Angeklagte mit kuriosen Erklärungen
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Mittwoch, 22. Mai 2019
Ein maßgeblicher Zeuge sitzt gerade in Haft, und von seiner Aussage dürfte es abhängen, in welchem Licht der Fall einer 30-jährigen Michelauerin betrachtet werden sollte. Bei der Schöffengerichtssitzu...
Ein maßgeblicher Zeuge sitzt gerade in Haft, und von seiner Aussage dürfte es abhängen, in welchem Licht der Fall einer 30-jährigen Michelauerin betrachtet werden sollte. Bei der Schöffengerichtssitzung am gestrigen Mittwoch sah es mehrmals so aus, als ob die wegen eines Drogendelikts angeklagte Frau reichlich flunkerte und Unwahrheiten erzählte.
Laut Anklageschrift hat die gelernte Bürokauffrau wohl im März 2018 einem damals 16 Jahre alten Jungen bei sich daheim fünf Gramm Crystal Speed für 600 Euro verkauft. Obendrein wurde bei der Angeklagten am 29. November 2018 ein Gramm Crystal Speed gefunden. Sie bewahrte es in ihrer Wohnung auf.
Zu den Vorwürfen erklärte die von Rechtsanwalt Albrecht Freiherr von Imhoff vertretene Frau, dass sie den besagten 16-Jährigen überhaupt nicht kenne. Dann sei es zu einem Missverständnis gekommen: Das bei ihr von der Polizei gefundene Crystal Speed stamme von einer Halloween-Party, bei der ihr das zugesteckt worden sei, sagte die Frau.
"Wer steckt einem denn sowas zu - das kostet doch Geld?", bemerkte Richterin Ulrike Barausch. Eine Antwort darauf blieb die junge Frau ihr schuldig.
Dafür hatte sie Antworten zu weiteren Merkwürdigkeiten. Als die Polizei bei ihr daheim Crystal Speed fand, da fand sie auf ihrem Handy auch die Aufnahme einer Cannabispflanze sowie einer Extasy-Pille. Als die 30-Jährige erklärte, sie habe das Foto geschossen, weil sie die Cannabispflanze bei einem Waldspaziergang gefunden habe, tauschten manche im Saal Blicke miteinander.
Auch Staatsanwalt Michael Koch nahm der Frau die Erklärung nicht ab und erwiderte, dass er Cannabispflanzen bei Waldspaziergängen nie finde.
Noch ein wenig kurioser fiel die Erklärung zur Extasy-Pille aus: Die nämlich ziere ein Wappen, dem die Frau nachgehen wolle, und eben darum habe sie auch ein Foto von der Pille geschossen. Im Übrigen habe sie das Crystal Speed seitdem in ihrem Tampon-Täschchen aufbewahrt und nie verkauft oder angeboten oder verbraucht.