Druckartikel: Auftritt, der ans Herz ging

Auftritt, der ans Herz ging


Autor: Mathias Erlwein

Forchheim, Sonntag, 01. Mai 2016

Landtagspräsidentin Stamm kam zum Festakt der Lebenshilfe Forchheim nach Eggolsheim .


Mit einem dreistündigen Festakt feierte die Lebenshilfe Forchheim in der Eggerbachhalle in Eggolsheim ihr 50-jähriges Bestehen. Unter den vielen Ehrengästen waren auch die beiden Landtagsabgeordneten Michael Hofmann (CSU) und Thorsten Glauber (FW). Vorsitzender Rolf-Christian Platzek hieß besonders die Landtagspräsidentin Barbara Stamm, in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Lebenshilfe-Landesverbandes Bayern, willkommen. Mit dem Lied "An Tagen wie diesen" begrüßten die Kinder und Jugendlichen der Lebenshilfe die Gäste musikalisch.
Als gastgebender Bürgermeister freute sich Claus Schwarzmann, dass die große Geburtstagsfeier in der Marktgemeinde abgehalten wurde. "Es ist uns eine Freude und Ehre zugleich, selbstverständlich wird für den Festakt die Halle kostenlos zur Verfügung gestellt", so Schwarzmann. Durch das umfangreiche Programm führte Klaus Hellmerich. Es war in drei Teilbereiche "Gestern - Heute - Morgen" aufgegliedert. Der Rückblick in die Vergangenheit oblag dem Vorsitzenden. Er hob darin die wichtigsten Persönlichkeiten in der 50-jährigen Geschichte - vom Gründungsvorsitzenden Franz Kraus über dessen Nachfolgerin Gisela Böcker bis hin zu Gudila Fraufrau von Pölnitz heraus. Dabei vergaß Platzek auch nicht, einzelne, im Hintergrund wirkende Persönlichkeiten, in Erinnerung zu rufen. Nur über sein eigenes, 34-jähriges Wirken an der Vereinsspitze verlor er kein Wort. Obwohl Platzek die Lebenshilfe in über drei Jahrzehnten seines Wirkens wohl am entscheidendsten geprägt hat. Nicht umsonst bekam er dafür erst jüngst das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Am Ende seiner Rede richtete er noch Wünsche und Hoffnungen an die Festgäste. Von der Politik wünschte er sich kein "Finanzierung nach Kassenlage", sondern finanzielle Mittel ohne Vorbehalte; die Verwaltung möge ihre Entscheidungsspielräume mehr zu Gunsten der Träger und damit letztlich zur Unterstützung der Menschen mit Behinderung nutzen. Und er hatte einen Appell an die vielen Spender: "Vergesst uns nicht, es gibt noch viel zu tun".
Erfreulich kurz hielt der zweite Bürgermeister Franz Streit (CSU) sein Grußwort, denn er hatte gar keines vorbereitet. Eigentlich stand Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) als Redner auf dem Programm. "Es gab offenbar Verständigungsschwierigkeiten", so Streit. Da aber "der Onkel mit dem Geld immer jedem lieber ist, als die Tante mit Gesangbuch", übergab er ohne große Worte den Spendenscheck der Stadt.
Wortgewaltiger trat dafür Barbra Stamm ans Rednerpult. Sie spannte einen weiten Bogen von den "großartigen Menschen, die sich in der Lebenshilfe engagieren", den Erfolgen von den Anfängen bis hin zu zur Inklusion, die heute keiner mehr infrage stelle. Sie ging auch auf das Teilhabegesetz ein, das ihrer Ansicht nach mehr auf den einzelnen Menschen zugeschnitten werden müsse, und appellierte an die Politiker, sich bei ihren Entscheidungen mehr zu hinterfragen: "Was würde ich wollen, wenn ich an deren Stelle bin?". Sie dankte auch den vielen Eltern, die zur Gründungszeit aufgestanden seien für die Rechte ihrer Kinder mit Behinderung. "Inklusion kann man nicht verordnen, sie muss gelebt werden. Sie muss von Herzen kommen", so Stamm. An den Vorsitzenden Rolf-Christian Platzek überreichte sie am Ende ihrer Rede die Medaille des Freistaates.
Die Präsentation über das "Heute" übernahmen die Geschäftsführer der Lebenshilfe-Werkstätten Norbert Fischer und Wolfgang Badura. 180 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt die Lebenshilfe, sie betreuen mehr als 600 Personen. Das Jahresumsatzvolumen beträgt 9,5 Millionen Euro. Eindrucksvolle Zahlen. Die Lebenshilfe ist Träger einer Kinderkrippe, Frühförderung, Tagesstätte, Schule, Ambulant betreutes Wohnen und ab September auch eines integrativen Kindergartens. "Die Lebenshilfe Forchheim hat sich kontinuierlich von einer beschützenden zu einer offenen Einrichtung gewandelt", so der Geschäftsführer.


Blick auf das Morgen

Den Ausblick auf das "Morgen" übernahm der zweite Vorsitzende, Landrat Hermann Ulm (CSU). Er packte die Zukunftsentwicklung in fünf Überschriften: Schritthalten der Dynamik der Entwicklung, Reform durch das Bundesteilhabegesetz; weiteren Einsatz für eine inklusiv gestaltete Lebenswelt, Modernisierung der Gebäude und der Konzepte sowie das Wohlwollen für den Verein.
Der Schlusspunkt des Festaktes blieb den Kindern und Jugendlichen der Lebenshilfe vorbehalten. Ihr Lied "Wir wünschen euch ein geiles Leben" von Glasperlenspiel riss die vielen Gäste von den Stühlen, alle sangen und klatschten mit. Ein Auftritt, der ans Herz ging.