Auf die Zuschauer kommt es an
Autor: Michael Memmel
Bamberg, Freitag, 21. April 2017
Wann ist ein Haus wie das E.T.A.-Hoffmann-Theater erfolgreich? Mit Shakespeare ließe sich antworten: Wie es euch gefällt! Oder anders ausgedrückt: Jeder Zus...
Wann ist ein Haus wie das E.T.A.-Hoffmann-Theater erfolgreich? Mit Shakespeare ließe sich antworten: Wie es euch gefällt! Oder anders ausgedrückt: Jeder Zuschauer darf individuell nach seinem Geschmack entscheiden, ob ihm das Programm, die Art der Inszenierungen und die Schauspieler zusagen.
Wer nach objektiven Maßstäben sucht, kommt auf andere Gesichtspunkte wie handwerkliches Können der Theatermacher, renommierte Preise oder wirtschaftlichen Erfolg. Hinter diesen Punkten darf man beim Bamberger Schauspielhaus getrost mal größere, mal kleinere Haken setzen. Ohne Verluste lässt sich ein solches Theater freilich nicht betreiben, da ist es schon eine unglaubliche Leistung, wenn ein Jahr endet, ohne dass das komplette Budget von 2,9 Millionen Euro ausgeschöpft wurde - so geschehen 2016.
Für die Stadt Bamberg als Geldgeber sollte vor allem ein Kriterium zählen: Dass möglichst viele Bürger das Angebot des Theaters annehmen. Doch bei der Frage nach der Auslastung tut sich ein Grundproblem auf: Die Zuschauerzahlen werden im Haus zusammengetragen, ausgewertet und veröffentlicht. Die Intendantin Sibylle Broll-Pape muss deshalb wie ihr Vorgänger Rainer Lewandowski mit der Unterstellung leben, dass die Statistiken aufgehübscht werden - schließlich dienen sie der Beurteilung ihrer Arbeit. Aktuell schüren interne Stimmen diese Spekulationen. Die fehlende Transparenz gilt es zu beheben und die Auslastung von einer unabhängigen Stelle erheben zu lasten. Das nutzt der Stadt, das hilft auch Broll-Pape, wenn es am Ende womöglich heißt: Viel Lärm um nichts.