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Aufatmen in einer schweren Zeit


Autor: Jürgen Valentin

Windischenhaig, Donnerstag, 20. Februar 2020

Das Orkantief "Sabine" hinterließ im Landkreis Kulmbach weit weniger Schäden als befürchtet. Doch Klimawandel, Schädlingsbefall, Waldumbau und Holzvermarktung bereiten weiter Sorge.
Riesige Holzpolter sind mittlerweile ein vertrautes Bild an den Waldrändern. Derzeit herrscht ein Überangebot. Foto: Jürgen Valentin


Aufatmen bei den heimischen Waldbesitzern: Das als Monstersturm angekündigte Orkantief "Sabine" entpuppte sich zwar als ein heftiges und lang andauerndes Unwetter, hatte aber längst nicht die zerstörerischen Ausmaße wie einst "Wiebke" (1990), "Lothar" (1999) oder "Kyrill" (2007). Nach einer ersten Bestandsaufnahme gab es in der letzten der insgesamt zehn Gebietsversammlungen der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kulmbach/Stadtsteinach in der Gaststätte Hereth in Windischenhaig Entwarnung.

Natürlich verursachte auch "Sabine" Schäden. Die sind aber überschaubar und führen nicht zu der befürchteten weiteren Verschärfung der ohnehin prekären Situation in den Wäldern im Landkreis Kulmbach. "Es scheint keine flächigen Würfe gegeben zu haben", berichtete Arnim Scheiblhuber. Der Forstoberinspektor stellte sich ebenso wie der aus Nurn stammende Florian Beyerwald als neuer Mitarbeiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kulmbach vor.

Neues Personal

Während Scheiblhuber die Nachfolge von Frank Hömberg als Leiter des Forstreviers Burghaig angetreten hat, kümmert sich Beyerwald um die Belange des Im- und Exports. Zudem unterstützen beide die WBV, die vor großen Herausforderungen steht. Aktuell kümmert sich WBV-Geschäftsführer Theo Kaiser zusammen mit den Förstern Jerrit Biewald (Vollzeit) und Carmen Beetz (Teilzeit) sowie mit der Stadtförsterin und WBV-Vorsitzenden Carmen Hombach um das Tagesgeschäft. Ab März gibt es weitere Unterstützung durch eine Bürokraft, am 1. August nimmt dann ein Forsttechniker seine Arbeit in der WBV-Geschäftsstelle in Langenstadt auf. Damit sollen die Lücken geschlossen werden, die durch den Weggang des langjährigen Försters Ingo Krause und einer weiteren Vollzeitkraft 2019 entstanden sind.

Klimawandel, Schädlingsbefall, Waldumbau, Holzvermarktung - diese Schlagworte werden in den nächsten Jahren das Tun der WBV bestimmen. In einigen Teilbereichen ist aus forstwirtschaftlicher Sicht noch nicht einmal endgültig geklärt, wie sich die Problematik lösen lässt, was ständige Anpassungen zur Folge haben wird. Geforscht wird unter anderem noch daran, welche Baumarten zukunftssicher und am besten für den durch den Klimawandel verursachten Waldumbau geeignet sind.

Schadholz muss raus

Immerhin soll es vom Staat mehr Geld für die durch die Hitzesommer 2018 und 2019 arg gebeutelten Waldbesitzer geben, tritt ab März doch eine neue Förderrichtlinie in Kraft. Über die detaillierte Ausgestaltung gibt es aktuell allerdings noch keine verlässlichen Informationen. Trotzdem sind die Waldbesitzer jetzt schon aufgerufen, ihre Bestände auf Schädlingsbefall zu überprüfen und Schadholz schnellstmöglich zu entfernen.

Laut Arnim Scheiblhuber wird bereits ab Mitte April mit der ersten Schwärmperiode gerechnet. Die Schädlingsproblematik habe sich im vergangenen Jahr weiter zugespitzt, der Befallsschwerpunkt ins dunkle Waldinnere verlagert.

Gefordert sind Waldbesitzer nicht nur bei der Schädlingsbekämpfung und Schadholzbeseitigung, sondern sie müssen auch ihre Verkehrssicherungspflichten vor allem an öffentlichen Straßen und Wegen erfüllen, was regelmäßige protokollierte Kontrollen zur Folge hat. Damit nicht genug: Auch bei der Neubepflanzung von gerodeten Schadflächen gibt es hinsichtlich der Planung, Flächenvorbereitung, Begleitwuchsregelung sowie dem Verbiss- und Fegeschutz einiges zu beachten.

Neuer Pilz bereitet Sorge

Details hierüber gab es von Förster Jerrit Biewald, der den Waldbesitzern auch empfahl, sich vor Neuaufforstungen frühzeitig mit den zuständigen Jagdpächtern in Verbindung zu setzen. Auf Gesundheitsgefahren bei der Waldarbeit wies Carmen Hombach hin. Gefahr drohe nicht mehr nur vom Eichenprozessionsspinner, sondern auch durch das von Feldmäusen übertragene Hantavirus und neuerdings durch die Rußrindenkrankheit. Dieser Pilz befällt vor allem Ahornbäume, die unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in Müllverbrennungsanlagen entsorgt werden müssen. Im vergangenen Jahr gab es den ersten Fall im Landkreis.

Gute und schlechte Nachrichten

Gute und schlechte Nachrichten hatte Geschäftsführer Theo Kaiser parat. Vor allem die Preisentwicklung bei der Holzvermarktung bereitet den in der WBV organisierten Besitzern von Privat- und Körperschaftswäldern große Sorgen. "Die Situation ist ernüchternd: Es gibt viel zu viel Holz, die Preise sind im Keller", berichtete er. So habe es 2019 bundesweit einen rekordverdächtigen Schadholzanfall von über 66 Millionen Festmetern gegeben - gut für die Sägewerke, "die überversorgt sind", schlecht allerdings für die Holzverkäufer, die Tiefpreise verkraften mussten.

Dass das Ergebnis nicht noch schlechter ausfiel, lag an der guten Baukonjunktur und der ansprechenden Nachfrage aus dem Dienstleistungsbereich, die den Schnittholzabsatz stützten. Ertragreiche Geschäfte ließen sich lediglich mit dem Verkauf von Brennholz realisieren. Zufrieden waren zudem die Verkäufer bei der Nadelwertholz-Börse in Himmelkron, wo ordentliche Erlöse erzielt wurden.

Langfristige Verträge helfen

Dass die Jahresbilanz dennoch einigermaßen erträglich ausfiel, lag an den langfristig abgeschlossenen Verträgen mit den regionalen Sägewerken. Rückläufige Zahlen gab es bei der Pflanzenvermittlung, was Kaiser auf die mitunter deprimierenden Erfahrungen der Waldbesitzer in den vergangenen beiden Jahren zurückführte.