Druckartikel: Auf die Dörfer rollt was zu

Auf die Dörfer rollt was zu


Autor: Stephan Tiroch

Mainleus, Samstag, 10. Oktober 2015

Transport  Die Bauteile für die Windräder bei Hain sollen auf der Kreisstraße durch Mainroth und Gärtenroth rangiert werden. Aber vom Baustellenverkehr bleiben beide Ortschaften wohl verschont.
Auf der Durchreise: Solche Transporte mit Bauteilen für die Anlagen im Windpark Hain sollen durch Mainroth und Gärtenroth und weiter zu den Standorten am Spitzberg bei Schimmendorf und am Rainberg bei Hain und Wildenberg rangiert werden. Foto: Ralf Ruppert


von unserem Redaktionsmitglied 
Stephan Tiroch

Gärtenroth/Mainroth — Nachdem die Klage der Marktgemeinde Küps kläglich gescheitert ist, steht der Baubeginn des umstrittenen Windparks Hain unmittelbar bevor. Die MVV Energie AG aus Mannheim darf loslegen mit dem Bau von vier Windrädern - beim fünften gibt es noch Abstimmungsbedarf mit dem Bayerischen Rundfunk wegen der Richtfunkstrecke Ochsenkopf-Coburg. "Die Holzarbeiten beginnen in den nächsten vier Wochen", kündigt der Pressesprecher des Investors, Roland Kress, an. Durch die Rodung der Bäume werde die Baufläche vorbereitet.


Nadelöhr und Steilanstieg

Es gibt offenbar eine Verzögerung - denn laut Forstbehörde hätte man schon am 5. Oktober anfangen dürfen. Klar ist aber nun, dass die so genannte Zuwegung über die Kreisstraßen LIF 14 und 15 erfolgt. Dabei gibt es in Mainroth und Gärtenroth durch die enge Ortsdurchfahrt jeweils ein Nadelöhr. Außerdem ist der Anstieg zum Spitzberg, den man überqueren muss, zum Teil sehr steil.
In Mainroth ist der Windpark Hain offenbar kein Thema. Mehrere Nachfragen - immer Fehlanzeige. So wie Michael Gärtlein, der in der Gärtenrother Straße wohnt, denken viele: "Wir sind Verkehr gewohnt." Außerdem sei die Baustelle nicht für ewig.


Anfeindungen befürchtet

In Gärtenroth dagegen glaubt man, die ganze Verkehrsbelastung durch die Anlieferung der Bauteile und den Baustellenverkehr ertragen zu müssen. Außerdem, so heißt es, sei der Großteil der Einwohner gegen den Windpark und wehre sich gegen die Zerstörung der Landschaft mit einer intakten Natur am Spitzberg und am Reinberg. "Da ist unwegsames Gelände, und es wird enorme Eingriffe durch die acht Meter breiten Straßen geben. Da oben wird alles umgekrempelt und über den Haufen geworfen", klagt eine Gärtenrotherin. Ihren Namen will sie - wie andere auch - nicht nennen; man befürchtet Anfeindungen.
Die Gärtenrother Windparkgegner hoffen, dass die Stadt Burgkunstadt dem Investor nicht erlaubt, städtischen Grund zu nutzen. Eine Unterschriftenliste habe man im Rathaus bereits übergeben.
Laut Bürgermeisterin Christine Frieß gibt es mit dem Investor noch keine Absprachen. Nächste Woche - voraussichtlich am Montag - sei eine Begehung bei Gärtenroth geplant, wo die MVV Energie AG ihre Pläne der Stadt erläutern wolle. "Danach kommt die Angelegenheit in den Stadtrat, der entscheiden wird, ob unsere Wege benutzt werden dürfen oder nicht", sagt die Bürgermeisterin. Transparenz sei ihr wichtig, die betroffenen Ortschaften und Bürger würden rechtzeitig informiert. "Bis jetzt ist alles offen", so Frieß.
Beim Landkreis Lichtenfels weiß man Bescheid, dass für die Anlieferung der Bauteile die 5,50 Meter breiten Kreisstraßen 14 und 15 genutzt werden sollen, teilt Pressesprecher Andreas Grosch mit. Wenn das Landratsamt genauere Informationen hat, könne man Auflagen machen und Bedingungen festlegen.
Grosch zufolge hat die Untere Naturschutzbehörde den landschaftlichen Begleitplan für die Windparkanlage, der die externe Erschließung außerhalb von qualifizierten Straßen beinhaltet, geprüft. Es gebe keine naturschutzrechtlichen Einwände gegen den Ausbau der Wege.


Zufahrt von Norden

MVV-Pressesprecher Kress bestätigt, dass der Termin mit der Stadt Burgkunstadt am Montag "der Besprechung der Details der Verkehrsführung" dient. Er hält sich aber noch bedeckt, wo die Straße genau gebaut werden soll: östlich von Gärtenroth beim Spielplatz und Sportgelände oder bei Flurholz? Allerdings kann er die Befürchtungen der Gärtenrother wegen der Verkehrsbelastung wohl zerstreuen. Kress: "Über die südliche Zuwegung über Gärtenroth und Mainroth werden nur die Fertigteile der Anlagen, also die Türme und die Flügel, angeliefert. Zur Orientierung: Für die eigentlichen Anlagen - also die Flügel und die Kanzel - sind pro Windrad sechs Transporte erforderlich. Hinzu kommen noch die Transporte für die Turm-Fertigteile. Die Baustellentransporte für die Fundamentarbeiten, also zum Beispiel die Beton transporte, erfolgen über eine Zufahrt von Norden."
Damit dürfte die Erschließungsstraße gemeint sein, von der im Gemeinderat Küps die Rede war. Weiter lässt man sich bei MVV Energie aber nicht in die Karten blicken.