Auf die Länge kommt es an
Autor: Manfred Welker
Großenseebach, Sonntag, 07. Sept. 2014
Brauchtum Die Großenseebacher Ortsburschen haben jedes Jahr das Ziel, den größten Kerwabaum im Seebachgrund zu haben. Mit einer 34 Meter langen Fichte haben sie heuer gute Chancen, ihr Ziel zu erreichen.
von unserem Mitarbeiter Manfred Welker
Großenseebach — Einen 34 Meter großen Baum stellten bei der Kirchweih in Großenseebach die Kerwasburschen am Wochenende neben dem Festzelt auf. Bereits zum Anstich hatten zahlreiche Gäste das Festzelt bevölkert.
Die Großenseebacher Kerwa wurde in diesem Jahr bereits zum 17. Mal auf dem Gelände des FSV Großenseebach abgehalten. Eingespielt hat es sich inzwischen, dass der FSV-Förderverein den Vorstand des FSV bei der Arbeit um die Organisation der Kerwa unterstützt. Über 100 Helfer kommen so zusammen, die die Kerwa am Laufen halten. FSV-Kassier Hans-Peter Gaul bedankte sich bei seiner Begrüßung vor dem Bieranstich im Festzelt beim Sportheim besonders bei den 35 Kirchweihburschen, denn ohne sie würde die Kerwa ganz erheblich an Attraktivität verlieren.
Bürgermeister Bernhard Seeberger (FW) brauchte beim Anstich zwei
Schläge, bis das erste Bier in die Krüge fließen konnte. Für die musikalische Umrahmung des Anstichs sorgten die "Auferstandenen", Bobby und Band, eine Formation, die sich aus den Jugendkapelle Großenseebach entwickelt hat. Danach sorgte die Band Mac Seven für Festzeltstimmung.
Der Kerwabaum, ein Prachtexemplar von Fichte mit 34 Metern und einer schönen Krone, war im Korporationswald im Steinbruch von Herbert Müller gefällt und mit den Pferden Mirabelle und Marille von Herbert Müller unter Musikbegleitung nach Großenseebach gebracht worden. Danach hieß es für die Ortsburschen mit ihren Ober-Ortsburschen Sebastian Denk und Andi Singer alle Kräfte zu sammeln und das gute Stück wieder in die Senkrechte zu hieven.
Auch wenn der Baum trotz seiner Größe eher schlank war, gab es natürlich viel Arbeit beim Aufstellen.
Eine Messlatte für die Nachbarn
Aber es war gar keine Frage, dass der große Baum möglichst weit zu sehen sein sollte. Denn dadurch dient er für die anderen Ortschaften im Seebachgrund als Messlatte, die es zu erreichen gilt. Ein Übertreffen von 34 Metern ist ohnehin kaum möglich.
In die Äste der Spitze wurden bunte Bänder eingeflochten und das obere Stück des Baumstammes in den fränkischen Farben Rot und Weiß umwickelt. Zusätzlich erhielt die Spitze eine rot-weiße Frankenfahne, oberhalb des Kranzes mit rot-weißen Bändern wurden ebenfalls drei rot-weiße Fahnen am Stamm angebracht.
Im liegenden Zustand befreiten zwei Mann den Stamm mit einer Kette von losen Rindenteilen.
Das Aufstellen unter dem bewährten Kommando von Manfred Weiser erfolgte wie früher mit den sogenannten Schwalben, das heißt Heubäumen, die allerdings in der heutigen Zeit an den Spitzen mit Schwerlastgurten oder Ketten verbunden werden. Diese Aufgabe hat er vor mehr als 20 Jahren von Jakob Schaub übernommen. Bis jetzt haben die Ortsburschen unter seinem Kommando jeden Baum ohne Probleme in die Senkrechte gebracht. "Oberhalb des Kranzes kommt jetzt die nächste Zange rein, und dann machen alle gemeinsam einen kräftigen Schub", lautete sein Kommando, bedingt durch den großen Baum. Weiser behält den Überblick, während die Kirchweihburschen schwitzen, packt aber auch selber mit an.
"Schaut jetzt gut aus, wir kriegen das schon hin", meint er zur Gesamtsituation.
Während des Hochhievens mit fünf Paar Schwalben wurde nahe am Loch eine mannshohe Leiter immer wieder nachgerückt, um den Baum zusätzlich zu stützen. Begleitet von den kritischen Blicken der älteren Großenseebacher wurde der Baum Stück für Stück in die Senkrechte gehoben. Als der Baum nach mehrmaligem Nachrücken der Schwalben aufrecht im Loch stand, wurde er verkeilt. Unter dem Absingen von Kirchweihliedern wurde das Loch abgedeckt. Erst danach konnten sich die Akteure im Zelt von der Anstrengung erholen.