Amerika war ein Traum
Autor: Ulrike Langer
Buch, Montag, 26. Januar 2015
von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer Buch/Theres — Im Kreise seiner Familie, zu der neben den vier Kindern und sieben Enkeln auch vier Urenkel gehören, feierte am Samstag Rudolf...
von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
Buch/Theres — Im Kreise seiner Familie, zu der neben den vier Kindern und sieben Enkeln auch vier Urenkel gehören, feierte am Samstag Rudolf Ort aus dem Thereser Gemeindeteil Buch 90. Geburtstag. Zum Jubelfest gratulierten Landrat Wilhelm Schneider, Bürgermeister Matthias Schneider, Pfarrer Christian Lutz und Pfarrer i. R. Rainer Kunkel, nachdem der Musikverein Buch dem Jubilar ein Ständchen dargebracht hatte.
In der Normandie an der Front
Rudolf Ort kam als Sohn von Landwirten in Buch zur Welt und besuchte nach der Volksschule noch die kaufmännische Berufsschule in Haßfurt. Doch 1943 wurde er zum Arbeitsdienst nach Südfrankreich eingezogen.
Danach kam er zur Wehrmacht und wurde zuletzt an die Front in der Normandie geschickt, wo er in amerikanische Gefangenschaft geriet.
"Über England wurde ich nach New York geschickt und in ein Gefangenenlager in Louisiana gebracht", erzählt der Jubilar. Schließlich aber musste er einem deutschen Auswanderer-Ehepaar beim Reisanbau helfen. "Wir waren anfangs 30 Leute und weil es uns dort wirklich sehr gut ging, hoffte ich, bleiben zu können."
Seine Hoffnung erfüllte sich und er freundete sich mit dem Ehepaar an. Dennoch war er froh, als er 1946 endlich wieder nach Hause fahren konnte. Dort half er seinen Eltern in der Landwirtschaft und auch in der Gastwirtschaft "Zur Rose", aus der seine Mutter stammte und die seine Eltern 1934 pachteten und später erwarben.
"In dem Gasthaus lernte ich 1952 Rita Keller aus Untereuerheim kennen", erinnert sich Rudolf Ort noch heute ganz genau. Noch im selben Jahr, am 21. Oktober 1952, heirateten die beiden in Buch.
Gemeinsam betrieben sie bis 1970 Landwirtschaft und führten bis 1992 die Gastwirtschaft "Zur Rose", die auch das Vereinslokal des RSV, des Musikvereins und des Obst- und Gartenbauvereins war. Rudolf Ort arbeitete außerdem bis zur Rente 1983 bei verschiedenen Firmen. Mit 60 Jahren nahm er den Briefkontakt mit dem amerikanischen Ehepaar in Louisiana auf, den er nach dem Krieg begonnen hatte und der nach einiger Zeit eingeschlafen war. Zweimal besuchte Rudolf Ort die Familie in Amerika, einmal mit seiner Tochter Christine und ein zweites Mal zur goldenen Hochzeit seiner Gastgeber.
"Diese Reise 1988 haben wir genutzt und unsere verspätete Hochzeitsreise draus gemacht", erzählte der Jubilar, der auch sonst ganz gerne Reisen mit seiner Frau unternahm.
Noch heute bastelt er gerne mit Holz und fertigte zum Beispiel die Tischdekoration für seinen Geburtstag selbst an.
Froh ist er, dass seine Frau und er von ihrer Tochter Maria so gut unterstützt werden. Denn das Alter fordert doch seinen Tribut. Auch wenn es mal schlechtere und mal bessere Tage gibt, so zeigte sich der Jubilar dennoch zufrieden und genoss es, seinen Geburtstag mit der großen Familie zu feiern.