Als das Bier noch 22 Pfennig kostete
Autor: Klaus-Peter Gäbelein
Herzogenaurach, Montag, 22. April 2019
Am 23. April wird der Tag des Bieres begangen. Für Herzogenaurach, dessen Brauerei und Gaststättengeschichte ein wichtiger Termin, wenn auch früher der Verkauf und der Genuss des flüssigen Goldes unter anderen Vorzeichen stand.
Klaus-Peter Gäbelein Die älteste Lebensmittelverordnung der Welt ist das "Deutsche Reinheitsgebot" nach welchem die deutschen Brauer auch heute noch ihr Bier brauen. Es geht auf einen Erlass des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. vom 23. April im Jahr 1516 zurück. Das Bier, vor allem die Bierpreise haben unsere Vorfahren schon immer beschäftigt. Dass das Bier in wirtschaftlichen Notzeiten die Gemüter erregte wegen der Zutaten, vor allem aber wegen der Preise, führte vielfach zu Unruhen, ja sogar zu "Bierkriegen" geführt hat, ist bekannt.
Immer Probleme mit dem Bier
Im Folgenden geht es um Probleme des "Gastwirthe-Vereins Herzogenaurach und Umgebung" ab dem Jahr 1909. Im November 1909 trafen sich neun Gastwirte aus der Stadt und zwölf aus dem Umland im Gasthaus "Zum Goldenen Löwen" (Hauptstraße, heute Sparkassengebäude), um mit dem "Verbandssekretär" Otto Peter aus München und dem Erlanger Gastwirt Leipold über die "Notwendigkeit des Zusammenschlusses der bayerischen Gastwirte" zu beraten.
Sprecher der einheimischen Wirte war Konrad Bitter sen., Gastwirt und Bierbrauer aus der Gastwirtschaft "Walfisch" (heute "Bücher, medien und mehr"). Damals gab es tatsächlich noch Gasthäuser, auch in den Ortsteilen, wie in Steinbach, Haundorf und Hammerbach. Auch Gastwirte aus Münchaurach, Tuchenbach, Neundorf waren vertreten - schließlich ging es um eine gemeinsame Sache. Der Verein wurde in der Folge dank zahlreicher Neuaufnahmen so mächtig, dass er bei der Vergabe von Lizenzen für neu errichtete Gasthäuser im heutigen Landkreis ein gewichtiges Wort mitzusprechen hatte.
Zu weiteren Versammlungen Ende 1909 und im Frühjahr 1910 lud man die hiesige Bierbrauer Hubmann, Zimmerer, Glass und Polster ein, schließlich ging es um das leidige Thema: Bierpreiserhöhung. Man lese und staune: Der Bierpreis betrug 1910 gerade einmal 22 Pfennige, für den Liter versteht sich.
Die Wirte, vertreten durch eine eigne "Bierpreiskommission", forderten die vollständige Abschaffung des Direktbezugs von Fass- oder Flaschenbier durch Privatpersonen und einen Aufschlag von einer Mark bei Lieferung an die Flaschenbierhändler. Als 1911 der Brauereibesitzer Josef Hubmann zum Bürgermeister gewählt worden war, verband der "Gastwirthe Verein" seine Gratulation an ihn mit dem Hinweis, er, der Herr Bürgermeister möge "uns in wirtsgewerblichen Fragen besonders unterstützen".
Ein Dorn im Auge war den Wirten auch die Konkurrenz durch das Kommunbrauwesen. Zum besseren Verständnis: In Herzogenaurach hatten Haus- und Grundbesitzer in der Regel das Recht, im Kommunbrauhaus an der Schütt (heute umgebaut als Wohnanlage der Lebenshilfe) ihr eigenes Bier zu brauen. Klage führten die Gaststättenbetreiber, dass solche Privatbrauer auch Wein, Limonaden und sogar Schnaps und bisweilen auch fremdes Bier von auswärts ausschenkten, ohne eine Lizenz als Gastwirt zu besitzen. Jene sollten sich um eine Gaststättenlizenz bemühen, so die Forderungen.
Sperrstunde als Ärgernis
Ein weiteres Problem sahen die Gastwirte vor dem 1. Weltkrieg in der Polizeistundenregelung. Für die Wochenenden bewirkte man schließlich eine Verlängerung der Sperrstunde bis Mitternacht. 1915 erhielten die Soldaten, die im Fronteinsatz standen vom Gastwirt Verein jeweils 1 -1,5 Mark als Unterstützung. Als 1927 den Wirten von der Stadt eine "Lustbarkeitssteuer" auferlegt wurde, zweifelten die Wirte an der Gerechtigkeit. Sie erreichen letztendlich, dass die Steuersätze von 2,14 Mark für den Hektoliter helles und von 2,05 Mark für dunkles Bier einheitlich auf 2 Mark festgelegt wurden.