Amateur-Fußball: Sind die "fetten Jahre" vorbei?
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Coburg, Freitag, 15. Oktober 2021
Fussball Wie finanzieren Amateurvereine ihre Spieler und Trainer? Müssen Funktionäre den Geldhahn immer mehr zudrehen? Das Tageblatt blickt hinter die Kulissen: Landes- und Bezirksligisten lassen sich überraschend ein wenig in die Karten schauen... Von Christoph Böger
D er Amateur-Fußball galt lange Zeit als eine Goldgrube. Viele Spieler und Trainer bekommen gutes Geld für ihr Hobby. Doch immer mehr Vereine lassen den Geldbeutel stecken und setzen stattdessen auf die Nachwuchsarbeit und Vereinstreue. Das Tageblatt hat sich umgehört und eine Bestandsaufnahme gemacht. Dabei gewähren die Landes-und Bezirksligisten aus der Region interessante Einblicke in ihre Praktiken.
Während beim SC Sylvia Ebersdorf, FC Coburg oder auch dem TSV Mönchröden Entschädigungen an Spieler und Trainer für deren Aufwand gezahlt werden, versichern Funktionäre vom FC Lichtenfels, TSV Meeder oder FC Mitwitz, dass Geld nahezu keine Rolle spielt. Ganz im Gegenteil: In Meeder sei die Siegprämie so klein, dass es gerade einmal für vier Hefeweizen im Sportheim reicht. Im Steinachtal hätten die Kicker angeblich sogar ihren letzten Trikotsatz selbst finanziert. Was dagegen vielerorts üblich ist, so auch beim FC Lichtenfels, sei das sogenannte Fahr- oder Benzingeld.
SC Sylvia Ebersdorf
Markus Trampusch (Vorsitzender für das Ressort Marketing und Öffentlichkeitsarbeit beim SC Sylvia Ebersdorf): "Dass wir als Verein von unserem Hauptsponsor Finori um Stefan Finzel profitieren, ist zweifelsohne eine große finanzielle Entlastung. Dafür sind wir auch sehr dankbar. Wir betreiben aber auch einen enormen Aufwand, um der Großgemeinde Ebersdorf und den umliegenden Gemeinden höherklassigen und attraktiven Landesliga-Fußball zu bieten. Dafür ist es schlichtweg gerechtfertigt, eine Aufwandsentschädigung an Spieler und Trainer zu entrichten. Natürlich haben wir aber auch Bewusstsein darüber, dass die ,fetten Jahre' im Amateurfußball auch bei uns schnell vorbei sein können. Daher achten wir auch weiter auf unseren Unterbau im Herrenbereich sowie vor allem auf eine gute und erfolgreiche Jugendarbeit. Damit die Tradition um unseren Verein noch lange erhalten bleibt."
FC Coburg
Christian Tremel (Sportlicher Leiter beim Landesligisten FC Coburg): "Früher hat man in der Bayernliga oder auch in der Landesliga ein schönes Geld verdient. Man darf aber auch nicht vergessen, dass diese beiden Ligen damals die dritt- und vierthöchsten Ligen waren. Wenn du heute in der 3. oder 4. Liga spielst, dann wird auch noch ordentlich bezahlt. Damals hatten die Vereine einen Zuschauerschnitt teilweise im hohen dreistelligen, wenn nicht sogar im vierstelligen Bereich - da wurde noch richtig Geld verdient mit. Heute decken die Zuschauerzahlen oftmals nicht mal die Kosten eines einzigen Spieltages.
Ich finde, dass aktuell im Amateurbereich entsprechend der jeweiligen Liga und des betriebenen Aufwandes auch entsprechend vergütet wird. Da wird dreimal die Woche trainiert, zu den Auswärtsspielen sind teilweise mehr als 150 Kilometer einfach zurückzulegen und es wird bei einem Spiel am Wochenende der jeweilige Tag nahezu komplett für den Verein ,geopfert'. Die Gehälter sind, wenn man alles im Verhältnis sieht, fast gleich geblieben. Was mir auffällt ist, dass in den unteren Klassen meiner Meinung nach viel zu viel an vereinzelte Spieler bezahlt wird. Wichtig ist, dass die Vereine vermehrt Geld in die Hand nehmen, um dies in die Jugendarbeit zu investieren."