Als die Geschenke noch spärlich waren
Autor: Katharina Müller-Sanke
Kasendorf, Freitag, 26. Dezember 2014
von unserer Mitarbeiterin Katharina Müller-Sanke Kasendorf — Gleich am Tag nach Heiligabend Geburtstag zu haben, das muss wunderbar sein. An zwei Tagen hintereinander Geschenke be...
von unserer Mitarbeiterin
Katharina Müller-Sanke
Kasendorf — Gleich am Tag nach Heiligabend Geburtstag zu haben, das muss wunderbar sein. An zwei Tagen hintereinander Geschenke bekommen. Die ganze Familie hat Zeit für einen, weil niemand arbeiten muss. Zumindest für Kinder hat eine solche Konstellation Vorteile. Auch Werner Greulich aus Kasendorf hat am 25. Dezember Geburtstag. Er ist heuer 80 Jahre alt geworden, aber seine Geburtstagerinnerungen sind nicht ganz so überladen.
"Wir haben damals als Kinder ohnehin nicht viele Geschenke bekommen", erinnert er sich. "Vielleicht eine Banane oder ein paar Bonbons, das war's. Weihnachten und Geburtstag sind dann außerdem noch zusammengefallen, da hat es keine extra Geschenke gegeben."
Aus Niederschlesien geflüchtet
Als Flüchtlinge aus dem niederschlesischen Dittersdorf sind die Greulichs damals nach
Hutschdorf gekommen. Nachdem sein Vater nach dem Krieg wieder zur Familie gestoßen war, folge der Umzug in eine größere Wohnung in Partenfeld. Nach und nach fand die Familie dort ein neues Zuhause.
Und so ging es für Werner Greulich stetig aufwärts. In Kulmbach, Hutschdorf und Thurnau hat er als Schreiner gelernt und später gearbeitet. Als die Eisenbahn dann neue Mitarbeiter suchte, wechselte er. Auch privat hat er sein Glück gemacht. Mit seiner Frau Elisabetha zog er nach Kasendorf ins alte Putschke-Haus. Später wurde das Eigenheim am Reuther Berg gebaut. Sein handwerkliches Geschick konnte Greulich schon damals unter Beweis stellen. "Wir haben drei Jahre lang gebaut und vieles selbst gemacht.
Bis zu 1,60 Meter tief haben wir per Hand in die Erde gepickelt, bevor wir das Fundament setzen konnten."
In der Werkstatt wird getüftelt
In seinem Keller hat Werner Greulich eine eigene Werkstatt eingerichtet, in der er bastelt, tüftelt und probiert. Sogar ein Trainingsgerät hat er sich gebaut, "damit ich fit bleibe".
In Kasendorf sind auch die beiden Söhne Harald und Jürgen aufgewachsen. Auch an drei Enkelkindern erfreut sich der Jubilar. Doch nicht alle Tage in seinem Leben waren glücklich. Seine kleine Tochter hat er mit damals vier Jahren verloren, sie ist an Hirnhautentzündung gestorben. Sohn Jürgen hat die schwere Krankheit als Säugling glücklicherweise überlebt. Der Tod der Tochter war ein großer Schicksalsschlag. 1996 musste Werner Greulich außerdem nach 40 Jahren Ehe seine Frau beerdigen.
"Das alles war traurig.
Aber es gehört zu meinem Leben", sagt Greulich, der heute wieder die freudigen Seiten des Lebens genießen kann. Vor 17 Jahren hat er seine heutige Lebensgefährtin Gretel kennen gelernt. "Nach dem Tod meiner Frau habe ich das Haus kaum verlassen. Da hat eine Nachbarin zu mir gesagt, ich solle doch mal wieder rausgehen und versuchen, jemanden kennen zu lernen."
Beim Tanz hat's wieder gefunkt
Also ist Werner Greulich zum Tanz gefahren. In Schwabthal fand er - mit 63 Jahren - die neue Frau an seiner Seite. Doch bis das Glück perfekt wurde, musste Werner Greulich noch ein Rätsel lösen. Denn Gretel hatte nur ihren Vornamen verraten, ihren Wohnort Münchberg - und dass ihre Telefonnummer so oft mit der des Metzgers verwechselt werde, weil sich beide Zahlenreihen so ähnlich sind. Werner Greulich hat sich das Münchberger Telefonbuch geschnappt und ist jede einzelne Nummer durchgegangen, ob sie auf das Rätsel passt. Heute sind beide zusammen sehr glücklich.