Druckartikel: Auf der Schiene oder nebendran?

Auf der Schiene oder nebendran?


Autor: Bernhard Panzer

Herzogenaurach, Mittwoch, 21. November 2018

Nein, der künftige Radschnellweg wird keineswegs eine eventuelle Reaktivierung der Bahnstrecke verhindern. Dennoch ist denkbar, dass eine Trasse vorübergehend auch auf den Schienen gebaut wird.
Zwischen Herzogenaurach und Hauptendorf ist eine kleine Brücke schon auf die Breite des künftigen Radschnellweges ausgerichtet. Im weiteren Verlauf der Trasse ist es auch möglich, dass der Weg auf den Schienen verläuft. Das wiederum sorgte im Planungsausschuss für nervöse Nachfragen.  Foto: Bernhard Panzer


Bernhard Panzer Bürgermeister German Hacker (SPD) hat's wahrlich nicht leicht. Immer wenn nur das Wort "Aurachtal trasse" erklingt, werden sogar die Stadträte nervös. Da wird dann selbst ein scheinbar formeller Beschluss zur Zitterpartie. So geschehen am Dienstagabend im Planungsausschuss.

In Punkt fünf einer langen Tagesordnung ging es um den Radschnellweg zwischen Herzogenaurach und Erlangen. Da war ein Beschluss erforderlich, damit mit Planung und Bau begonnen werden und vor allem auch die entsprechende Förderung abgerufen werden kann. Der Beschlussvorschlag lautete dahingehend, dass die Stadt die als Trasse schon ausgesuchte Radschnellverbindung weiter verfolgen und in die vertiefenden Planungen einsteigen möge.

Körner hakte nach

Allerdings stand da im Beschlussvorschlag auch das Wort "Aurachtaltrasse" für die beabsichtigte Strecke. Und das weckte im Ausschuss Begehrlichkeiten, zumal Konrad Körner (CSU) in den Planunterlagen entdeckt hatte, dass der Radschnellweg wohl auf den Schienen geführt werden solle. Wie solle das also funktionieren? Werden die Gleise zugeteert oder verläuft der Radweg neben den Schienen? Die Bahntrasse sei aber doch auch weiterhin für diesen Zweck gewidmet, so dass "für den Bürgermeisterschen Fall in hundert Jahren" wieder ein Zug rollen dürfe.

Bürgermeister Hacker erläuterte, dass die Detailplanung noch offen sei. Die Machbarkeitsstudie ziele lediglich auf diese, als Aurachtaltrasse bezeichnete Verbindung zwischen Herzogenaurach und Erlangen ab. Jetzt gehe es im Planungsausschuss und dann noch mal im Stadtrat nur um eine Absichtserklärung, also darum, das Projekt weiterzuverfolgen.

Hacker führte ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen an. Es könne durchaus sinnvoll sein, übergangsweise eine Schienentrasse für einen Radschnellweg zu überbauen. Wenn dann die Stadt-Umland-Bahn in vielleicht 30 Jahren einen weiteren Ast brauche, dann könne man das überdenken. Möglicherweise entscheiden sich die Planer aber auch für die Variante, den Radweg komplett neben die Schienen zu legen. Das aber würde Grunderwerb bedeuten. Hacker: "Ob links oder rechts oder auf den Schienen - das wird erst später entschieden."

Bahn muss möglich bleiben

Beruhigen ließen sich dadurch nicht alle Stadträte. Kurt Zollhöfer (CSU) hielt das Projekt der Radschnellwege noch in vielen Bereichen für unausgegoren. Dennoch wolle die Stadt jetzt in planerische Vorleistung gehen. "Ich habe das Gefühl, die Stimmung in der Bevölkerung schlägt um, wenn man das Wort Aurachtaltrasse hört", sagte der CSU-Stadtrat. Und ergänzte, es müsse klar sein, "dass eine Bahn auf dieser Trasse möglich bleiben muss". An einen späteren Rückbau wolle er nicht so recht glauben, wenn erst mal Fakten geschaffen worden seien.

Erneut beschwichtigte der Bürgermeister. Natürlich müsse der Radweg, sollte er tatsächlich zunächst auf den Schienen gebaut werden, sich eines Tages unterordnen, falls die Bahn irgendwann komme. Hacker: "So ein Radschnellweg ist kein Hexenwerk. Das lohnt sich auch schon für 15 Jahre."

Konrad Körner brachte einen Änderungsvorschlag ein, dem mit Ausnahme von Christian Schaufler (Freie Wähler) alle Räte zustimmen konnten. In den Beschlussvorschlag wurde der konkrete Zusatz aufgenommen, dass die bahnrechtliche Widmung aufrechterhalten bleibt. Und statt einer Trasse im Aurachtal spricht man nun von einem Trassenkorridor.

Weitere Bedenken

Mit dieser Formulierung könne sie nun viel leichter zustimmen, sagte die grüne Stadträtin Retta Müller-Schimmel. Denn draußen in der Bevölkerung sei die Botschaft wichtig, dass die Bahn noch kommen könne. Auch Renate Schroff (SPD) fand die Bezeichnung Korridor treffend. Das lasse alle Möglichkeiten offen. Ihr wäre eine Trasse neben den Schienen freilich lieber, denn ein dortiger Ausbau der StUB sollte ihrer Ansicht nach nicht erst in ein paar Jahrzehnten kommen. Für diesen Fall aber wäre der Bau eines Radschnellweges auf den Schienen unvernünftig, meinte die Zweite Bürgermeisterin.

Keine Entwidmung!

Bürgermeister Hacker verdeutlichte abschließend erneut beruhigend, dass der jetzige Beschluss keinesfalls einen Entwidmungsbeschluss bedeute. Großteils laufe der Radweg ja über bestehende Wege. Der Trassenverlauf, respektive der Trassenkorridor, steht ja bereits.

Für Herzogenaurach, so hatte Hacker eingangs erklärt, gebe es bei der Umsetzung keine größeren Probleme, da man keine teuren Brückenbauwerke schaffen müsse. Erlangen habe es da mit der Regnitztalquerung schon weitaus schwerer.

Christian Schaufler lehnte ab, weil er den Beschluss gerne vertagt hätte. Erst solle über den Bürgerentscheid für eine Aurachtalbahn entschieden werden.