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Als Egloffstein den Turbo zündete


Autor: Reinhard Löwisch

Egloffstein, Dienstag, 14. Januar 2020

Vor 50 Jahren herrschte Aufbruchstimmung im Trubachtal. Die Infrastruktur wurde verbessert, die Schlosskonzerte waren hoch geachtet und der Wildpark wurde gegründet. Sogar der Bau eines Hallenbads schien möglich.
Egloffstein mit der Burg auf einer Postkarte von 1970, von der heutigen Badstraße aus gesehen  Repro: löw


Vor 50 Jahren herrschte in Egloffstein Aufbruchstimmung. Die Gemeinde hat damals zahlreiche Straßen neu asphaltiert, in Hundshaupten liefen die Planungen für einen Wildpark und die Schlosskonzerte feierten 20-jähriges Bestehen.

Doch bevor dies alles geschehen konnte, stand ein anderes gesellschaftliches Ereignis im Mittelpunkt des Interesses: Am 7. Januar 1970 feierte Bürgermeister und Kreisrat Hans Daut im Saal des BDK-Hauses (Sozialwerk Bund Deutscher Kriegsopfer) seinen 50. Geburtstag. Daut, seit 1952 im Gemeinderat, förderte als Bürgermeister die Qualifizierung Egloffsteins 1958 zum Luftkurort. 1959 wurde Egloffstein auf sein Betreiben hin, auch das Prädikat "Markt" verliehen". Die Straßenprobleme wurden weitestgehend gelöst. "Es fehlt noch die Arlesbrunnenstraße und der Paradiesweg, die noch 1970 befestigt werden", sagte Daut in der Bürgerversammlung zu.

Bau einer "Hauptschule"

In jüngster Zeit kümmerte er sich vor allem um die Gründung eines Schulverbands und den Bau einer "Hauptschule" mit acht Schulklassen. 1,7 Millionen Mark wurden bereits investiert, davon 540 000 Mark Eigenmittel der Gemeinde, und weitere 90 000 Mark für das Anlegen eines Turnplatzes.

Trotz aller finanzieller Sorgen stellte Daut damals sogar den Bau eines Hallenbads in Aussicht, um den schwächelnden Fremdenverkehr anzukurbeln. Das sei sehr wichtig, meinte Daut, weil "eine Industrieansiedlung für die Marktgemeinde aufgrund Arbeitskräftemangels" nicht infrage käme.

Sorgen bereiteten 1970 die maroden Wasserleitungen aus dem Jahre 1912, weshalb man große Wasserbehälter auf dem Berg baute. Im Juli 1970 feierte man auf der Burg ein rundes Jubiläum: 20 Jahre Schlosskonzerte; eine Veranstaltungsreihe, die es schon lange nicht mehr gibt. Im Sommer 1950 veranstaltete man das erste Burgmusikfest auf Schloss Egloffstein. Anlass damals war der 200. Geburtstag der Schlosskirche, der ausgiebig und würdevoll gefeiert worden ist. Die Familie von Egloffstein und Fritz Preis waren die Triebfedern der Veranstaltung, die im Burghof stattfand.

Burgenherrlichkeit

Helmut Goldmann führte damals den Taktstock, und Schauspieler Helmut Pfund ließ als Rezitator Bilder romantischer Burgenherrlichkeiten erstehen. "Das Unternehmen war zweifellos ein Risiko", meinte der Berichterstatter damals, doch die Rechnung ging auf. Mit Unterstützung des Fränkische-Schweiz-Vereins und des damaligen Landrats Otto Ammon entwickelte sich daraus eine hoch geachtete und professionelle jährliche Veranstaltungsreihe, die richtungsweisend für die Kulturarbeit im Landkreis wurde. 1970 fand das Jubiläums-Burgmusikfest am 18. Juli statt; mit der Musik Ludwig van Beethovens und folgenden Mitwirkenden: die Orchester-Gemeinschaft Nürnberg unter dem Dirigenten Hans Konrad, der gemischte Chor Egloffstein und als Solisten Konzertmeister Arthur Kulling (Violine) vom Württembergischen Staatsorchester Stuttgart, Ilse Kern (Sopran) aus Nürnberg, Erika Dinnebier-Görke, Rezitatorin aus Nürnberg und Studienrat Hans Ackermann aus Gräfenberg. Es wurde ein voller Erfolg - damals im Hof der Burg.

Ebenfalls in Richtung Tourismus tendierte Gudila Freifrau von Pölnitz, die einen spontanen Gedanken in die Tat umsetzte und im umfangreichen Hundshauptener Besitz der Familie 1970 einen 40 Hektar großen Wildpark einrichtete. Als Grund für die Errichtung nannte man damals, wie sich heute herausstellte zu Recht, die Idee, mit einem Wildpark "eine Hauptattraktion in der Fränkischen Schweiz zu schaffen".

Dazu errichtete man ein Wildgatter mit 3400 Metern Länge, in dem viele heimische Tiere, die teilweise sogar angekauft wurden, Platz fanden. Für die Fütterung im ersten Jahr wurden 100 Zentner Kraftfutter angekauft, welches in sechs Häusern und der Schlossscheune untergebracht waren. Ein großes Anliegen war der "Baronin", wie sie zu Lebzeiten genannt wurde, dass vor allem die Jugend den Weg zum Wildpark findet. Und der damalige Oberförster und Leiter des Parks Walter Drosdziok, meinte, "der Park soll kein englischer Garten sein, sondern urwüchsige Natur mit all ihren Schönheiten".