Druckartikel: Aus Zoff wird Lebensgefahr

Aus Zoff wird Lebensgefahr


Autor: Rainer Lutz

Coburg, Mittwoch, 17. März 2021

Mountainbiker bauen illegal Sprungschanzen auf Trampelpfade. Das stört Waldbesucher, die ihnen brandgefährliche Fallen stellen. Der Forstbetrieb reagiert.
Bäume als Sturzfalle bringen leben in Gefahr.


Der Wald sollte für alle da sein. Per Gesetz ist er das. Doch es tummeln sich sehr verschiedene Interessengruppen unter dem Blätterdach, und die sind sich nicht immer ganz grün. Im Bausenberg spitzt sich gerade ein Konflikt zwischen radikalen Spaziergängern und unbelehrbaren Mountainbikern zu. Die Radler wollen nicht aufhören, ordnungswidrig zu handeln. Ihre Gegner trachten ihnen sogar nach dem Leben. Zwischen beiden steht der Forstbetrieb Coburg der Bayerischen Staatsforsten, der weder den einen noch den anderen ihr Verhalten erlauben darf.

"Wenn es nicht gelingt, dass alle aufeinander Rücksicht nehmen, müssen wir dicht machen", sagt Försterin Miriam Janthur, die als Revierleiterin für den Bausenberg zuständig ist. "Mit Appellen sind wir langsam am Ende", stellt Albert Schrenker, Leiter des Forstbetriebs Coburg der BaySF, fest. Appelle sollten im vergangenen Sommer helfen, den Frieden im Wald wieder herzustellen. Damals beschwerte sich ein Waldbesucher, dass auf Wanderwegen Sprunghügel und ausgebaute Steilkurven zu finden waren. Die Beschwerde ging gleich direkt ans Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

"Nachdem wir von den illegalen Bauten für die Downhillfahrer erfahren haben, mussten wir sie entfernen", stellt Albert Schrenker klar. Doch es kamen immer wieder neue Bauten. Ordnungswidrigkeiten, die nun bei den Gegnern der Radler zu drastischen Maßnahmen führten. Nagelbretter wurden eingegraben, die die Downhiller aus dem Sattel holen sollten. Die Täter nahmen Stürze in Kauf, die lebensgefährlich enden können. Straftaten.

Immer wieder tauchten kleine Bauwerke auf, die den Radlern ihren Spaß an der Abfahrt vergrößern sollten, und die Strecke wurde sogar in Internetforen bekannt gemacht und regelrecht markiert. Immer wieder gingen beim Ministerium Beschwerden eines Waldbesuchers ein. Immer wieder wurden Hindernisse entfernt. Und - immer wieder fanden sich gefährliche Fallen. "Junge Bäume von beiden Seiten des Pfades wurden zusammengezogen und mit Draht fest verbunden", beschreibt Miriam Janthur die Vorgehensweise der Täter. Auch da ist klar, dass schwere Stürze und Verletzungen bis hin zur Lebensgefahr zumindest in Kauf genommen werden.

Sperrung unvermeidbar

"Es sind nur einige wenige, die völlig unbelehrbar sind, unter den Mountainbikern", ist Miriam Janthur überzeugt. Um gefährliche Zwischenfälle zu vermeiden, seien es Stürze der Radler, seien es Zusammenstöße mit Spaziergängern, blieb der Revierleiterin keine andere Möglichkeit, als die illegalen Pisten zu sperren. Schilder, die darauf hinweisen, dass die schmalen Pfade nicht mehr mit Fahrzeugen befahren werden dürfen, werden aber immer wieder abgerissen.

Zudem weichen die Unbelehrbaren dann aus und schaffen sich völlig neue Bahnen. "Da ist der Verstoß dann aber viel schwerwiegender, wenn abseits der Wege durch den Bestand gefahren wird", erklärt Miriam Janthur. Zumal der Bausenberg FFH-Gebiet ist.

Nur breite Wege sind geeignet

Nun sind Radfahrer wie alle anderen Nutzer der bayerischen Wälder dort grundsätzlich willkommen. Doch es ist festgeschrieben, dass sie nur auf "geeigneten Wegen" fahren dürfen. Laut Staatsministerium sind das alle Wege, die auch mit einem Pkw befahren werden können. Dann ist von einer Breite auszugehen, die es ermöglicht, dass Radler und Spaziergänger aneinander vorbei kommen. Die schmalen Pfade im Bausenberg kommen da also eh nicht infrage. Albert Schrenker würde gern den Downhillern eine Möglichkeit bieten, wo sie legal ins Tal brettern können. "Das ist schwierig, wir haben im Forstbetrieb kaum ein Gelände, das dafür infrage käme", sagt er. Dass Verbote das Problem lösen können, glauben die Verantwortlichen des Forstbetriebs nicht. Sie werden wohl eher zu einer Verlagerung des Problems führen. Und die Radler sind ebenso wie die Spaziergänger seit Beginn der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie nicht weniger geworden. Im Gegenteil. "Mangels anderer Freizeitmöglichkeiten kommen immer mehr Menschen in den Wald", beobachtet Albert Schrenker. Das wäre aus Sicht der Forstpolitik auch wünschenswert, ein friedliches Miteinander vorausgesetzt - von allen Beteiligten.