Auf Wildschweinjagd mit Drohne
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
Lopp, Mittwoch, 08. Juli 2015
Landwirtschaft Der Maschinenring Kulmbach bietet seinen Mitgliedern eine neue Technik an. Mit dem High-Tech-Gerät von Lutz Focke könnten auch Rehkitze in Feldern aufgespürt werden.
von unserem Mitarbeiter
stephan herbert fuchs
Lopp — Was die Technik angeht, wäre die Drohne von Lutz Focke aus Kulmbach sofort überall einsetzbar. Es sind nur die Kosten, die den Einsatz bei den meisten Landwirten noch als Zukunftsmusik erscheinen lassen. Doch bis zu einer möglichen Serienreife sei bislang jede Technik erst einmal sehr teuer gewesen, sagt Werner Friedlein, Geschäftsführer des Maschinenrings Kulmbach. Deswegen werde man sich der neuen Technik nicht verschließen. Beim Pflanzenbautag in Lopp bei Kasendorf stellte Lutz Focke die Drohne den Kulmbacher Landwirten erstmals im praktischen Einsatz vor.
Ziel ist es, mit Hilfe einer an der Drohne befestigten Wärmebildkamera Schwarzwild aufspüren zu können. Die Vorführung der Drohne steht auch im engen zeitlichen Zusammenhang mit einem Vorfall bei Affalterhof, bei dem ein Landwirt drei Rehkitze zu Tode gemäht hatte.
Der Vorfall schlug hohe Wellen, die Tierschutzorganisation Peta hatte sogar Anzeige erstattet. "Wir wollen mit der Drohnenvorführung zeigen, dass wir handeln und über Lösungsmöglichkeiten nachdenken", so Werner Friedlein.
In zahlreichen Berichten wurden in der Folge des Vorfalls Flugdrohnen, die alternativ je nach Anzahl der Rotoren auch als Quadrokopter, Hexakopter oder Oktakopter bezeichnet werden, in Verbindung mit Wärmebildkameras gefordert. Tatsächlich könne die Drohne für die Suche nach Rehkitzen genauso wie für die Suche von Fehlern in Photovoltaikanlagen oder für die Suche von Minderpotenzialen im Ackerbau eingesetzt werden, sagte Lutz Focke.
Focke, der aus dem Modellbaubereich kommt, bietet die Drohne nicht nur als Dienstleistung über seine Firma LF-Technik an, er hat das etwa 20 000 Euro teure High-Tech-Gerät auch selbst konstruiert. Drei Jahre habe die Entwicklung gedauert.
Nicht nur in Verbindung mit einer Wärmebildkamera zum Aufspüren von Wild sei die Drohne für die Landwirtschaft interessant, auch zur Bewässerungskontrolle, Schädlingsbekämpfung oder Beobachtung bei Waldbrandgefahr.
250 Euro pro Stunde
Das alles hat natürlich seinen Preis. Pro Stunde verlangt er im Schnitt 250 Euro. Dafür lässt er seine Drohne in einer Höhe von 100 Metern (möglich wären bis zu 1000 Meter), über ein bis zwei Hektar Ackerfläche fliegen, während auf einem Monitor das Livebild zu sehen ist. "Wir finden jedes Tier selbst im Mais", sagt er. Mit seinem Hund habe er das schon getestet. "Freilich ist der Preis ein Hemmnis", sagt Werner Friedlein. Er könnte sich aber vorstellen, dass bei einer stärkeren Nachfrage der Preis sinkt.
Auf jeden Fall soll die Drohne allen Mitgliedern künftig angeboten werden.
Beim Pflanzenbautag in Lopp wurde nicht nur die Drohne vorgeführt. Das Kulmbacher Landwirtschaftsamt und das Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung stellte auch die dortigen Sortenversuche vor und der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach präsentierte die Arbeits- und Funktionsweise einer Körnernassmühle.