Druckartikel: Alte Meldung sorgt für Trubel

Alte Meldung sorgt für Trubel


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Donnerstag, 12. Januar 2017

Der Unterricht im Kreis Kronach findet am heutigen Freitag statt: Beim Verbreiten einer sechs Jahre alten Meldung wurde offenbar das Erscheinungsdatum nicht berücksichtigt.
Diese rund sechs Jahre alte Meldung sorgte am Donnerstagnachmittag bei den Kronacher Schulen, Eltern und Schülern für gehörige Aufregung. Foto: Marian Hamacher


Die Schüler des Landkreises müssen jetzt ganz stark sein: Das Wochenende startet nicht bereits einen Tag früher! Auch am heutigen Freitag wird der Unterricht pünktlich mit dem ersten Gong beginnen - eine Meldung, die es normalerweise nicht in den Fränkischen Tag oder auf unser Online-Portal inFranken.de schafft.
Anders verhält es sich aber, wenn plötzlich Anrufe von Schülern und besorgten Eltern in den Sekretariaten der Kronacher Schulen eingehen und gefragt wird, ob am morgigen Tag der Unterricht tatsächlich ausfällt? "Das hat uns schon überrascht", sagt Matthias Klinke, Konrektor der Maximilian-von-Welsch-Schule (RS I). "Über die üblichen Wege haben die Schulen keine Meldung erhalten." Im Falle eines Ausfalls werden diese schließlich immer frühzeitig informiert.
Ursache der Sorge war offenbar ein Artikel auf inFranken.de, der in WhatsApp-Gruppen schnell die Runde machte. "Am Freitag keine Schule im Landkreis Kronach" heißt es in der Überschrift und darunter: "Auf Basis einer Unwetterwarnung hat die Regierung von Oberfranken angeordnet, dass am Freitag in fünf oberfränkischen Landkreisen, darunter auch im Landkreis Kronach, schulfrei ist. Betroffen sind alle Schultypen."
Falsch ist das nicht. Besser gesagt: War es nicht! Denn der Online-Artikel wurde nicht am Donnerstag veröffentlicht, sondern bereits am 16. Dezember 2010. Damals entschied die Regierung von Oberfranken tatsächlich, wegen erwarteter starker Schneefälle, den Unterricht am 17. Dezember 2010 ausfallen zu lassen.


Keine Ermittlungen

Doch das Erscheinungsdatum und der im Artikel genannte Termin des Schulausfalls wurden in der Hektik offenbar nicht berücksichtigt. "In Zeiten, in denen Fake-News immer mehr zum Thema werden, dachte ich erst, dass nun auch wir betroffen sind", so Klinke.
Bei der Polizei, bei der ebenfalls besorgte Anrufe eingingen beziehungsweise vom Landratsamt weiterverbunden wurden, wurde kurzzeitig sogar überlegt, wegen Verbreitung falscher Nachrichten Ermittlungen einzuleiten. "Wir werden der Sache aber nicht weiter nachgehen", teilte Alexander Doppel von der Polizeiinspektion Kronach mit. "Irgendjemand hat in einer WhatsApp-Gruppe eine Nachricht geschrieben und die hat sich dann wie ein Kettenbrief verbreitet.
Eine bewusste Falschinformation mit dem Ziel, Verwirrung zu stiften, war die Nachricht aber wohl nicht: Es gibt tatsächlich eine Unwetterwarnung für mehrere Regionen Frankens. Unter anderem für den Kreis Kronach - allerdings in einer anderen Größenordnung als vor sechs Jahren. "Es treten schwere Sturmböen mit Geschwindigkeiten bis 100 km/h anfangs aus südwestlicher, später aus westlicher Richtung auf", heißt es in einer amtlichen Warnung vor "schweren Sturmböen". Genug für einen Schulausfall war das bis Freitagabend aber nicht.
Doch wie schafft es eine aktuelle Warnung, einen alten Artikel aus den Tiefen des Internets wieder an die Oberfläche zu spülen? "Vermutlich liegt es an der Warn-App ,Nina'", sagt Klinke. Der Name ist die Abkürzung für die etwas kompliziertere Schreibweise "Notfall-Informations und Nachrichten-App". Dabei handelt es sich um ein Programm des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK), das Mobilfunk-Nutzer mit einem Signalton darüber informiert, wenn in ihrer Nähe Gefahr droht. Sei es Hochwasser, Sturm oder giftiger Rauch.


Irrtümliche Annahme

Gleichzeitig gibt die App konkrete Handlungsempfehlungen. In der für Freitag ausgegebenen Warnung wird etwa dazu geraten, auf herabstürzende Äste, Dachziegel oder Gegenstände zu achten. "Eine Mutter, die sich bei uns gemeldet hat, hat mir gesagt, dass sie von der App gewarnt wurde. Das ist ja eigentlich auch eine praktische Sache", so Klinke, der weder dem App-Betreiber noch dem Verfasser der WhatsApp-Nachricht einen Vorwurf machen möchte.
Die Mutter habe dann den Menü-Punkt "Weitere Informationen" angeklickt und sei zu einer Google-Suche weitergeleitet worden. "Da tauchen dann ganz viele Artikel auf, unter anderem der alte von inFranken.de", erzählt der RS I-Konrektor. Die Überschrift in Verbindung mit der zuvor gelesenen Warnung führte dann offenbar zu der irrtümlichen Annahme, eine aktuelle Meldung zu lesen.
Eltern können übrigens zeitnah überprüfen, ob die Schule ausfällt, so Klinke. Wie viele andere Schulen teilt auch die RS I solche Informationen umgehend auf ihrer Internetseite mit. Freitagabend ging dort aber eine andere Nachricht online: "Normaler Unterrichtsbetrieb am Freitag, 13. Januar 2017."