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Artenkenner auf der Roten Liste


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LKR Bamberg, Mittwoch, 18. November 2020

Menschen mit umfassenden Kenntnissen von Tier- und Pflanzenarten sind selbst zu einer seltenen Spezies mutiert. Mit einem ambitionierten Projekt will der Bund Naturschutz Bamberg nun gegensteuern.
Besonders geschützt: der Feuersalamander. Auch Amphibien sollen von dem Projekt "Artenkenner" profitieren. Foto: Bund Naturschutz


Die Zahl von Menschen mit umfassenden Kenntnissen von Tier- und Pflanzenarten sinkt stetig. Dies stellten Prof. Kai Frobel, Artenschutzreferent beim Bund Naturschutz (BN) und Initiator des Grünen Bandes, sowie Helmut Schlumprecht bereits 2014 in einer Studie fest. Sie belegten damit erstmals mit konkreten Fakten, dass es heute etwa 20 Prozent weniger Artenkenner als noch vor 20 Jahren gibt und zu wenig junge nachkommen. Artenkenner stehen heute quasi selber auf der Roten Liste. Für den Naturschutz sind sie jedoch von enormer Bedeutung, denn sie sind die Ersten, die den Rückgang der Artenvielfalt bemerken, und stellen somit ein Frühwarnsystem für Umweltveränderungen dar. Das Projekt "Artenkenner in der Region Bamberg" ist demnach eng mit der Problematik des immer weiter fortschreitenden Artensterbens verknüpft.

Der BN hat die "Erosion der Artenkenner" als Erster erkannt und vor allem folgende Gründe dafür herausgefunden: Kinder erleben zu wenig Natur, Lehrkräften an Schulen fehlt die nötige Artenkenntnis und Universitäten sind zu stark marktwirtschaftlich ausgerichtet, wodurch selbst Menschen mit abgeschlossenem Biologie-Studium oftmals jegliche Artenkenntnis fehlt.

Dramatische Entwicklung

Um dieser dramatischen Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Bund Naturschutz Bamberg das Umweltbildungsprojekt "Was man kennt, das schützt man - Artenkenner in der Region Bamberg" ins Leben gerufen. Es findet in den Jahren 2020 bis 2022 zum ersten Mal statt und wird durch den beim Landkreis angesiedelten Verein LAG Region Bamberg e.V. mit Leader-Mitteln und Geldern der Oberfranken- und Heidehofstiftung sowie der Postcode Lotterie gefördert. Insgesamt belaufen sich die Kosten für das Projekt auf etwa 136 000 Euro.

"Ich freue mich sehr, dass es nun im Landkreis Bamberg ein groß angelegtes Projekt zum Erhalt der Artenkenntnis gibt, denn auch hier in der Region sind Artenkenner eine seltene Spezies geworden. Wir bieten insgesamt sechs Kurse zu den Artgruppen Amphibien, Falter, Fledermäuse, Pflanzen, Pilze und Vögel an", berichtet BN-Projektkoordinator Jan Ebert.

Die Kurse richten sich in erster Linie an Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren. Darüber hinaus sind auch Kurse für Landwirte zum Thema Botanik und Wiesenbrüter sowie eine Zusammenarbeit mit Schulen und der Universität Bamberg geplant. "Der Artenschutz ist unerlässlich, um einen funktionsfähigen Naturhaushalt zu erhalten. Ich bin sehr erfreut, dass das Projekt ,Artenkenner' im Landkreis Bamberg einen wichtigen Beitrag dazu leisten wird", so der Vorsitzende der LAG-Region Bamberg, Landrat Johann Kalb (CSU). red