Altarraum soll so bleiben, wie er ist
Autor: Gerda Völk
Michelau, Donnerstag, 13. Sept. 2018
Die Sanierungsvorschläge für die Michelauer Johanneskirche sind heftigst umstritten.
"Was ist daran marode?", fragt Wilfried Fischer aufgebracht, schlägt mit einem beherzten Griff den Teppichboden zurück und stampft mehrmals mit den Füßen auf. Es geht um das sanierungsbedürftige Altarpodest aus den 1930er Jahren in der Johanneskirche.
Nach Ansicht der Fachleute ist das Podest morsch, die Feuchtigkeit und der Holzwurm hätten ihm stark zugesetzt. Der Kirchenvorstand hätte das Podest gerne entfernt, zahlreiche Gemeindemitglieder sehen das anders. Sie wollen keine Veränderung. Dies wurde bei der ausgesprochen gut besuchten Gemeindeversammlung deutlich, bei der die Emotionen mehr als einmal hochkochten. Dabei wurde deutlich, dass die Meinung vorherrschte, dass was saniert werden muss, saniert werden soll. Aber bitte keine Veränderung im Altarraum.
Rund 170 Personen waren am Mittwochabend gekommen. Vorab verlas Ute Herold ein Schreiben des Kirchenvorstands, in dem dieser sein Bedauern über die "Fehleinschätzung" ausdrückte, die zur "Disharmonie" unter den Gemeindemitgliedern geführt hatte.
Was war passiert? 2019 feiert die Johanneskirche ihre Einweihung vor 200 Jahren. Aus diesem Grund sollten notwendige Sanierungen und eine Umgestaltung des Altarraums durchgeführt werden. Über Fördermittel wollte die Landeskirche in ihrer Julisitzung entscheiden. In Michelau regte sich aber Widerstand gegen das Vorhaben. Binnen kürzester Zeit kamen fast 500 Unterschriften zusammen, so dass die Landeskirche diesen Punkt wieder von der Tagesordnung nahm.
Beim geplanten Einbau eines barrierefreien WCs gab es regen Diskussionsbedarf. Den Hinweis aus der Runde, dass Gläubige die nebenan gelegene öffentliche Toilette am Rathaus nutzen könnten, kommentierte Klaus Gagel mit dem Hinweis, dass diese Örtlichkeit nur geöffnet ist, wenn im Rathaus auch Bedienstete sind.
Weitere Einwände waren eine mögliche Geräuschkulisse während des Gottesdienstes und der Hinweis einer Frau, dass dieses Bedürfnis doch vor dem Gottesdienst erledigt werden könnte, wie es schon immer praktiziert wurde. Das Thema mit der Geräuschkulisse müsste lösbar sein, gab Moderator Rainer Mattern zu bedenken. Der Vater einer dreijährigen Tochter sprach sich für ein WC aus.
Weit schwieriger wogen die geplanten Veränderungen im unmittelbaren Bereich des Altarraums, wie die Entfernung des Lettners, jenes Geländer, das nach Aussage der Denkmalschützer nicht stilgerecht für eine evangelische Kirche sei und unpassend am Dekanatssitz. Der Lettner trenne das "Kirchenvolk" von den Priestern und sei eher ein Kennzeichen katholischer Theologie.