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Ausflug auf den Bio-Hof


Autor: Anton Reinhardt

Altenkunstadt, Dienstag, 09. Juni 2020

Auf dem Hof von Benno Fries fühlen sich die Schweine "sauwohl". Davon überzeugte sich der Bund Naturschutz bei einer Exkursion.
Auf dem Anwesen von Benno Fries fühlen sich die Weideschweine verschiedener Hausschweinrassen "sauwohl". Foto: Dieter Fischer


Maineck —  Ein Kontrastprogramm zur industriellen Tierhaltung bot die Exkursion des Bund Naturschutz (BUND). Auf dem Anwesen von Benno Fries und seiner Ehefrau Heidemarie Schellwanich-Fries am Rande von Maineck, umgeben von einer idyllischen Landschaft, fühlen sich zehn Schweine alter Haustierrassen in Freilandhaltung sichtlich wohl.

Artgerechte Tierhaltung ist für die Familie Fries kein Fremdwort. Die einzelnen Schweine der Rassen sind Kreuzungen aus bunt gefleckten "Bentheimern" und "Schwäbisch-Hällischen" sowie "Duroc". Sie haben einen großen Auslauf, dürfen spielen, sich necken und in der Erde nach Fressbarem wühlen. "Sie fühlen sich sauwohl", betonte Benno Fries und informierte: "Schweine sind intelligente Tiere, lernfähig und haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Sie sind wahre Schleckmäuler und suhlen sich gerne im Schlamm, um sich auch im Sommer gegen Sonnenbrand und Mückenstiche zu wappnen." Deshalb werden die Weideflächen auf dem etwa einen Hektar großen Grundstück regelmäßig gewechselt, so dass die Neugier der Tiere gefördert wird und der Boden sich mit dem entsprechenden Bewuchs regenerieren kann. "Außerdem sind wir gesetzlich dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Tiere nicht mit Wildschweinen in Kontakt kommen. Das gewährleistet zum einen ein Elektrozaun um das jeweilige Weideareal, zum anderen ein Wildschutzzaun um das gesamte Grundstück." Die Weideschweinhaltung sei allerdings in Deutschland noch die große Ausnahme, meinte Fries. Er hob hervor, dass die Haltung von Schweinen in Deutschland zum großen Teil in sogenannten intensiven Haltungssystemen erfolge. "Vor allem in den neuen Bundesländern, wie beispielsweise in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, sind gigantische Anlagen in der Größenordnung von 15 000 bis 85 000 Schweineplätzen in Planung." Der Hobby-Schweinehalter möchte damit nichts zu tun haben.

Liebe zur Bio-Landwirtschaft

Bei ihm spürt man die Liebe zu den Geschöpfen, er führt seine kleine Bio-Landwirtschaft nach den strengen Demeter-Kriterien. Er lässt die schlachtreifen Tiere in der näheren Region von Metzgern, die er gut kennt, schlachten. Seine Kunden kommen meist aus der Umgebung und seien gerne bereit, für gute Qualität auch mehr zu bezahlen. Ganz nach der Devise: "Lieber weniger Fleisch essen, dann aber in hervorragender Qualität." Tierarzt Dr. Klaus Prell wies darauf hin, dass in Deutschland in Großmastanlagen mit minimalem Platzangebot für das einzelne Tier und hoher Krankheitsanfälligkeit jährlich 60 Millionen Schweine geschlachtet werden, die in sechs bis sieben Monaten ihr ideales Schlachtgewicht erreichen müssten.

Die Teilnehmer der Exkursion horchten auf, als sie erfuhren, dass ein Drittel des so erzeugten Schweinefleisches in der Produktionskette bis zum Verbraucher in der Mülltonne landete. Tröstlich sei, dass weltweit die kleinbäuerliche Landwirtschaft zwei Drittel der Welternährung sicherstelle, die großindustrielle Landwirtschaft aber nur ein Drittel. Durch sein Kaufverhalten könne der Verbraucher Einfluss auf die Art und Weise der Nahrungsmittelerzeugung nehmen. Jedoch verhalte man sich bei Meinungsumfragen oft ganz anders als beim Einkauf im Discounter, wo meist nur auf den niedrigen Preis geachtet werde, anstatt auf die Qualität der Lebensmittel, die Herkunft und den Weg vom "Acker bis auf den Teller".