Aus dem Forchheimer Tagblatt vor 100 Jahren - März 1917
Autor: Redaktion
Forchheim, Donnerstag, 02. Februar 2017
Schneefall: Forchheimer Storch ist traurig Gestern hatten wir wieder starken Schneefall und es gab wieder Schneeverwehungen in der Fränkischen Schweiz. Der ...
Schneefall: Forchheimer Storch ist traurig
Gestern hatten wir wieder starken Schneefall und es gab wieder Schneeverwehungen in der Fränkischen Schweiz. Der Forchheimer Storch sitzt traurig auf seinem Nest am alten Rentamtsgebäude und lässt seine Flügel hängen.
(Forchheim, 1. März)
Reservist findet
den "Heldentod"
Auf dem Felde der Ehre ist gefallen der Reservist Georg Neukam von Bammersdorf. Ein eigenartiges Geschick ist es, dass dessen älterer Bruder vor Jahresfrist an gleicher Stelle und unter ähnlichen Umständen den Heldentod gefunden hat, sodass beide brüderlich vereint im gleichen Friedhof in Frankreich in fremder Erde ruhen.
(Bammersdorf, 3. März)
Scharen von Wildgänsen beobachtet
Ganze Scharen von Wildgänsen haben in den letzten Wochen unsere Gegend überflogen. Vor einigen Wochen zogen die nordischen Gäste von Nordosten nach Westen und seit einigen Tagen kehren sie wieder zurück. Es sind mehrere Hunderte dieser Vögel, die in großer Höhe im Kettenflug dahin schweben. Wehe der Wintersaat, in welcher solche gefräßigen Tiere einfallen.
(Vom Aischgrund, 2. März)
Anmeldung zur Landsturmrolle
Durch den Aufruf des Landsturms vom 2. Juni 1915 ist die ganze jüngste Jahresklasse des Landsturms I. Aufgebot betroffen worden, soweit die Aufgerufenen das 17. Lebensjahr bereits vollendet haben oder dieses vollenden werden.
Demzufolge werden die Angehörigen des Geburtsjahres 1900 wehrpflichtig und haben sich im städtischen Wehr-Amt sofort zur Eintragung in die Landsturmrolle anzumelden, wozu hier die Aufforderung ergeht. Bei Nichtbeachtung ist Bestrafung angezeigt.
(Strecker, Hofrat,
Forchheim, 7. März)
Deutsche Soldaten
in Gefangenschaft
17 000 deutsche Soldaten sind in Russland als Gefangene schon umgekommen, diese Frage hat man im Reichstag eingebracht. Besonders schlimm ist es im Gefangenenlager zu Totzkin, wo viele Leichen im gefrorenen Zustand übereinander liegen und niemand sich um sie kümmert.
(Berlin, 9. März)
Brennende Kohlen
im Klassenzimmer
Glücklich abgelaufen ist der Leichtsinn eines Forchheimer Mädchens. In einem Klassenzimmer der Mädchenschule hantierte ein Mädchen am Ofen, hierbei sind brennende Kohlen herausgefallen. Diese sammelte das Kind in seine Schürze, welche Feuer fing und deshalb die Kleidung in Brand setzte. Hinzukommende Personen konnten Mittels Decken das Feuer ersticken und die Gefahr gottlob abwenden. Das Mädchen selbst kam mit den Schrecken davon.
(Forchheim, 16. März)
Die sechste
Kriegsanleihe
Im Schützengraben bei eisiger Kälte, bei glühender Hitze, in Lehm und Dreck, in Nässe und Regen, wenn nach wochenlangem höllischen Trommelfeuer der rasende Feind zum Sturme rannte und an unserer Helden sieghafter Wehr sich blutige Schädel holte? So wenigstens jetzt dabei, wenn es gilt, im sichern Schoß der Heimat ohne Gefahr für Leib und Leben am großen Ziele mitzuwirken. Es geht der großen Entscheidung entgegen. Wer Kriegsanleihe zeichnet, verkürzt den Krieg, beschleunigt den Frieden. Wer aber jetzt noch dem Vaterland engherzig sein Geld vorenthält, demselben Vaterland, dem unsere Söhne, Väter und Brüder ihr Leben opfern, der hilft unseren Feinden. Die 6. Kriegsanleihe ist eine Urkunde die jeder besitzen muss!
(Forchheim, 24. März)
Notlandung beim
Ludwig-Kanal
Gestern nachmittags musste zwischen dem Ludwig-Kanal und der Regnitz in der Nähe von Kersbach ein Flugzeug notlanden. Das Fluggerät, bei welchem der Motor brannte, wurde, da es nicht mehr aufsteigen konnte, mit dem Fuhrwerk nach Forchheim gebracht und mit der Bahn abtransportiert.
(Kersbach, 24.März)
Beförderung zum
Oberleutnant
Zum Oberleutnant mit Patent vom 16. Januar 1917 wurde befördert Herr Leutnant der Reserve Thomas Weiler, der Sohn des Forchheimer Fabrikanten August Weiler, vom 19. Infanterieregiment.
(Forchheim, 26. März)
Falscher Beamter such nach Lebensmitteln
Der Polizeibericht meldet: In letzter Zeit hat in Forchheim ein falscher Beamter nach Lebensmittelvorräten gesucht und der Landbevölkerung vor den Stadttoren die Lebensmittel abgenommen. Die Einwohnerschaft wie auch die Umgebung werden auf diesen Betrüger aufmerksam gemacht, mit dem Bemerken, dass innerhalb der Stadt nur von der Lebensmittelkommission Beauftragte diese Kontrollen durchführen dürfen.
(Forchheim, 27. März)
Erinnerung an die
sechste Kriegsanleihe
Söhne, zücket euer Schwert! Eltern gebt euer Geld! Schlagt beide gemeinsam den Feind!
(Forchheim, 30. März)
Mühlenbesitzer ermahnt Selbstversorger
Es ist verboten, dass Selbstversorger mehr Getreide zur Mühle schaffen als auf ihren Mahlschein bezeichnet ist, und es werden dieselben gebeten, das Verbot zu beachten.
(Mühlenbesitzer David Löhr, Forchheim, 31. März)
Textzusammenstellung:
Rainer Kestler
Stadtarchiv Forchheim