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"Als Erlangerin tut mir das weh"


Autor: Nikolas Pelke

Erlangen, Freitag, 29. Januar 2016

Die Erlanger CSU lehnt die Stadt-Umland-Bahn (StUB) ab. Die Vorsitzende Alexandra Wunderlich erklärt, warum sie am 6. März gegen das Projekt votieren wird.
Alexandra Wunderlich (vorne links) und ihre Mitstreiter wollen die Erlanger auch mit Plakaten motivieren, gegen eine Realisierung der StUB zu stimmen. Foto: CSU


Die Erlanger stimmen am 6. März in einem Bürgerentscheid über die umstrittene Stadt-Umland-Bahn (StUB) ab. Die CSU in der Hugenottenstadt will das Schienenprojekt verhindern. Alexandra Wunderlich (47), die Kreisvorsitzende der Konservativen, erklärt im Interview, warum sie sich für eine "bessere und günstigere Alternative" einsetzt und wie man die Bürger in Erlangen dafür bis zum Urnengang gewinnen will.

Was haben Sie gegen die Stadt-Umland-Bahn (StUB)? Seit Jahrzehnten wird in Franken davon geträumt. Sind Sie eine Spielverderberin?
Alexandra Wunderlich: Sie sprechen es an. Wir träumen davon. Und das schon seit Jahrzehnten. Das zeigt, wie unrealistisch dieser Traum ist. Wenn alle in der Vergangenheit von diesem Traum überzeugt gewesen wären, dann hätten wir diese Bahn vermutlich schon längst. Nein! Die StUB war früher teuer, sie ist heute teuer und sie wird morgen noch teurer werden.

Aber das Geld kommt doch zum großen Teil aus München? Das kann man als Franke doch nicht ablehnen, oder?
Wir haben auf der einen Seite die Anschaffungskosten. Die könnten zu 90 Prozent vom Freistaat und Bund gefördert werden. Das Geld aus München und Berlin fällt freilich auch nicht vom Himmel.
Das sind logischerweise auch Steuergelder. Das aber nur nebenbei zum Thema das Geld kommt doch aus München. Viel mehr ins Gewicht fallen die laufenden Kosten für Erlangen als Kommune. Die sind nämlich nicht förderfähig. Und die werden richtig teurer. Wir wollen den finanziellen Spielraum unserer Stadt aber für notwendige Investitionen behalten und finden, dass 300 Millionen Euro plus X zu viel ist für ein unflexibles Schienenprojekt, das nur von einem Bruchteil genutzt werden wird.
Die Umlandbahn fährt ja an vielen wichtigen Punkten wie dem Flughafen oder dem Uni-Südgelände vorbei. Mit einem Bus könnten wir die Leute direkt zu den wichtigsten Haltepunkten hinfahren. Und wir hätten nicht so eine lange Bauzeit von mindestens acht bis zehn Jahren. Plus den üblichen Verzögerungen bei solchen Projekten und den jahrelangen Planungszeitraum vorab. Unser Hauptkritikpunkt sind die hohen Kosten für ein unflexibles Bahnsystem.

Was wäre denn Ihre Alternative? Glauben Sie, ein Bus haut die Menschen vom Hocker?
Wir haben uns verschiedene moderne Bus-Systeme angeschaut, die können auf jeden Fall in puncto Taktfrequenz, Fahrzeiten, Umweltbelastung und Fahrgastkapazität mithalten. Und dabei sind diese Bus-Systeme in Anschaffung und Unterhalt deutlich kostengünstiger und viel schneller zu haben.

Was hat Sie eigentlich dazu gebracht, sich als Erlanger CSU gegen die StUB aufzulehnen? Immerhin gibt es prominente Befürworter aus Ihren Reihen wie Innenminister Joachim Herrmann. Auch ein Erlanger CSUler.
Die Euphorie für die StUB war in der CSU immer eher verhalten. Aber wir wollten die Idee nicht per se verwerfen. Wir haben notwendige Gutachten eingefordert, um eine sachliche und keine ideologische Entscheidung zu treffen. Wir hätten auch noch weitere Planungsschritte mitgetragen, wenn es bei einem T-Netz und damit den Einbezug der Pendler-Ströme aus dem Osten unserer Stadt geblieben wäre.
Aber das T-Netz ist nach dem Nein der Bürger des Landkreises Erlangen-Höchstadt ja Geschichte. Von einem Netz kann nun definitiv keine Rede mehr sein. Es ist keine Stadt-Umland-Bahn mehr, sondern eine "Stadt-Stadt-Stadt-Bahn". Das hat uns in Verbindung mit der Finanzierungsfrage und der angespannten Haushaltslage der Stadt Erlangen dazu gebracht, quasi die Notbremse zu ziehen.

Wie schätzen Sie die Stimmung in Erlangen ein?
Das ist ganz schwer. Wir wollen, dass die Bürger eine Entscheidung treffen können, die auf Fakten und Wahrheiten beruhen. Bei uns in der Partei spüren wir allerdings schon, dass eine Mehrheit gegen die StUB ist.
In welchem Punkt haben die Befürworter der umstrittenen Straßenbahnverbindung zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach Ihrer Meinung nach besonders unrecht?
Die Befürworter tun so, als würden alle Erlanger nur so warten auf das faszinierende Verkehrsmittel StUB. Sie tun auch so, als sei die Straßenbahn das Transportmittel der Zukunft, in das jeder einsteigen will. Es tut mir als Erlangerin schon weh, dass man so wenig Fantasie für neue Zukunftstechnologien hat.
Uns wirft man ja vor, wir seien nicht zukunftsorientiert. Ganz im Gegenteil: Wir wagen den Blick in die Zukunft. Der Verkehr in 20 Jahren, wenn die Bahn tatsächlich mal rollen sollte, wird doch ganz anders ausschauen als heute. Das kann mir keiner erzählen, dass sich im Zeitalter der Elektromobilität alle brav in eine Straßenbahn hocken, um von Herzogenaurach über die Erlanger Innenstadt nach Thon in den Nürnberger Norden zu fahren.

Das Gespräch führte
Nikolas Pelke.