Druckartikel: Auch predigen können Evangelische und Katholische miteinander statt gegeneinander

Auch predigen können Evangelische und Katholische miteinander statt gegeneinander


Autor: Andreas Welz

Bad Staffelstein, Dienstag, 28. März 2017

Eine Dialogpredigt zwischen einem katholischen und evangelischen Geistlichen hat es in der Basilika noch nicht gegeben. Bei der dritten Fastenpredigt stande...
Die Dialogpredigt mit Pfarrer Helmuth Bautz (rechts) und Pastoralreferent Josef Ellner Foto: Andreas Welz


Eine Dialogpredigt zwischen einem katholischen und evangelischen Geistlichen hat es in der Basilika noch nicht gegeben. Bei der dritten Fastenpredigt standen sich Pfarrer Helmut Bautz und Pastoralreferent Josef Ellner gegenüber, beide sind Kurseelsorger in Bad Staffelstein.
Die Gläubigen waren zunächst neugierig, dann erstaunt und schließlich begeistert von einem Gespräch, das ohne Schärfe und humorvoll geführt wurde. Sogar der Rektor der Basilika, Pater Heribert Arens, konnte mitunter herzhaft lachen, wenn die beiden "Streithähne" aufeinander losgingen. Im Jahr der Reformation wählte der Franziskanerpater das ökumenische Thema für alle vier Fastenpredigten.
"Ein Glück, dass du anders bist." Darum drehte sich der halbstündige Dialog, in den Ellner mit leichter Ironie begann: "Helmuth, du hier, an diesem tiefkatholischen Ort und ganz in Schwarz." Bautz konterte: "Quatsch, wir Evangelischen pflegen die Schlichtheit, schon im Gewand." Der katholische Geistliche gab zu, dass es oft mühsam sei, sich nach dem liturgischen Kalender zu kleiden: Ob grün, violett, rot und sogar rosa wie heute. "Denn im römischen Kragen, wir wissen ja, steckt immer ein bunter Hund", bemerkte Ellner respektlos. Schließlich einigten sich beide auf die Formel, dass schwarz und weiß nebeneinander bestehen können: Das eine werde erst durch das andere sichtbar.
Auch bei der Sprache waren sich die Kontrahenten um Einigkeit in den beiden Konfessionen bemüht. Die Dogmatik meine, sie hätte die Hochsprache des rechten Glaubens, aber sicher nicht das Mundwerk des Manns aus Nazareth, wies Ellner in Richtung Rom. Bautz gab zu bedenken, dass 1,22 Milliarden Menschen zu führen und unter einen Hut zu bringen seien.
Dann ging es um die Angst. Ellner stellte fest, dass die Welt voller Angsthasen sei, Angst vor der Freiheit, vor dem Anderssein, vor den Fremden oder vor den eigenen Entscheidungen. "Und mit dem Schüren dieser Ängste kann man politisch sehr erfolgreich werden, sogar Präsident", sagte Ellner mit Blick auf Amerika.
Bautz bemerkte, dass das Schüren der Angst auch in der katholischen Kirche vor einiger Zeit zum Bischof oder Kardinal führen konnte. Dann outete er sich als heimlicher Fan von Papst Franziskus, der diese alten Angst- und Machtspielchen aufdecke. "Wir sollen nicht die Angst predigen, sondern die Liebe und den Mut, der Angst entgegenzutreten und Aufbrechen und Neues wagen, zitierte er Franziskus. awe