Arbeiter lag blutend im Wald
Autor: Josef Hofbauer
Ebermannstadt, Mittwoch, 30. August 2017
Die Bayerische Forstverwaltung übte die Rettung eines verunglückten Waldarbeiters. An dem Einsatz im Bereich Druidenleite bei Gasseldorf waren neben Forstexperten auch Rettungskräfte von Rotem Kreuz und Bergwacht beteiligt.
JOsef Hofbauer
Bei Waldarbeiten im Distrikt Gasseldorf des Stadtwaldes Ebermannstadt verletzte sich Landschaftsgärtner Christian Friepes mit einer Heppe schwer. Bei der sogenannten Dickungspflege rutschte die sichelförmig geschwungene Klinge des Werkzeuges ab und traf ihn am rechten Bein, so dass eine stark blutende Wunde klaffte. Schnelle Hilfe tat Not. Glücklicherweise nur eine Übung, die Revierleiterin Rita Satzger am Mittwochvormittag anberaumt hatte.
Da sich heuer bis Mai bereits viele tödliche Unfälle bei Waldarbeiten ereignet hatten, wollte Satzger anhand dieser Rettungsübung veranschaulichen, was es bei der Bergung eines Unfallopfers im unwegsamen Gelände zu berücksichtigen gibt. Richtig zu reagieren, um im Ernstfall schnell helfen zu können, sollte trainiert werden.
Nur bedingter Handy-Empfang
Das vorbereitete Szenario: Forstwirt Michael Sponsel, der nur 20 Meter vom Einsatzort arbeitete, hörte die Hilfeschreie des Kollegen. Seine Aufgabe war es, einen Notruf abzusetzen und das Unfallopfer so gut wie möglich zu versorgen. Eie besondere Herausforderung bestand darin, dass der Handy-Empfang eingeschränkt und die Revierleiterin nicht erreichbar war. Zu den Beobachtern gehörten Stefanie Mayer, Fachkraft für Arbeitssicherheit an der Forstschule Lohr, Sicherheitsbeauftragter Stefan Hanke vom Amt für Landwirtschaft Bamberg sowie Ludwig Thiem, Vorsitzender der Waldbauernvereinigung Fränkische Schweiz und WBV-Revierleiter Benedikt Kügel.Abgesetzt wurde der Notruf um 8.40 Uhr. Obwohl Michael Sponsel im Laufschritt das Verbandszeug aus dem Unimog holte und den Druckverband am Bein vorschriftsmäßig und routiniert anlegte, dauerte es mehr als eine Stunde, bis das Unfallopfer von den Rettungskräften der Forchheimer Bergwacht unter der Leitung von Sebastian Grill geborgen war und abtransportiert werden konnte.
Besonders gut hat ihr gefallen, dass der Ersthelfer immer wieder mit dem Patienten gesprochen und sich nach seinem Befinden erkundigt hat, lobte Sicherheitsexpertin Stefanie Mayer. Dabei stellte sie besonders den Einsatz der Rettungsdecke heraus, als das bewegungslose Opfer zu frieren begann.
Bereits 20 Minuten nach dem Unfall trafen die Einsatzkräfte des Roten Kreuzes und gleich dahinter die vier Helfer der Bergwacht ein. "Mir ist das viel länger vorgekommen. Die Minuten fühlten sich wie Stunden an", schilderte Friepes seine Eindrücke.
Dabei lief der Einsatz geradezu optimal. Die Helfer waren informiert, warteten auf das Startsignal. "Im Ernstfall müssen wir bis zu 30 Kilometer bis zu unserem Einsatzfahrzeug zurücklegen; das dauert, informierte Sebastian Grill von der Bergwacht. Ludwig Thiem (WBV Fränkische Schweiz) erinnerte daran, dass der Übungseinsatz direkt an einer Rückegasse lag. Müssen die Helfer quer durch den Wald, verlängere das den Zeitraum bis Hilfe kommt, enorm. Deshalb gelten die gesetzlich vorgegebenen Rettungszeiten nur für besiedelte Gebiete, nicht aber für die freie Natur.
Mit Bergesack und Seil
Während die Rot-Kreuz-Helfer dem Patienten eine Infusion anlegten, ihn auf eine Trage legten und das verletzte Bein fixierten, bereiteten die Mitglieder der Bergwacht den Abtransport mit Hilfe einer Seilsicherung vor. Das Unfallopfer wurde in einen Bergesack gepackt und festgeschnürt. Dann wurde das Opfer mit Hilfe einer fahrbaren Trage, die durch ein Seil gesichert wurde, langsam aus dem unwegsamen, steilen und rutschigen Gelände abtransportiert. Dann hatten sich die Teilnehmer erst einmal eine Brotzeit verdient. Im Sitzungssaal des Rathauses Ebermannstadt, wo Vizebürgermeister Sebastian Götz den Kräften für ihren Einsatz dankte, ließ die Sicherheitsbeauftragte Stefanie Mayer den Einsatz Revue passieren. Dabei erinnerte sie daran, dass eine möglichst exakte Meldung die schnelle Hilfe erleichtern könne.
Ebenso wichtig sei ein Lotse, der die Helfer zum Verunglückten bringt. Ist das Unfallopfer mit nur einem Begleiter im Wald unterwegs, könne auch eine aufgesprayte Markierung an den Kreuzungen die Helfer zum Einsatzort führen. Als weitere Möglichkeit empfahl sie, mit den Rettungskräften einen Ort zu vereinbaren, von dem aus der Begleiter des Unfallopfers angerufen werden könne.
Schließlich verteilte die Sicherheitsexpertin Flyer mit Verhaltenstipps für Waldarbeiter. Einer der wichtigsten Hinweise: Sich vorher erkundigen, wo Handy-Empfang ist, um im Ernstfall Hilfe holen zu können.
Auch ein Notfall-Set "am Mann" und aktuelle Erste-Hilfe-Kenntisse wurden dringend empfohlen. Und: "Niemals allein arbeiten."