Druckartikel: Aus der bewegten Geschichte eines "saxy" Instruments erzählt und gespielt

Aus der bewegten Geschichte eines "saxy" Instruments erzählt und gespielt


Autor: Monika Schütz

Bad Staffelstein, Donnerstag, 11. März 2021

Ein Instrument, das mit dem Metallkörper sehr viel robuster ist als Holzblasinstrumente. Eines, das leise, anschmiegsam und säuselnd, genauso aber laut und durchdringend quietschen und tönen kann. Es ...
Für jeden Anlass die richtige Größe: Insgesamt acht verschiedene Instrumente gehören zur "Sax-Familie". Foto: Monika Schütz


Ein Instrument, das mit dem Metallkörper sehr viel robuster ist als Holzblasinstrumente. Eines, das leise, anschmiegsam und säuselnd, genauso aber laut und durchdringend quietschen und tönen kann. Es war 1842, als Adolphe Sax in der damaligen Musikmetropole Paris seine Erfindung vorstellte.

Und es war der Donnerstagabend im Kurpark Bad Staffelstein, als Johannes Neuner und Jan Burdinski diesen großartigen belgischen Erfinder einem begeistert lauschenden Publikum vorstellten. Das Leben des 1814 geborenen Adolphe Sax und das nach ihm benannte Blasinstrument standen im Mittelpunkt des Rückblicks des Fränkischen Theatersommers.

Ein dankbares Instrument

Die Idee zu dieser "Saxofon-Revue" stammte von Johannes Neuner. Er ist Musiklehrer an der Berufsfachschule für Musik im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg. "In einem Jahr kommt man schon weit, das Saxofon ist ein dankbares Instrument, wenn man es lernen möchte", erklärte er den Zuhörern die verschiedenen Typen des von Sax erfundenen Instrumentes. Es war verpönt, sah es doch mit seinem weiten offenen Trichter und seinem festen langen Rohr sinnlich und phallisch zugleich aus. "Schmeichelhaft weich konnte man es spielen, sozusagen sexy mit a, also saxy", erzählte Neuner aus der bewegten Geschichte dieses außergewöhnlichen Instrumentes. Genau wie im Leben des Erfinders Sax gab es bei der Präsentation und Akzeptanz des Saxofons damals viel Aufregung. Nicht nur die Form machte es verdächtig, auch die Klangbreite und die voluminöse wie zarte Stimme. 

Vor allem im Freien besticht das Saxofon durch kraftvolle Intensität - ein Umstand, den sich nach langem Hin und Her die Militärmusik zunutze machte. Sax brauchte einen langen Atem, bis seine Erfindung von der Bevölkerung und auch von anderen Instrumentenbauern angenommen wurde. "Armseliger Schüler, Fälscher, Intrigant" waren noch die harmlosesten Bezeichnungen für den Mann, der mit zehn Geschwistern aufwuchs und in der Kindheit mehrere Male nur knapp dem Tode entronnen war. Schlimme Treppenstürze, Vergiftungen, eine verschluckte Stecknadel und mehrere böse Verbrennungen, nicht zuletzt ein Ziegelstein, der dem kleinen Adolphe auf den Kopf fiel, und zeitlebens als Narbe sichtbar blieb, prägten seine Lebenseinstellung, machten Adolphe kämpferisch, ausdauernd und ein bisschen demütig zugleich.

Über 20 000 Instrumente gebaut

Immer wieder präsentierte Johannes Neuner musikalisch die Kompositionen aus der damaligen Zeit, unterbrach damit auf höchst unterhaltsame Weise die Lebensgeschichte, die der Intendant des Fränkischen Theatersommers, Jan Burdinski, vortrug. Sax' Werkstatt mit zeitweilig 100 Mitarbeitern soll über 20 000 Instrumente gebaut haben. Ein dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg war Adolphe Sax hingegen nicht vergönnt: Er musste mehrfach Konkurs anmelden und starb verarmt. Am 6. November 1814 wurde Antoine Joseph Sax im belgischen Dinant geboren, am 7. Februar 1894 verstarb er in Paris.

Die vielen Zuhörer lernten auch das Instrument in all seinen Nuancen kennen. Nicht zuletzt deswegen, weil nicht nur ein Modell, sondern alle acht von Sax erfundenen Sax-Instrumente vorgestellt wurden: Sopranino, Sopran, Alt, Tenor, Bariton, Bass, Kontrabass und Subkontrabass. Tenor- und Alt-Saxofon waren ziemlich bekannt, ungewöhnlich in der Form hingegen das Bass-Saxofon, das nur im Sitzen gespielt werden kann, das leichte Sopran-Saxofon, das Bariton-Sax und die Sax-Bass-Klarinette. Neuner beherrschte sie alle: der "Bolero" von Ravel, Dizzy Gillespie, Swing, Jazz und die kräftig gespielte Marseillaise entzückten die Gäste.

Kräftigen Applaus gab es für den Saxofon-Klassiker schlechthin: "In the mood". Wie mitreißend war doch der Abend im Kurpark mit dieser außergewöhnlichen Präsentation.