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Alles begann mit ein paar Bänken


Autor: Evi Seeger

Mühlhausen, Donnerstag, 03. Sept. 2015

Jubiläum  Vor 20 Jahren eröffnete "Fisch-Jakob" zur Mühlhausener Kirchweih. Auch das Hoffest gibt es immer noch. Um den Ansturm zu bewältigen, braucht es inzwischen über 30 Helfer.
Marianne und Walter Jakob am Schlossweiher Weingartsgreuth mit ihren Söhnen Michael, Simon und Lukas (von links)  Foto: Evi Seeger


von unserer Mitarbeiterin Evi Seeger

Mühlhausen — "Das ist mein Leib und Leben", sagt Walter Jakob über seinen Beruf. Keinen Tag möchte der Fischwirtschaftsmeister missen, wenn er zurückblickt. Das tut er in diesen Tagen ganz besonders, denn bei "Fisch-Jakob", wie der Betrieb in der ganzen Umgebung genannt wird, steht ein Jubiläum ins Haus. Vor 20 Jahren, genau zur Mühlhausener Kirchweih eröffneten er und seine Frau Marianne, mit der er in diesem Jahr Silberhochzeit feiert, ihr Geschäft. Seit 20 Jahren gibt es bei Fisch-Jakob auch das Hoffest zur Kirchweih. Mit ein paar Bänken habe es begonnen, erzählen die Jakobs. Mittlerweile braucht es mehr als 30 Personen, um den Ansturm zu bewältigen.


Langsam bergauf

Über dem Betrieb muss ein guter Stern gestanden haben, denn "es ging von Anfang an schön langsam bergauf", wie Marianne Jakob sagt. Heute kann Fisch-Jakob viele Auszeichnungen vorweisen: Vom Fisch Magazin "Seafood Star" wurde der Betrieb für die "Bundesweit beste Direktvermarktung" ab Teich ausgezeichnet. "Fisch-Jakob gehört zu den besten Fischgeschäften in Deutschland", war 2010 im "Feinschmecker" zu lesen. Und beim 1. Spezialitätenwettbewerb der Metropolregion Nürnberg gehörte das "Karpfenfilet Steigerwald" aus Mühlhausen zu den ausgezeichneten Köstlichkeiten der Region.
Das alles war nicht abzusehen als der junge Nürnberger Walter Jakob mit 320 Mark Entlassungsgeld seinen Bundeswehrdienst beendete. Mit 16 Jahren hatte er in der Fischereigenossenschaft Höchstadt Fischwirt gelernt. Er wollte in diesem Beruf bleiben und machte sich selbstständig. Nachts fuhr er mit dem Lkw für ein bekanntes Unternehmen Futtermittel aus. Den Lohn ließ er sich in Fischfutter auszahlen. Mit zehn bis zwölf Hektar Teichfläche fing er an - viel zu wenig für einen Betrieb, um zu überleben. Er schaffte sich Maschinen an und arbeitete als "externer Mitarbeiter" in der Höchstadter Außenstelle für Fischzucht.
"Dr. Franz Geldhauser, der damalige Leiter der Außenstelle, war mein Ideengeber", blickt Jakob heute dankbar zurück. Als der junge Fischwirt den Kuhstall des elterlichen Betriebs seiner Frau zur Werkstatt umbauen wollte, machte Geldhauser einen anderen Vorschlag: "Da kommt ein Fischgeschäft rein!" Nun trägt sich ein Fischgeschäft nach Expertenberechnungen bei etwa 30 000 Einwohnern. "Das heißt, auf dem Papier hat sich das nie gerechnet", lacht Jakob. "Es war die Zeit des Rinderwahns und bald danach kam die Schweinepest." Die Leute hatten weniger Appetit auf Fleisch, wollten dafür aber mehr Fisch essen.
Marianne Jakob lag viel daran, dass der landwirtschaftliche Betrieb ihrer Eltern weitergeführt wird. Heute ist das Futter vom eigenen Feld ein wichtiger Bestandteil der Betriebsphilosophie.
Die Verbraucher schätzen das und wissen, dass die Fische aus den eigenen Teichen kommen. 70 Hektar Teichfläche, zum großen Teil gepachtet, bewirtschaftet Jakob heute. Seit fünf Jahren beschäftigt der Betrieb eine Fischwirtin und ab 1. September dieses Jahres seinen ersten Auszubildenden.
Die Söhne Simon, Lukas und Michael sind von klein an in den Betrieb hineingewachsen. "Die Kinder dabei zu haben, ist etwas ganz Tolles", sagt der Vater. Dennoch "wusste man nicht, wohin die Reise geht". "Wir haben ihnen geraten, erst mal etwas anderes zu lernen." Zu dieser Zeit bereitete der Kormoran den Teichwirten große Sorgen. Dass die "Allgemeinverfügung" für den Aischgrund erlassen wurde und der Kormoran heute geschossen werden darf, sei dem damaligen Umweltminister Söder zu danken.


Engagement und Kämpfe

Die Kinder hätten das alles mitbekommen: das unermüdliche Engagement des Vaters für die Teichwirte, die Kämpfe mit dem Umweltministerium und der Naturschutzbehörde. All das habe ihnen zu denken gegeben. Heute ist Simon Landschaftsgärtner, Lukas bekam ein super Firmenangebot und studiert im dualen System Maschinenbau, Michael ist Fertigungsmechaniker bei Medwork. Nach Feierabend helfen alle selbstverständlich im Betrieb zusammen. Aber "ob sie einmal einsteigen, wissen wir nicht".
Für Christian Pöllmann, stellvertretender Kreisvorsitzender vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband ist Jakob ein "sehr engagierter Unternehmer". "Er hat sich dafür eingesetzt, dass der Aischgründer Spiegelkarpfen eine geschützte geographische Angabe ist und Jakob hat erstklassige Qualität", sagt Pöllmann.