Applaus für eine "Leuchtstunde"
Autor: Heike Schülein
Kronach, Donnerstag, 10. Dezember 2020
"Musik und Gedanken zum Advent" gab es am Dienstag in der katholischen Stadtpfarrkirche. Studierende der Berufsfachschule für Musik in Kronach sorgten für beeindruckende Hörerlebnisse.
Kronach — Endlich wieder Musik! Wie gebannt lauschte am Dienstagabend das Publikum in der stimmungsvoll illuminierten Stadtpfarrkirche St. Johannes den unter die Haut gehenden Impulsen von Pfarrer Thomas Teuchgräber sowie ausgewählten Kompositionen, dargeboten von jungen Musikerinnen und Musikern der Berufsfachschule für Musik in Kronach.
Bach'sche Musik auf der Gitarre - wer mit dem Altmeister primär voluminöse Orgelmusik in Verbindung bringt, wurde überrascht, wie leicht seine barocke Sarabande aus der "1. Suite für Violoncello" (BWV 1007) auf der Gitarre klingen kann. Das Spiel des jungen Saiten-Virtuosen Vinzenz Ständner war dann auch ein Musikerlebnis besonderer Art. Schnörkellos und wunderbar klar ließ er die Töne perlen. In der Tat ist die klassische Gitarre wie kaum ein Instrument fähig, Wärme und Klangfarbenreichtum auf sinnlich schöne und nahegehende Art und Weise zur Entfaltung zu bringen. Sehr beeindruckend war auch seine Improvisation in H-Moll - eine Eigenkomposition des Musikers mit geradezu meditativer Wirkung.
Facettenreicher Bläserklang
Was den Streichern das Streichquartett, ist den Bläsern das Bläserquintett. Was diese kammermusikalische Königsdisziplin zu bieten hat, demonstrierten die Holzbläser Marc Tetzel (Flöte), Yvette Wirsing (Oboe), Ina Siegelin (Klarinette), Pia Fischer (Fagott) und Gabriel Liebmann (Horn), die ihren transparenten Gesamtklang von der Empore herab durch das Kirchenschiff schweben ließen. Mit ausdrucksvollem Spiel brachte das Ensemble unter Leitung von Danielle Maheux zwei höchst unterschiedliche Stücke facettenreich zur Geltung. Wohlig entspannt konnte man zunächst bei Mozarts Andantino (aus "Divertimento No. 14 in B-Dur, KV 270) in bläserischer Klangschönheit schwelgen. Die Charaktere der einzelnen Instrumente und ihre Rollenverteilungen innerhalb des Quintetts waren gut nachvollziehbar. Ideale Interpreten waren die fünf exzellenten Bläser aber auch für den Tango und Walzer aus den temperamentvollen "fünf leichten Tänzen" ("Five Easy Dances") des in Ungarn geborenen amerikanischen Komponisten Denes Agay (1911 bis 2007).
Könner am Klavier
"Vom Himmel hoch, da komm ich her" - Jahr für Jahr erklingt dieser Klassiker zu Weihnachten überall im Land. Manch einem mag es vielleicht gar nicht so bewusst sein, dass es sich dabei um eines der bekanntesten Liedschöpfungen des Reformators Martin Luther handelt.
Dem Kronacher Publikum wurden an dem Abend Klavierversionen des Werks für vier Hände kredenzt - scheinbar mühelos und in bester Harmonie glitten dabei die 20 Finger von Jana Lichtlein und Felix Graser nur so über die Klaviatur. Was vermeintlich so einfach aussieht, erfordert tatsächlich ein Höchstmaß an Konzentration - und natürlich großes spielerisches Können.
Die Melodie des bekannten Adventsliedes aus dem 12. Jahrhundert "Nun komm, der Heiden Heiland" wurde über die Jahrhunderte von großen Komponisten häufig für die verschiedensten Besetzungen bearbeitet. Zwei wunderbare Bearbeitungen für Orgel der Tonschöpfer Johann Michael Bach (1648 - 1694) sowie Dietrich Buxtehude (1637 - 1707) betteten am Dienstagabend das musikalische Programm ein. Anmutig zum Klingen gebracht wurden die Meisterwerke eingangs von Petra Beutner sowie abschließend von Joel Deckenbach - Musik zum Eintauchen und zur völligen Loslösung von der Last unserer Zeit!
Zwischen den Stücken brachte sich Pfarrer Thomas Teuchgräber mit besinnlich-nachdenklichen Gedanken, Impulsen sowie Geschichten ein. Der Pfarrer freute sich sehr, dass die musikalische Andacht in Zusammenarbeit mit der Musikschule auch in diesem Jahr stattfinden konnte - und dies bereits in dieser Form zum zehnten Mal. "Ich habe es mir so gewünscht, dass der Abend nicht ausfallen muss", bekundete er. Sein Dank galt allen Ausführenden, vor allem dem Organisator Gerhard Bauer für das Arrangement und die Vorbereitung.
Sehr freute er sich insbesondere auch über die Anwesenheit des ehemaligen Schulleiters Andreas Wolf, gewissermaßen einer der Gründungsväter der musikalischen Andacht. Ein großes Dankeschön galt Lukas Löffler und Stefan Lindinger vom Pfarrgemeinderat St. Johannes für die stimmungsvolle Beleuchtung der Kirche.
Was Musik und das gesprochene Wort bewirken kann - das machte dieser Erlebnis-Abend voller Farb- und Strahlkraft fühlbar. Mit großem Applaus ließen die Besucher keinen Zweifel daran, wie sehr ihnen die "Leuchtstunde" gefallen hatte.