

In Karlstadt habe es die IG Metall geschafft, den Standort der Gießerei zu halten. Arbeitsplatzabbau findet dennoch statt, in Schweinfurt sollen bei ZF 2000 von 10.000 Arbeitsplätzen auf der Kippe stehen. Weiterhin bestehe beim Automobilzulieferer Joyson in Aschaffenburg die Gefahr von Arbeitsplatzverlusten, während die IG Metall bei Magna in Dorfprozelten und Fehrer in Kitzingen Schlimmeres verhindern konnte.

„Die Situationen in den Betrieben ist nicht homogen. Einige fahren zweistellige Renditen ein, andere müssen kämpfen“, beschrieb Scheidler die unübersichtliche Lage. Zeitgleich flössen auch kräftige Investitionen wie bei Bosch-Rexroth am Standort Lohr oder bei Linde in Aschaffenburg.

Für DGB-Mann Firsching Belege einer im Umbruch befindlichen Industrieproduktion, Transformation genannt. Die neue Welt aus Elektromobilität, regenerativer Energieversorgung, dem Einsatz neuer Techniken und Prozesse erfordere neue Produkte, teils andere Qualifikationen und innovative Lösungen. „Den Umbau der Industrie mit dem Ziel, zu unterstützen und Produktionsstandorte und Arbeitsplätze zu sichern, ist Aufgabe von Politik. Wir fordern Wirtschaftsminister Aiwanger auf, sich endlich der Herausforderungen anzunehmen, die die industrielle Transformation mit sich bringt.“

Die Forderung für die anstehende Tarifrunde im Bauhauptgewerbe beläuft sich nach Angaben von Lena Zimmermann auf 500 Euro Lohnerhöhung im Monat. Für die chemische Industrie empfiehlt der Vorstand der IG BCE eine Lohnforderung von sechs bis sieben Prozent für die im Frühsommer stattfindende Tarifrunde , so Marlis Mergenthal, stellvertretende Bezirksleiterin der IG BCE Mainfranken. Die Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie startet im Herbst, weshalb es noch keine konkrete Zahl einer Lohnforderung gibt. red