Druckartikel: „Das Betriebsklima – zum Beispiel in den Küchen – muss besser werden“

„Das Betriebsklima – zum Beispiel in den Küchen – muss besser werden“


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Bad Kissingen, Samstag, 10. August 2024

Viele Betriebe im Kreis Bad Kissingen sind nach wie vor auf der Suche nach Azubis: Bei der Agentur für Arbeit sind noch 420 freie Ausbildungsplätze registriert. Das teilt die Gewerkschaft...


Viele Betriebe im Kreis Bad Kissingen sind nach wie vor auf der Suche nach Azubis: Bei der Agentur für Arbeit sind noch 420 freie Ausbildungsplätze registriert. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit.

„Allein in der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken bieten Unternehmen im Landkreis Bad Kissingen noch 23 Ausbildungsplätze “, sagt Ibo Ocak von der NGG Unterfranken . Das seien allerdings nur die freien Ausbildungsplätze , die bei der Arbeitsagentur gemeldet wurden. „Die meisten Betriebe starten längst eigene Initiativen, um Azubis zu suchen. Und das vor allem digital – über Online-Portale und Social-Media-Kanäle“, so Ocak.

Der Geschäftsführer der NGG Unterfranken rät jungen Menschen, beim Einstieg ins Berufsleben „die Vorteile, die eine Ausbildung bietet, zu erkennen“. Ocak wehrt sich dagegen, dass die duale Ausbildung mittlerweile „unter Wert gehandelt“ werde. „Es ist wie ein Reflex: Wer sein Abi oder die Fachhochschulreife in der Tasche hat, meint studieren zu müssen“, so Ibo Ocak.

Sichere berufliche Basis

Dabei würden gerade Industrie, Handwerk und Dienstleistung im Kreis Bad Kissingen und der Region enorme Chancen bieten. Wer dort eine Ausbildung mache, dem winke in der Regel eine sichere berufliche Basis und oft auch eine prima Karriere. Wichtig sei es allerdings, schon beim Ausbildungsvertrag auf tarifliche Leistungen zu achten.

Die Zeiten, in denen nur ein Studium ein überdurchschnittliches Einkommen garantiere, seien lange vorbei. So werde in vielen Branchen – zum Beispiel in den bayerischen Brauereien – gut verdient. „Außerdem kann auf eine Ausbildung oft auch ein Studium draufgesattelt werden“, sagt NGG-Geschäftsführer Ocak. Eine duale Ausbildung sei „keine berufliche Sackgasse“.

Die NGG Unterfranken kritisiert allerdings eine „bedauerliche Trägheit bei der Nachwuchsförderung“ im Kreis Bad Kissingen . Es werde grundsätzlich zu wenig ausgebildet – in der Gastronomie genauso wie in der Industrie. „Die Wirtschaft braucht einen neuen „Azubi-Mut“.

Die NGG Unterfranken setzt sich außerdem für „höhere Azubi-Standards“ ein: „In den Branchen, in denen es noch kein Azubi-Ticket vom Arbeitgeber gibt, machen wir uns dafür stark. Denn der Weg zur Berufsschule gehört zur Ausbildung. Und den muss keiner aus eigener Tasche bezahlen“, macht Ocak deutlich.

„Pro-Azubi-Push“ gefordert

Vor allem müssten sich aber auch die Betriebe einen deutlichen „Pro-Azubi-Push“ geben: „Je nach Branche ist da schon einiges zu optimieren. Das Betriebsklima – zum Beispiel in den Küchen – muss besser werden. Einen rauen Ton und ein schlechtes Klima im Betrieb lassen sich die Azubis heute nicht mehr gefallen. Im Zweifel wechseln sie den Ausbildungsbetrieb oder sie brechen im schlimmsten Fall die Berufsausbildung ganz ab“, so Ocak.

Außerdem sei es wichtig, dass Azubis eine tarifliche Ausbildungsvergütung bekämen. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt sei eine andere als noch vor einigen Jahren. „Ausbildungsbetriebe suchen händeringend nach Nachwuchs. Wer dabei keine guten Ausbildungsbedingungen bietet, hat als Arbeitgeber verloren“, sagt Ibo Ocak.

Im Übrigen sollten Betriebe deutlich weniger auf die Noten im letzten Schulzeugnis schielen, sondern mehr Gespräche führen und Praktika anbieten: „Oft ist es nämlich der zweite Blick, der dann zur ersten Wahl wird“, erklärt Ibo Ocak in der Pressemeldung. red