Druckartikel: Auf dem Marienplatz wird der "rote Teppich" ausgerollt

Auf dem Marienplatz wird der "rote Teppich" ausgerollt


Autor: Rainer Glissnik

Kronach, Dienstag, 14. April 2015

Kronach — "Unsere Arbeit ist uns mehr wert" - mit diesem Aufruf weist die Dienstleistungsgewerschaft ver.di auf eine Protestaktion am kommenden Freitag von 15 bis 18 Uhr auf dem Kr...
Marie-Luise Löwel


Kronach — "Unsere Arbeit ist uns mehr wert" - mit diesem Aufruf weist die Dienstleistungsgewerschaft ver.di auf eine Protestaktion am kommenden Freitag von 15 bis 18 Uhr auf dem Kronacher Marienplatz hin. "Nimm dir frei und sei dabei am Marienplatz um drei" rufen die Veranstalter zu einer "Rote-Teppich-Aktion" auf.

"Wir sind etwas wert"

Die Anforderungen an die sozialen Berufe sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen, betont Marie-Luise Löwel vom Vorstand des Kronacher ver.di-Ortsverbands. "Wir streiken nicht, wollen aber mit einer Solidaritätsaktion zeigen, dass wir etwas wert sind."
Gerade die frühe Entwicklung werde immer wieder hoch bewertet, "aber wer soll dies machen, wenn mangels Wertschätzung der Nachwuchs ausbleibt", fragt sich der Kronacher ver.di-Vorstand. Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen würden eine hohe Verantwortung tragen. Eine gute Qualifikation, eine hohe Belastbarkeit und viel Empathie im Sozial- und Erziehungsdienst müssten auch angemessen bezahlt werden. Um jemanden für diese Berufe mit einem hohen Anspruchsniveau zu interessieren, müsse auch die Bezahlung passen.
Wenn der Tarifvertrag angehoben wird, würden auch kirchliche Einrichtungen nachziehen, ist sich die Gewerkschaft sicher. Fast alle Kindergärten im Landkreis hätten kirchliche Träger.
Betroffen seien aber noch viel mehr Berufsgruppen im sozialen Bereich. "Jeden Tag geben deutschlandweit mehrere hunderttausend Menschen in sozialen Berufen aus vollem Herzen ihr Wissen und Können an Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiter. Sie arbeiten in Kitas, in der offenen Jugendarbeit, in Beratungsstellen, Kinderheimen, Jugendämtern und Einrichtungen der Behindertenhilfe, in der Schulsozialarbeit und in Krankenhäusern."

Kampagne gestartet

Ihre Arbeit sei für sie erfüllend, aber auch sehr fordernd - sowohl körperlich als auch psychisch. Dass diese Erzieher, Sozialarbeiter und Heilerziehungspfleger viel leisten, bestreite niemand. Aber im Gehalt spiegle sich dies nicht wider.
Deshalb habe ver.di eine Kampagne gestartet, um die Sozial- und Erziehungsberufe endlich angemessen aufzuwerten. "Menschen mit sozialen Berufen leisten wichtige und gute Arbeit. Das muss entsprechend bezahlt werden. Deshalb: Aufwerten jetzt!" Ungeachtet der ersten Warnstreiks im Sozial- und Erziehungsdienst sei auch die dritte Runde der Tarifverhandlungen zwischen ver.di und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände ohne Ergebnisse geblieben. Die Arbeitgeber hätten kein Angebot für eine bessere Eingruppierung vorgelegt. Die bisherigen Warnstreiks signalisierten den Arbeitgebern jedoch eine hohe Kampfbereitschaft.
Im Zusammenhang mit den Forderungen zur Aufwertung der Sozialberufe greift ver.di besonders engagiert die Probleme in der Behindertenhilfe an. Lange überfällig sei die tätigkeitsgerechte Bezeichnung der Beschäftigten in den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM). In den Forderungen soll das Tätigkeitsmerkmal "Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung" neu aufgenommen werden. Eingruppierungsrelevant soll nur noch die ausgeübte Tätigkeit und die entsprechend erfolgreich absolvierte "staatlich anerkannte Prüfung" sein. Dies bedeute eine echte Aufwertung.

Berufgsruppen entscheiden mit

Eine wichtige Berufsgruppe in der Behindertenhilfe sei der Heilerziehungspfleger. Bislang gebe es diese Berufsgruppe in den Eingruppierungsmerkmalen überhaupt nicht. Das mache die Eingruppierung in der Praxis schwierig. In den Forderungen wurde der Heilerziehungspfleger gleichwertig mit den Erzieherinnen aufgenommen und als Beruf benannt. "Was umsetzbar ist, entscheiden diese Berufsgruppen selbst mit ihrem aktiven Einsatz bei Aktionen und Arbeitskampfmaßnahmen", betont ver.di. rg