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Arbeitnehmerbildungsstätte in Obertrubach steht wieder vor einer ungewissen Zukunft


Autor: Franz Galster

Obertrubach, Donnerstag, 09. Mai 2019

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Udo Scherzer reflektiert die Geschichte des Hauses. Foto: Franz Galster


Obertrubach — 20 Jahre Arbeitnehmerbildungs- und Begegnungsstätte waren Anlass für den Stiftungsrat, zurückzuschauen auf eine bewegte Vergangenheit, aber auch auf die große Bedeutung der Einrichtung in heutiger Zeit. Geschäftsleiterin Anja Wicht bat dazu den Vorsitzenden des Stiftungsrats, Manfred Böhm, und seinen Stellvertreter zum Gespräch.

Die jährlichen Übernachtungen begannen 1999 mit 2025 und steigerten sich kontinuierlich auf 12 000 im letzten Jahr, Tendenz weiter wachsend.

Frage nach dem Fortbestand

Bildungshäuser arbeiten fast durchweg nicht profitabel. Bildung und Begegnung sind hier von Bedeutung. Bis 2023 besteht die feste Zusage des Erzbistums für den Erhalt.

Eine Beraterfirma ist eingeschaltet. Man denkt an einen Partner, die Gespräche laufen. "Wir haben ein vitales Interesse, dass es auch nach 2023 weitergeht und tragen gern unseren Teil als Kommune bei", versichert Obertrubachs Bürgermeister Markus Grüner in einem Telefongespräch.

Das habe auch wirtschaftliche Aspekte, 20 Prozent aller Übernachtungen laufen über das Bildungshaus, davon profitiert auch das Gewerbe in Obertrubach.

"Kitt" für die Beziehungen

Böhm ging kurz auf die Anfänge ein. Letztlich habe man endlich reagieren wollen auf den seit dem 19. Jahrhundert größer werdenden Spalt zwischen Kirche und Arbeitnehmerschaft, was in einer Würzburger Synode wegen der Untätigkeit als Skandal bezeichnet wurde.

Böhm hebt zwei Ziele der Einrichtung besonders hervor. Bildung sei wichtig. Daher werden Kurse für die Arbeitswelt, Gewerkschaften und weitere Gruppen angeboten.

Zum Zweiten sei die Begegnung verschiedener Gruppen in der Arbeitswelt wichtig. Es gehe um die gerechte Teilhabe der Menschen an der Entwicklung und ihren Früchten.

Aus den Kursen soll etwas entstehen. Der Akzent liegt eindeutig auf dem Arbeitnehmer. Ausdrücklich wird betont, das Angebot steht allen Gruppen, unabhängig von ihrer Religion und Herkunft offen.

Beginn als Marienheim

Udo Scherzer erläuterte anschaulich die Entwicklung des Hauses. Sie begann 1949 mit der Geschichte als Marienheim von Obertrubach, einer Hauswirtschaftsschule. Der örtliche Pfarrer Grieb tauschte Grundstücke, viele freiwillige Helfer legten Hand an. Zug um Zug kamen über die Jahre Gebäude hinzu.

1992 wurde die Haushaltsschule aufgelöst, die Zeit erforderte eine neue Ausrichtung. Der damalige Betriebsseelsorger, Domvikar Bernhard Simon, erkannte die Chance für ein Bildungshaus. 1993 genehmigte das Erzbischöfliche Ordinariat die Einrichtung einer Arbeitnehmerbildungs- und Begegnungsstätte mit dem Umbau der vorhandenen Gebäude und stellte das Gelände zur Verfügung. Ein langer Prozess kam für das 8,4 Millionen Euro teure Projekt in Gang.

Am 13. Februar 1995 konstituierte sich der Stiftungsrat als zuständiges Organ. Besetzt wird er von der Erzdiözese Bamberg, der katholischen Betriebsseelsorge der Erzdiözese Bamberg, der katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Diözesanverband Bamberg, der katholischen Arbeitnehmerbewegung Kreisverband Bamberg-Stadt, der christlichen Arbeiterjugend der Erzdiözese Bamberg sowie der Ketteler-Stiftung der KAB Bamberg. Drei weitere Personen beruft der Erzbischof.

Baubeginn war 1998, 1999 begann der Schulungsbetrieb. Beeindruckend ist das Angebot des Bildungshauses im Erwachsenenbildungsbereich mit einer vielseitigen Ausstattung.

Faire Entlohnung

Böhm legt Wert auf die Feststellung, dass alle Beschäftigten nach dem Tarifvertrag öffentlicher Dienst bezahlt werden, nicht nach dem wesentlich günstigeren Hotel- und Gaststättenbetrieb. Entsprechend konstant sei die Zahl der Angestellten.

Heidi Geck nahm die Ehrung für 20 Jahre Treue entgegen, stellvertretend auch für Angela Chlebowski und Gerlinde Müller.