Auge in Auge mit Mephisto
Autor: Gerda Völk
Lichtenfels, Montag, 22. Dezember 2014
Aufführung Die Berliner Performance-Künstlerin Bridge Markland gastierte mit ihrem Ein-Frau-Theater-Stück "Goethes Faust - erster Teil" im Lichtenfelser Gymnasium. Die Schüler waren beeindruckt von der Vorstellung.
von unserer Mitarbeiterin Gerda Völk
Lichtenfels — Er hat das Buch gelesen, auch das Theaterstück kennt er, erzählt der Schüler des Meranier-Gymnasiums. So richtig begriffen hat er die Geschichte um Mephisto, Faust und Gretchen jedoch erst in den beiden letzten Schulstunden vor den Ferien. Nicht dass Goethes Faust auf dem Unterrichtsplan stand - vielmehr war die Performance-Künstlerin Bridge Markland mit ihrem Ein-Frau-Theater-Stück "Goethes Faust - erster Teil" zu Gast im Gymnasium.
Bridge Markland kommt aus Berlin und tourt seit Jahren mit ihrer "Classic in the Box"-Reihe durch die Welt. Besagte Box ist 1,10 mal 1,10 Meter groß. Darin befinden sich alle Handpuppen und was die Künstlerin sonst noch zur Darstellung ihrer Geschichte um Faust und Gretchen braucht. Das Besondere an ihrer "Faust"-Adaption ist die bunte Mischung aus Pop, Schlager und Hardrock, mit der die Handlung in Szene gesetzt wird.
Bridge Markland zeigt eine Art Playback-Kasperletheater mit allem, was Peter Maffay, Grethe Weiser, Marius Müller-Westernhagen, Madonna, Freddy Quinn und Led Zeppelin zu Faust beisteuern können.
Nicht dass die Performance-Künstlerin jetzt allen handelnden Figuren ihre Stimme leihen würde, diese kommen größtenteils vom Band. Bridge Markland selbst bewegt nur die Lippen. Dafür schlüpft sie in die Rolle des Mephisto und verführt Faust mit diabolischen Grimassen zu allerhand Unfug. Als Gretchen mit gelber Zopfperücke ist die Künstlerin allerdings doch etwas gewöhnungsbedürftig. Ihr Gretchen hat wenig mit dem zarten, unschuldigen Mädchen zu tun, das letztlich völlig verwirrt im Kerker endet.
An Fahrt und Tempo gewinnt die Handlung durch die eingespielte Musik, allerdings sind meist nur wenige Sequenzen zu hören.
Während Mephisto und Faust einen Pakt schließen, singt die Erste Allgemeine Verunsicherung "Das Böse ist immer und überall".
Beim ersten Treffen von Faust und Gretchen tönt "Pretty Woman" und eine Abwandlung von Lucilectrics "Weil ich 'n Mädchen bin" vom Band. Als es Faust schließlich gelingt, Gretchen zu verführen, wird dies ziemlich konträr mit Elvis Presleys schwülstigen "Love Me Tender" und dem Ärzte-Song "Männer sind Schweine" untermalt. Alle Songs kommen lippensynchron zur Aufführung.
Es überrascht, wie gut und treffend viele der modernen Songs sich für Goethes Faust eignen. Sozusagen Faust für die Generation Popmusik.
Seit den 90er Jahren ist Bridge Markland mit der "Box" unterwegs. Erst als Performance-Künstlerin, Jahre später auch in der Klassikversion. Mittlerweile liegt "Faust in the Box" sowohl in deutscher als auch in einer englischsprachigen Fassung vor. Mit beiden ist Bridge Markland auch in den USA unterwegs, bislang an insgesamt 21 Orten.
Diese Form des Klassikers um Faust, der seine Seele dem Teufel verkauft und das arme Gretchen ins Unglück stürzt, kam bei den Schülern in Lichtenfels gut an.