Druckartikel: Anders und doch gleichwertig

Anders und doch gleichwertig


Autor: Katharina Müller-Sanke

Kulmbach, Freitag, 04. Mai 2018

Heute ist Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Die Arbeitsgemeinschaft Offene Behindertenarbeit in Kulmbach veranstaltet dazu einen Filmabend und zwei Lesungen.
Melanie Höreth beim Lesen mit der neunjährigen Isabella aus Kulmbach. Beide sind sich einig: Anders sein ist ganz normal. Foto: Katharina Müller-Sanke


Katharina Müller-Sanke

Anders sein ist ganz normal - das hat sich die Arbeitsgemeinschaft Offene Behindertenarbeit in Kulmbach auf die Fahnen geschrieben. "Wir stehen dafür ein, dass Menschen mit Behinderung nicht nur integriert werden, sondern dass wir alle gleichwertig zusammen leben," so beschreibt es Melanie Höreth, die bei der Arbeiterwohlfahrt in Kulmbach den Familienentlastenden Dienst leitet.
"Viele Menschen wissen gar nicht, was wir eigentlich machen und anbieten", wundert sich Höreth immer wieder. Dabei ist ihre Arbeit sehr wichtig. Die Arbeiterwohlfahrt sowie die Diakonie Kulmbach und die Diakonie Neuendettelsau arbeiten zusammen in der Arbeitsgemeinschaft Offene Behindertenarbeit. In diesem Bereich unterstützen sie Familien mit beeinträchtigten Kindern und auch Menschen mit Behinderung, die alleine leben. Sie beraten, bieten Freizeitgestaltungen an, unterstützen die Familien in der Betreuung und machen Bildungsangebote. Sie arbeiten gemeinsam daran, dass auch Menschen mit Einschränkungen ganz normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden und sind. Gleichberechtigt und gleichwertig.
Den europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung wollen sie nutzen, um erneut für das Thema Inklusion zu werben. In diesem Jahr ist das Motto: "Inklusion von Anfang an". Und so finden in diesem Jahr mehrere Aktionen zum Thema statt: Ein Filmabend im Paul-Gerhard-Kindergarten und zwei Lesungen mit Kindern in der Grundschule Trebgast und im Awo-Förderzentrum in der Hannes-Strehly-Straße.
Inhalt der Lesung ist ein besonderes Buch: "Die bunte Bande - das gestohlene Fahrrad" ist ein Buch über eine Gruppe Kinder mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen, Fähigkeiten und Bedürfnissen. Es sind Kinder unterschiedlicher Hautfarben darunter und auch solche mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Einem der Kinder wird das Fahrrad gestohlen. Der Junge kann daher nicht mehr ins Jugendzentrum kommen, in dem sich die Gruppe sonst trifft. Also helfen alle zusammen: Es wird ein großes Fest organisiert, gebastelt, gekocht und gemalt. Bei dem Fest wird so viel Geld erwirtschaftet, dass der Junge ein neues Fahrrad bekommt. Eine nette Geschichte, die das Thema Inklusion perfekt aufgreift.
Doch das ist nicht das einzig Besondere an dem Buch: Das Buch ist als normale Geschichte geschrieben und noch einmal in leichter Sprache - sehr verständlich und einfach zu lesen, auch für Kinder, die sich mit anderen Büchern schwertun.
Kurze Sätze und einfache Worte bilden die Geschichte. Neben diesen beiden Varianten ist auch noch eine Brailleschrift-Variante enthalten, damit auch blinde Kinder das Buch lesen können.
Die neunjährige Isabella aus Kulmbach und ihre Mitschüler und auch die Kindergartenkinder hören der Geschichte gerne zu, und wer schon lesen kann, liest gerne vor. So wie Isabella. Für sie ist die Geschichte im Buch in gewisser Weise Alltag. Denn im Awo-Förderzentrum, im Hort und im Kindergarten sind die verschiedensten Kinder zusammen. Sie werden gemeinsam betreut und lernen voneinander. Inklusion eben.