Als Computer in den Kinderschuhen steckten
Autor: Elias Pfann
Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 13. November 2017
"Vom Arbeitsgerät zur Weltmacht ... mit allen Folgen" - so hieß ein Vortrag von Horst Zuse und Gerhard Hergenröder, der in der Fortuna Kulturfabrik in Höchs...
"Vom Arbeitsgerät zur Weltmacht ... mit allen Folgen" - so hieß ein Vortrag von Horst Zuse und Gerhard Hergenröder, der in der Fortuna Kulturfabrik in Höchstadt stattfand. Horst Zuse, der Sohn des berühmten Computerentwicklers Konrad Zuse, begeisterte die Zuhörer mit seinem Vortrag über seinen Vater.
Bevor der am 22. Juni 1910 geborene Konrad Zuse auf die Idee kam, einen Computer zu entwickeln, studierte er erst Maschinenbau und Architektur, was er beides abbrach, ehe er zu Ford wechselte und dort Werbegrafiken entwickelte. Jedoch hielt es ihn nicht lange dort. Konrad Zuse begann ein Bauingenieurstudium. "Dort muste er viel rechnen, weshalb ihm die Idee zu einer Rechenmaschine kam", erzählte Horst Zuse.
Im Krieg zerstört
Diese Rechenmaschine begann er 1936 zusammen mit Studenten zu entwickeln. Da er nicht viel Geld für seinen Computer hatte, nutzte er gebrauchte Bleche, die er zu Schaltungen kombinierte. Für die Berechnungen, die der Computer durchführen sollte, nutzte Zuse die Gleitkomma- und die Binärdarstellung. Mit den 30 000 verbauten mechanischen Schaltungen, von denen jede zwei Binärzahlen addieren konnte, konnte man problemlos mit den Grundrechenarten Berechnungen durchführen. 1938 wurde die Z1, so der Name des Computers, in Berlin, dem damaligen Wohnort Zuses, fertiggestellt. Er konnte in einer Sekunde zwei Binärzahlen addieren, was einem Hertz entspricht. "Ihr Smartphone ist heute drei Milliarden mal schneller", erklärte Horst Zuse. Während des Krieges entwickelte Konrad Zuse noch weitere Computer bis hin zur Z4, die als Einzige den Krieg überstand, weshalb sein Sohn Horst die Z1 und die Z3 nachbaute. "Damals hat es niemand interessiert, dass Konrad Zuse den weltweit ersten Computer entwickelt hat. Heute gibt es jede Woche Anfragen der Presse", berichtet Horst Zuse.
Schachprogramme entwickelt
Nach Ende des Krieges floh Zuse mit seiner Z4 nach Hopferau im Allgäu, wo er 1946 ein 300-seitiges Manuskript mit Programmen für seine Z4 entwickelte. Das Besondere dabei waren 60 Seiten Schachprogramme. "Er hat damals vorausgesagt, dass in 50 Jahren der Weltmeister von einem Computer geschlagen wird. Er hat sich nur um drei Jahre geirrt", so Horst Zuse. 1950 wurde Konrad Zuse erstmals populär, als eine Schweizer Firma seine Z4, den damals einzigen Computer in Europa, für 800 000 DM mietete. Danach ging es rasant aufwärts. In seiner Firma, die 59 Angestellte hatte, baute er Computer für beispielsweise den Objektivhersteller Zeiss. Eine seiner letzten Maschinen ist die Z23, von der ein Modell in der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) in Erlangen steht. Bis 1969 baute Zuse in seiner Firma 850 Computer, ehe Siemens die mittlerweile stark durch die Konkurrenz bedrohte Firma übernahm. Von da an widmete sich Konrad Zuse bis zu seinem Tod am 18. Dezember 1995 seinem Hobby, der Malerei.
Der zweite Teil des Abends gehörte Gerhard Hergenröder, dem Leiter des Rechenzentrums der FAU Erlangen, der die Weltmachtstellung des Computers den Zuhören nahebrachte. Hergenröder erklärte, dass es viele vermeintlich neumodische Dinge wie Apps schon früher gab. 1968, als das Rechenzentrum den ersten Großrechner hatte, wurden die Programme, die man im Großrechner einlegen konnte, schon Apps genannt. Auch Task Manager, die heute in modernen Betriebssystemen die Prozessorleistung zuweisen, gab es 1968 schon. Damals waren es noch Menschen, die die Rechenzeit des Großrechners aufteilten. "Aktuell haben wir mit dem Supercomputer ,Meggie‘ einen Großrechner, der unter den 500 schnellsten Rechnern der Welt ist", so Hergenröder. "Der Rechner ist sieben Billionen mal schneller als die Z23 und 2000-mal schneller als ein PC." Dass der Computer heute zur Weltmacht wurde, lag vor allem daran, das man in den 70ern versuchte, Rechner miteinander zu verbinden und 1993 das Internet zum Austausch der Wissenschaftler entwickelt wurde. Von da an wurde Internet zu dem, was es heute ist.