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Anlaufstelle in der Not


Autor: Marian Hamacher

Weißenbrunn, Freitag, 01. Dezember 2017

Dieses Jahr unterstützt die Mediengruppe Oberfranken mit ihrem Spendenverein "Franken helfen Franken" die in Weißenbrunn angesiedelte "Humanitäre Hilfe für Menschen in Not". Deren Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe leisten zu können.
2010 zog Tom Sauer mit der Humanitären Hilfe in die Grüner Straße. Um das verwahrloste Haus wieder auf Vordermann zu bringen, benötigte es sechs schweißtreibende Monte Renovierungsarbeit - und 80 Liter Essig, um den Schimmel aus den Wänden zu bekommen. Foto: Marian Hamacher


Marian Hamacher

Jeder Zentimeter Platz wird genutzt. Lebensmittelkonserven, Schuhe, Winterjacken, Kleidung für Kinder und Erwachsene, Fahrradhelme, Geschirr oder Spielzeug - auf den zwei Etagen im "Haus Lichtzeichen" in Weißenbrunn ist nahezu alles zu finden, was Otto Normalverbraucher in seinem Haushalt benötigt. Für welchen Zweck die Waren über die Ladentheke - bei der es sich eigentlich um einen leicht zu übersehenden Schreibtisch seitlich der Treppe handelt - gehen, macht schon der Name des betreibenden Vereins deutlich: "Humanitäre Hilfe für Menschen in Not". Und die hat ihr ganz eigenes Konzept der Hilfe entwickelt.


Unübersehbares Transparent

Zunächst war der 1994 gegründete Verein mit einer mobilen Lebensmittelversorgung unterwegs, er änderte sein Konzept jedoch, als der Sozialladen der Caritas seine Arbeit aufnahm. Ein Berechtigungsschein ist daher nicht erforderlich, um im Haus in der Grüner Straße 1 einzukaufen. "Bei uns kauft der Millionär ebenso wie der Bedürftige", erklärt Tom Sauer.
180 Euro pro Monat muss der samstägliche Verkauf (9 bis 12 Uhr) abwerfen, erklärt der Vorsitzende. Alles, was darüber hinaus eingenommen wird, fließt direkt in die ehrenamtliche Hilfe, die jeden Tag geleistet wird. Auch die Einsätze des vom Verein betriebenen Spielmobils, Sauer selbst als mietbarer "Nikolaus on Tour" und Spenden tragen dazu bei, dass finanzielle Überbrückungshilfen, Zuschüsse für Einkäufe oder die Unterstützung bei Behördengängen wie der Arbeitsagentur angeboten werden können. 120 000 Euro an direkter finanzieller Hilfe und rund 350 000 Euro an materieller Unterstützung haben durch die seit 2010 getätigten Verkäufe des "Lichtzeichens" geleistet werden können. Das hat der Verein auch unübersehbar auf einem Transparent vor dem Haus kenntlich gemacht.
Dieses Jahr sollen mit Hilfe der Leser des Fränkischen Tags noch einige Euros hinzukommen. Denn die Mediengruppe Oberfranken (MGO), zu der auch der Fränkische Tag gehört, hat sich dazu entschieden, die Humanitäre Hilfe mit der Aktion "Franken helfen Franken" (siehe Infokasten) zu unterstützen.
Das Ziel des Vereins, Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten, starte schon mit dem Verkauf, erklärt Sauer. Bei 90 Prozent des Sortiments handelt es sich um Neuwaren, die zu deutlich reduziertem Preis abgegeben werden. Für einige Besucher sei das trotzdem noch zu viel.
In solchen Fällen müssen zunächst 25 Euro bezahlt werden - auch wenn der Gegenwert der Ware, mit der das Haus verlassen werden kann, letztlich deutlich höher ist. "Das ist eine gewisse pädagogische Maßnahme", so Sauer. "Die psychologische Hilfe, die wir leisten, beginnt damit, dass der Betroffene begreift, dass er nur etwas bekommt, wenn er etwas tut." Wer finanzielle oder materielle Unterstützung erhält, darf zudem damit rechnen, zu einem unbekannten Zeitpunkt einen Besuch von Sauer oder einem seiner neun Mitstreiter zu bekommen. "Ich nehme die Leute da auch in die Pflicht. Sie müssen einen Nachweis erbringen", betont der hauptberufliche heilpädagogische Förderlehrer für Menschen mit geistiger Behinderung. "Ich stehe schließlich in Verantwortung gegenüber dem Spender."