Auf der Suche nach Lösungen
Autor: Johanna Blum
Adelsdorf, Mittwoch, 04. November 2020
Bei den Kommunalwahlen im März zogen viele Kandidaten zum ersten Mal in Stadt- und Gemeinderäte ein. Der FT lässt einige der Jüngeren unter ihnen eine erste Bilanz ziehen. Heute: Hemhofen.
Seit rund einem halben Jahr sitzen Dominik Marr (32) von der Allgemeinen Wählerschaft (AW) Hemhofen-Zeckern und Tanja Wulff (47) von den Grünen im Hemhofener Gemeinderat. Wir fragten sie nach ihren Gründen, für das Amt zu kandidieren, nach ihrem politischen Engagement im Vorfeld und ob sich ihre Vorstellungen von der Arbeit im Gremium bewahrheitet haben.
Für Dominik Marr ist es wichtig, seine Meinung und die der Mitbürger einbringen zu können. Das gehe aber nur, wenn man sich engagiert. Er hatte gleichermaßen auf seine Wahl gehofft und damit gerechnet. Die AW ist eine kleine Gruppierung, die aber seit Bestehen immer Sitze im Gemeinderat hat. Er will diese Tradition aufrechterhalten und mit den "großen" Parteien an einem Tisch sitzen.
Da sein Vater die letzten zwölf Jahre im Gemeinderat war, hatte er eine leise Vorahnung, was auf ihn zukommt. "Ich denke, die Aufgaben und Ebenen einer kommunalen Verwaltung bis ins kleinste Detail zu kennen, ist nicht zu 100 Prozent notwendig. Aber ich tue mein Bestes und bereite mich immer bestmöglich auf die anstehenden Themen vor." Auf die Frage, wie man sich als Frischling fühlt, erklärte er: "Wir nehmen uns alle gegenseitig ernst. Ob neu gewählt oder alter Hase, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Auch ich werde da noch reinwachsen." Es stehen viele wichtige Dinge an, sich auf eines zu fokussieren, sei nicht seine Absicht. Die Themen aus dem AW-Programm seien natürlich immer im Hinterkopf, und wenn diese behandelt werden, auch zu priorisieren.
Bis jetzt habe er seine Kandidatur nicht bereut. Sein größter Wunsch ist, dass man sich innerhalb des Gemeinderats nicht zerstreitet. Kritik und Diskussion seien jedoch ganz normal. "Ich handle immer lösungsorientiert und lege mich ungern auf ein Schema fest." Ein ganz wichtiger Leitsatz der AW ist: "Wir möchten nicht mehr versprechen, als wir halten können."
Tanja Wulff hat den Leitsatz: "Nur wer sich engagiert, kann mitentscheiden, mitlenken, mitverändern. Das gilt für die große Politik wie auch auf kommunaler Ebene." Sie ist Gründungsmitglied des Ortsverbands der Grünen in Hemhofen. Seit dem Start vor sieben Jahren ist sie dort Schriftführerin. Sie war schon immer ehrenamtlich engagiert, aber nicht im politischen Bereich.
Der Ton ist manchmal rau
"Ich war mir sicher, in den Gemeinderat gewählt zu werden, da ich auf Platz drei der Liste stand und die Grünen mit einem deutlichen Stimmenzuwachs gerechnet hatten." Sie ahnte auch in etwa, was auf sie zukommt, denn von den Grünen waren schon in der vorherigen Amtsperiode zwei Vertreter im Gemeinderat, "und da unser Austausch sehr rege ist, habe ich da schon viel mitbekommen". Mit allen Dingen ist sie noch nicht vertraut, "aber auch die Mitglieder des Gemeinderats, die schon länger dabei sind, kennen sich nicht in allen Bereichen gleich gut aus - etwas anderes zu erwarten, wäre vermessen".
Als Frischling im Gemeinderat fühlt man sich mal so und mal so, teilweise sei die Stimmung schon angespannt und der Ton rau. "Ich möchte dazu beitragen, dass wir über die Parteigrenzen hinaus ein Gemeinderat sind, in dem gemeinsam nach den besten Lösungen für unsere Gemeinde gesucht wird. Nur mit gegenseitiger Wertschätzung werden wir die bestmöglichen Ergebnisse erzielen." Natürlich sind es insgesamt auch die grün besetzten Themen, die sie interessieren. Außerdem ist sie zur Jugendbeauftragten gewählt worden und will sich zusammen mit dem Jugendpfleger für die Belange und Wünsche der jungen Bürger einsetzen.
Auf die Frage, ob sie ihre Kandidatur bereut habe, antwortet sie: "Aufgrund der teilweise von mir als negativ und angespannt wahrgenommenen Stimmung habe ich tatsächlich über meine damalige Entscheidung nachgedacht. Ich kann nicht sagen, dass ich sie bereue, hoffe eher, dass ich zu einer besseren Grundstimmung beitragen kann." Ihr Ziel formuliert sie so: "Hemhofen muss eine Gemeinde sein, in der die Bürger gerne leben. Ganz banal brauchen wir erst mal Dinge wie sauberes Trinkwasser, saubere Luft, eine an den ökologischen Prämissen orientierte Energieversorgung, weniger Lärm und Verkehr und eine möglichst intakte Natur um uns herum."