"Arbeit eines ganzen Jahres ist umsonst"
Autor: Evi Seeger
Schlüsselfeld, Dienstag, 22. Dezember 2020
Das Verbot von Silvesterfeuerwerk trifft die Hersteller von Feuerwerkskörpern hart. Die Firma Röder in Schlüsselfeld geht von einem Schaden im mittleren siebenstelligen Bereich aus.
Es wird ein stiller Jahreswechsel werden. Kein Feuerwerk, das Palmen in prächtigen Farben an den nächtlichen Himmel zeichnet. Kein Funkenregen, der wie im Märchen Sterne zu Tausenden auf die Erde niederfallen lässt. Vor allem aber auch kein "Ah" und "Oh" all derer, die sich an einem Feuerwerk von ganzem Herzen erfreuen können.
Das coronabedingte Verbot von Silvesterfeuerwerk trifft die Fans von Pyrotechnik hart. Noch härter allerdings die Hersteller von Feuerwerkskörpern: Für sie zahlt sich die Arbeit eines ganzen Jahres erst im Dezember mit dem Hauptgeschäft für Silvester aus.
"Die Arbeit eines ganzen Jahres ist umsonst", sagt Max Schütz, einer der Gesellschafter von Feuerwerk Röder in Schlüsselfeld. Das Unternehmen nimmt für sich in Anspruch, Deutschlands größter Shop für Feuerwerkskörper in Versand und Werksverkauf zu sein.
Fertig gepackt, stapeln sich die Bestellungen in der großen Lagerhalle. Zu nahezu 90 Prozent handle es sich um Lieferungen "an den normalen Endverbraucher", also an die Fans, die das neue Jahr gerne mit einem prächtigen Feuerwerk begrüßen möchten. Gerade deshalb sei es jetzt so kompliziert, sagt Schütz: In den fertig gepackten Sendungen befänden sich mitunter 50 verschiedene Produkte.
"Die meisten Kunden wollen jetzt ihr Geld zurück", berichtet Schütz. Selbst das sei aber nicht das größte Problem, sondern die Rückabwicklung der Bestellungen: "Die Pakete müssen wieder ausgepackt und eingelagert werden." Es werde Monate dauern, bis alles abgewickelt ist.
Noch keine Entschädigung
Das Unternehmen Röder gibt es seit 20 Jahren. Vor sieben Jahren haben sich Heiko Röder und Max Schütz in Schlüsselfeld angesiedelt. Zuvor war der Betrieb in Buchfeld zu Hause. Sechs Mitarbeiter werden ganzjährig beschäftigt, um den Verkauf vorzubereiten. Für das Hauptgeschäft ab Oktober kommen 35 Saisonkräfte dazu.
Die beiden Firmenchefs haben die politischen Debatten verfolgt und bis zuletzt gehofft. Mitte November sei schon über Feuerwerk zu Silvester diskutiert worden. Es könne stattfinden, habe es am Ende geheißen. "Wir waren seit Ende Oktober am Verpacken und konnten weitermachen", erklärt Schütz. Jetzt sieht er für den Betrieb einen Schaden im mittleren siebenstelligen Bereich. Noch hätten sie keine Entschädigung bekommen, und es wisse auch niemand, wie es damit aussieht. Die Ungewissheit treffe die gesamte Branche. "Viele werden das nicht überleben", meint Schütz.
Rechtliche Schritte angekündigt
Ein Großhändler, der vor allem Discounter beliefert, müsse 130 000 Paletten zurückholen, die bereits im Handel seien. Schütz kündigt an: "Wir werden gegen das Verkaufsverbot rechtliche Schritte einleiten." Klar ist aber: Für dieses Jahr wird das nichts mehr bringen. Allenfalls eine Entschädigung könnte dabei herauskommen.
"Dabei wollen die Leute Feuerwerk", sagt der Unternehmer aufgrund der vielen Anfragen. Und echte Pyrotechnik-Fans werde das Verbot nicht davon abhalten: Sie würden sich ihr Feuerwerk anderweitig besorgen. "In Polen sind die Läden komplett ausverkauft, und unsere sichere Ware wird verboten", sagt Schütz kopfschüttelnd. Das hier angebotene Material sei sicher und Verletzungen eher selten. Wenn Unfälle passieren, seien sie meist auf illegales Feuerwerk in Kombination mit Alkohol zurückzuführen. Dies werde man auch mit dem Verkaufsverbot nicht unterbinden.
Schütz: "Damit bestraft man nur diejenigen, die sich an die Regeln halten."