An der Aurach neue Heimat gefunden
Autor: Richard Sänger
, Sonntag, 24. Sept. 2017
Die Auseinandersetzungen in der alten Heimat brachten die Kroaten in Herzogenaurach enger mit der Bevölkerung zusammen. Es wurden unter anderem Hilfslieferungen organisiert. Zur Jubiläumsfeier kamen viele Gäste.
Die lebendige und facettenreiche Städtepartnerschaft mit Nova Gradiška spiegelte sich auch im Festabend des 25-jährigen Jubiläums des KSV Croatia Herzogenaurach wieder. Zur Geburtstagsfeier reisten Freunde und Gäste aus der kroatischen Partnerstadt Nova Gradiška an, um mit den Landsleuten zu feiern.
Dabei gibt es den Club schon länger: Aus dem Club der Jugoslawen löste sich der Club Croatia, eine der wenigen sichtbaren Folgen des Balkankrieges und der Feindschaften in Herzogenaurach. Der "Heimatkrieg", wie ihn die in Herzogenaurach lebenden Kroaten bezeichnen, sollte sich nicht noch in der zweiten Heimat auswirken, darüber war man sich einig.
"Wir leben in Deutschland, nicht in Kroatien", erklärte Marco Loncar, einer der Gründungsväter des Vereins KSV Croatia Herzogenaurach. Dabei durfte sich der Verein anfangs nicht Croatia nennen. Loncar wurde in die Botschaft einbestellt und man hat ihm mitgeteilt, wenn er den Verein Croatia nennt, dürfe er nie mehr nach Nova Gradiška zurück. Also lautete der Name dann: Kultur- und Sportverein (KSV).
Zum 25. Jubiläum des KSV Croatia Herzogenaurach hieß es eingangs: "Dragi gosti iz Nove Gradiška" (Liebe Gäste aus Nova Gradiška), denn aus der Partnerstadt reisten immerhin rund 50 Gäste an. Beim Empfang im Rathaus freute sich Bürgermeister German Hacker, dass mit Vinko Grgic und Ivana Trupina sowie Borislav Vidošic alle drei Bürgermeister mit den Stadträten Tomislav Becirevic, Marijan Radic, Matej Zboril und Vlatko Greiner nach Herzogenaurach gekommen waren, um mit den Herzogenauracher Freunden den Geburtstag zu feiern. Zur Reisegruppe aus der Partnerstadt gehörten auch die Vorsitzende der Jugend, Tina Tomašic, und Vesna Spehar vom Bürgermeisteramt sowie die Direktorin des Touristenbüros, Dinka Matijevic, und die Folkloregruppe Trenk. Hacker stellte beim Empfang im Rathaus am Freitag die Stadt, Peter Loncar sowie Anni Eiser und Rosa Abel vom Liegenschaftsamt hatten ein Programm ein Programm für die Gäste vorbereitet.
1969 fing alles an
Im Vereinshaus gelang es am Samstagabend, die langjährige Verbundenheit in einer dreistündigen Zeremonie von vielen Seiten zu beleuchten. Angefangen hat alles im Frühjahr 1969, als die Firma Schaeffler Arbeitskräfte anwarb. Im Jahr 1976 kamen erstmals Kroaten als Gäste nach Herzogenaurach. Es folgten offizielle Besuche, und am 5. Mai 1980 unterschrieben Hans Ort und Josip Vukovic die Partnerschafts-Urkunden.Beim Festabend im Vereinshaus wurde insbesondere den Gründern gedankt, wie Marco Loncar und Altbürgermeister Hans Lang, sowie weiteren Persönlichkeiten und den in Herzogenaurach lebenden Kroaten. Auch dafür, dass sie sich dafür einsetzten, dass die Feindschaften der Völker nicht nach Herzogenaurach überschlugen.
Gerade der Heimatkrieg brachte Herzogenaurach und Nova Gradiška noch enger zusammen. Der Verein organisierte zusammen mit der Stadt Hilfslieferungen und sowohl der damalige Bürgermeister Hans Lang als auch sein Nachfolger German Hacker lobten das Engagement von Marco Loncar. Der Kroate, der gleichsam Bürger von Nova Gradiška und von Herzogenaurach ist, hat diese Hilfsaktionen gewissermaßen in die Wege geleitet. Bei einem "Spaziergang in die Vergangenheit" erinnerten Lang und Loncar an die Vereinsgeschichte und die enge Verbundenheit der Städte und der Menschen.
Neue Heimat in Franken
Bürgermeister Vinko Grgic betonte in seiner Ansprache die engen Verbindungen zu Herzogenaurach. "Wir verbinden Menschen und Völker, das ist der Grundgedanke der Partnerschaft", erklärte der Bürgermeister aus Nova Gradiška und bedankte sich unter Beifall für 37 Jahre Freundschaft. So fanden Menschen aus Kroatien in Herzogenaurach eine neue Heimat und die humanitäre Hilfe nach dem Krieg bleibe im Herzen der Menschen. "Nova Gradiška schätzt sich glücklich, solche Verbindungen zu haben", rief Vinko Grgic unter starkem Beifall aus. So sei der Verein ein Kettenglied zwischen beiden Städten und der Länder. Sein Dank galt insbesondere auch den Vereinsmitgliedern, die den Verein am Leben erhalten sowie mit Leben erfüllen und die Verbindungen in die alte Heimat aufrechterhalten. Vorsitzender Peter Loncar erinnerte an die vielen Ereignisse seit der Vereinsgründung, er erinnerte an den Krieg und an Höhen und Tiefen. Er bedankte sich für die vorbildliche Unterstützung durch die Stadt Herzogenaurach.
"Die kroatische Lebensart in Herzogenaurach ist ein Stück deutsche und europäische sowie kroatische Geschichte", erklärte Bürgermeister Hacker. So bereichere der Club Croatia das Vereins- und Kulturleben in Herzogenaurach, so sei der Verein bei jedem Stadtfest aktiv dabei.
Die Folkloregruppe "Trenk" ließ die Besucher im Vereinshaus nach den offiziellen Reden dann an der sprichwörtlichen kroatischen Lebensfreude teilhaben.