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Auf ein Bier mit den Eltmannern


Autor: Andreas Lösch

Eltmann, Freitag, 21. Juli 2017

Die Eltmanner Biertage haben in 25 Jahren an Beliebtheit nichts eingebüßt, die Brauereienvielfalt der Stadt dagegen schon. Im Gespräch: Festbegründer Peter Klein, der Braumeister im Ruhestand, Leo Thein, und einige Bewohner aus den Stadtteilen.
Biertage in Eltmann sind eng mit dem Namen Peter Klein verbunden: Der Stadtrat und Dritte Bürgermeister hatte das Fest vor 25 Jahren als damaliger Vorsitzender der SG Eltmann mit einigen Mitstreitern ins Leben gerufen - und die Biertage sind längst ein Markenzeichen der Stadt.


Andreas Lösch

Manchmal geht eine lange Familientradition zu Ende. Von 1866 bis 2011 wurde in Lembach im Hause Thein Bier gebraut (gegründet unter dem Namen "Klarmann"). Braumeister Leo Thein und seine Frau Hildegard sind jetzt im Ruhestand, der Fränkische Tag überrascht die beiden am Donnerstag mit einem unangekündigten Besuch. Grund: Die Eltmanner Biertage stehen vor der Tür, der FT ist auf der Suche nach der alten Brautradition, die der Maintalkommune den Titel "Bierstadt" beschert hat. Ob man sich hier mal umsehen dürfe?
Das Ehepaar Thein bittet herein. Man merkt den beiden ihre Offenheit an - kein Wunder, jahrzehntelang sind durch diese Tür unzählige Gäste ein- und ausgegangen. Nach 2011 bewirteten sie die Gastwirtschaft noch ein Jahr weiter, dann war aber endgültig Schluss. Ab einem gewissen Alter, so erklärt Leo Thein, heute 70 Jahre alt, müsse man sich überlegen, ob man das noch weitermachen kann, es stecke viel Arbeit in so einem Betrieb. "Ich habe 50 Jahre lang Bier gebraut, das hat gelangt", sagt er und lacht.


Viele Gäste von außerorts

An der mangelnden Kundschaft lag es nicht, dass sie zumachten: Das Bier und der schöne Gasthof lockten viele Besucher an, besonders die monatliche Schlachtschüssel war der Renner, ohne Reservierung ging nichts, viele Kunden kamen von auswärts, "vor allem aus dem Bamberger Raum", sagt Hildegard Thein. "3000 Hektoliter war das meiste, was wir im Jahr hatten", erklärt Braumeister Leo Thein. 3000 Hektoliter entsprechen 300 000 Litern, das Bier wurde in der Wirtschaft ausgeschenkt, mit dem Getränkelaster an Privathaushalte ausgefahren oder auch bei den Eltmanner Biertagen verkauft.
Mit den Theins in Kontakt seit Beginn der ersten Auflage des Festes stand Peter Klein: Der Stadtrat und Dritte Bürgermeister war vor 25 Jahren Vorsitzender der SG Eltmann. Damals überlegten er und einige Mitstreiter, wie es gelingen könne, "eine dauerhaft hohe Einnahmequelle für die Vereinsarbeit" zu kreieren. Die Idee war "eine Veranstaltung auf dem Marktplatz", und weil es in Eltmann eine lange Brauereitradition gab, wollte man das thematisch einbinden.
Der Arbeitstitel: Eltmanner Biertage. "Dabei blieb es, uns ist nichts besseres eingefallen", sagt Klein und lacht. Die SG gründete mit dem Gesangverein, dem Motorsportclub, der Kolpingsfamilie, dem Fremdenverkehrsverein sowie dem Fischer- und Anglerverein eine Festgemeinschaft, später kamen mehr dazu.
Von den fünf führenden Brauereien waren am Anfang vier dabei: Thein (Lembach), Lammbräu (Eltmann), Eschenbacher (Eschenbach) und Weiss Rössl Bräu (Roßstadt) - ein paar Jahre später war dann auch die Brauerei Bräutigam (Weisbrunn) an Bord. Die Vorgabe damals: "Eltmanner Biertage bedeutet, dass es auch Eltmanner Bier ist", sagt Klein. Jedoch: "Das wurde später fast zum Boomerang, weil die nach und nach zugemacht haben."
Einzig die Eschenbacher Brauerei ist heute noch in Eltmann vor Ort aktiv. Weiss-Rössl existiert als Markenname weiter, wird aber in Neuhaus an der Pegnitz von Kaiser-Bräu gebraut und vertrieben. Eschenbacher und Weiss-Rössl gibt es weiterhin bei den Biertagen, zusätzlich wurde die Brauerei Roppelt aus Trossenfurt (Gemeinde Oberaurach) ins Boot geholt. Die Eltmanner Biertage sind dabei "ein überschaubares Fest" für die ganze Familie geblieben, etwa 1600 bis 2000 Besucher kommen jedes Jahr auf den Markplatz, das Eltmanner Stadtfest ist bei den Einheimischen beliebt. Rund 350 Helfer aus den beteiligten Vereinen sorgen dafür, dass der Festbetrieb läuft, "ohne die ginge gar nix", sagt Klein.


Fehlt was auf dem Dorf?

Dass nun auf den Dörfern kaum mehr Bier gebraut wird, damit arrangieren sich die Bewohner. Ort: Weisbrunn. Einwohnerin Maria Karg (79) sagt, dass eine Brauereiwirtschaft ein wichtiger Treffpunkt für die Dorfgemeinde ist. Immerhin, auch wenn hier kein Bier mehr gebraut werde, so gebe es ja die Wirtschaft (Bräutigam) noch, das tue dem Dorfleben gut. Ob sie denn früher auch oft dort eingekehrt ist? Sie schmunzelt und antwortet im schönsten Fränkisch: "Oft? Oft sind da immer nur die Mannsbilder nei."
In Lembach trifft der Fränkische Tag Elfriede (69) und Oswin (75) Agrikola. Beide kennen freilich die Brauerei Thein. Da sei viel los gewesen, "die Leute sind von Bamberg gekommen, wenn er seine Schlachtschüssel gemacht hat", sagt Elfriede Agrikola. Eine Wirtschaft und eine Brauerei tue dem Dorfleben gut, aber es müsse sich auch erstmal jemand finden, der sich noch zutraut, so einen Betrieb zu führen, sagt Oswin Agrikola.
Dass die Brauereienvielfalt auf den Dörfern verloren geht, hat verschiedene Gründe, wie in den Gesprächen deutlich wird. Bei den Theins in Lembach war es das Alter, Sohn und Tochter als mögliche Nachfolger hatten beruflich andere Ziele und keineswegs nehmen die Eltern ihnen das übel, wie sie erzählen: Fürs Studium zogen die Kinder weg, sind nun berufstätig und führen ein erfolgreiches Leben andernorts.
Andere Brauereien wiederum haben aufgegeben, weil es sich für sie nicht mehr gelohnt hat, zu hohe gewerbliche Auflagen etwa, die hohe Investitionskosten nach sich ziehen. Auch mangelnde Qualität war bei dem einen oder anderen der Grund, dann wiederum Konkurrenzdruck oder auch die schlechte Erreichbarkeit der Brauereigasthöfe. Wenn die Kunden fehlen, "ist es schwierig, einen Monatsverdienst hinzubekommen", sagt Peter Klein.