Arbeiten gegen die Pest
Autor: Rainer Lutz
LKR Coburg, Donnerstag, 22. Juli 2021
Tierseuche Die Afrikanische Schweinepest breitet sich von Osteuropa immer weiter aus. Wildschweine tragen den Erreger weiter, der aber auch durch Unachtsamkeit von Menschen große Strecken überspringen kann.
In einer Garage auf dem Gelände des Coburger Landratsamtes stapeln sich Packungen mit Schutzmasken, Kartons voller Schutzkleidung, Desinfektionsmittel und eine Menge Ausrüstungsgegenstände. Wer dabei an die Corona-Pandemie denkt, liegt aber falsch. "Hier haben wir unser Lager für den Fall, dass die Afrikanische Schweinepest den Landkreis erreicht", sagt Sonja Späth vom Ressort Öffentliche Sicherheit und Ordnung der Behörde.
"Die ASP ist in Deutschland angekommen und aufgrund des aktuell hochdynamischen Seuchengeschehens in Brandenburg und Sachsen muss jederzeit mit einem Eintrag in die bayerische Wildschweinpopulation gerechnet werden", sagt Amtsveterinär Dr. Johannes Heyl.
Erste Ställe betroffen
Bisher ist die Krankheit also noch nicht hier. Tatsächlich ist im Augenblick eher "gespannte Aufmerksamkeit" angesagt, als helle Aufregung, so die Einschätzung der Behörden. Ein krankes Wildschwein ist gewissermaßen die erste Stufe, die das ASP-Virus erreichen kann. Im September 2020 wurde der erste Fall in Deutschland erfasst, nach dem sich die Seuche von Osteuropa aus immer weiter nach Westen ausgebreitet hatte.
Seither hat es bundesweit bei Wildschweinen mehr als 1500 Fälle gegeben. Vor kurzem wurde also in Brandenburg die nächste Stufe erreicht. In zwei Ställen mit ganz wenigen Tieren und einem größeren Bio-Betrieb erkrankten Hausschweine.
Aufmerksamkeit, das bedeutet im Landkreis, dass vor allem Jäger gefordert sind. Zum einen sollen sie möglichst viele Wildschweine erlegen. Dafür werden sogar Prämien gezahlt. Zum anderen sind sie zu einem Monitoring verpflichtet, für das sie wiederum entschädigt werden. Das bedeutet, dass von einzelnen erlegten Wildschweinen auch ohne Verdacht auf eine Erkrankung Proben genommen und dem Amt übergeben werden, das sie zur Untersuchung an ein Labor weiter schickt.
"Findet ein Jäger ein verendetes Wildschwein, ist davon immer eine Probe zu nehmen, die dann untersucht wird", sagt Johannes Heyl. Wird dann der Erreger der ASP im Landkreis (oder einem der Nachbarlandkreise) nachgewiesen, tritt eine Koordinierungsgruppe zusammen, die das weitere Vorgehen festlegt. Vor allem gilt es, das tote Tier zu bergen und zu beseitigen. Dafür liegt die Ausrüstung im Lagerraum des Landratsamtes bereit. "Der Vorrat reicht auf jeden Fall für die ersten 14 Tage", sagt Sonja Späth. Genügend Zeit, im Bedarfsfall nach zu ordern. Welche Vorkehrungen genau zu treffen sind, das richtet sich nach den Erkenntnissen zum Seuchengeschehen insgesamt. "Anweisungen können dann auch von der Regierung von Oberfranken oder von der Staatsregierung kommen", sagt Johannes Heyl. Es gilt in so einem Fall, alles zu tun, um ein Übergreifen auf Hausschweinbestände zu verhindern. Das Coburger Land ist durch eine hohe Dichte von Schweinehaltungsbetrieben da besonders in Gefahr.
Tötung nicht zu vermeiden
Gelingt das nicht, findet der Erreger einen Weg in einen Schweinestall, dann ist das Vorgehen genau festgelegt. Es bleibt kein Ermessensspielraum. Der Hof wird in einem Radius von drei Kilometern als Sperrbezirk abgeriegelt. Die Schweine werden allesamt getötet. "Falls die Tötung angeordnet wurde, werden die Tiere durch Elektrobetäubung und anschließend durch Herzdurchströmung gemäß der Bestimmungen zum Tierschutz getötet", sagt Johannes Heyl. Danach werden sie in einer Tierkörperbeseitigungsanstalt entsorgt.
Liegen im Sperrbezirk weitere Betriebe mit Schweinehaltung, müssen sie ihre Bestandszahlen melden und jedes kranke oder tote Tier sofort anzeigen.
Wenn schon jetzt besondere Aufmerksamkeit besteht, dann liegt das daran, dass die Krankheit spontan jederzeit ausbrechen kann. "Das Risiko der Einschleppung der ASP durch kontaminiertes Schweinefleisch oder daraus hergestellte Erzeugnisse durch Menschen ist weiterhin sehr hoch", sagt Johannes Heyl. In Produkten wie Salami oder Schinken bleibt der Erreger lange infektiös. Ein weggeworfenes Wurstbrot, das von einem Wildschwein aufgenommen wird, kann zum plötzlichen Auftreten der ASP weit vom letzten bekannten Fall entfernt ausreichen.
Die für Schweinehaltung immer häufiger geforderte Haltung mit der Möglichkeit, ins Freie zu gelangen, ist aus Seuchenhygienischer Sicht eher bedenklich. Selbst wenn ein Kontakt mit Wildschweinen ausgeschlossen werden kann, können Erreger durch Nagetiere oder Vögel in solche Ställe mit Freigang gelangen.