Aischtal-Campus zerstört Heimat
Autor: Josef Hofbauer
Pautzfeld, Donnerstag, 18. Oktober 2018
Ein Großteil der Bürger aus Hallerndorf und seinen Gemeindeteilen lehnt geplanten Supermarkt bei Pautzfeld ab. Ein Bürgerbegehren soll das Projekt zu Fall bringen.
Josef Hofbauer Schon allein der Name "Aischtal Campus" bringt die Bürger aus Pautzfeld, Schlammersdorf, Trailsdorf und Hallerndorf auf die Palme. Braucht niemand, finden sie. Dennoch hält Projektmanager Johannes Pohl von Sontowski und Partner am geplanten Rewe Supermarkt an der Abzweigung nach Pautzfeld und Schlammersdorf fest.
Johannes Pohl und sein Kollege Stefan Meier bemühten sich um Aufklärung und luden für Mittwochabend zu einer Info-Veranstaltung in die Aula der Volksschule ein. Das Interesse war enorm. Rund 300 Bürger aus nahezu allen Ortsteilen bekundeten durch ihre Anwesenheit ihr Interesse an dem Vorhaben.
Keine Vorteile
Die überwiegende Mehrheit will diesen Supermarkt nicht. Die Hallerndorfer hätten genügend Einkaufsmöglichkeiten, nur eben nicht in der eigenen Kommune. Lidl und Edeka seien wenige Meter hinter der Gemeindegrenze in Eggolsheim, die Willersdorfer bevorzugten die Supermärkte in Adelsdorf und für die Bewohner aus Schnaid lägen die Einkaufsmöglichkeiten in Sassanfahrt und Hirschaid näher als Pautzfeld. So gesehen würde ein Vollsortimenter am Status Quo nichts ändern, argumentiert Gemeinderat Markus Düsel von der WG Pautzfeld, der ein Bürgerbegehren gegen das Vorhaben plant.
Die Bürger empfinden den Einkaufsmarkt als "Betonklotz". Immer wieder ist von unnötiger Flächenversiegelung und Heimatzerstörung die Rede. "Wenn ich über die Regnitzbrücke fahre und die Waldkapelle sehe, in der vielleicht ein Licht brennt, dann weiß ich, jetzt bin ich daheim", schildert Marianne Schwarzmann ihre Gefühle.
Heimat geht verloren
"Ist der Blick auf diese Kapelle verbaut, fahren wir durch ein Industriegebiet. Wir sind auf ein Dorf gezogen und nehmen dafür weitere Wege in Kauf, weil wir das Miteinander auf dem Dorf lieben", erklärt eine andere Teilnehmerin. Verkomme die Heimat zum Gewerbegebiet, gebe es keinen Grund mehr, auf dem Dorf zu leben.
Eine Teilnehmerin der Info-Veranstaltung, die an Stellwänden mit den Gegenargumenten der Gemeinderäte Markus Düsel und Thomas Bauer (beide WG Pautzfeld) steht, erinnert sich an den jüngsten Gottesdienst, den Pfarrer Matthias Steffel an der Waldkapelle zelebriert hatte. Zum Abschluss des Gottesdienstes habe er die Gläubigen dazu aufgerufen, sich noch einmal die unverbaute Landschaft um die Kapelle ganz bewusst anzusehen. "So lange das noch möglich ist", ergänzt die Hallerndorferin.
Demgegenüber unterstreicht Johannes Pohl: "Wir haben das Projekt nicht unsensibel auf die grüne Wiese gepflanzt." Durch das Gewerbegebiet Schlammersdorf gebe es hier bereits eine "Konzentration der Bebauung". Deshalb spricht Pohl von einem Lückenschluss bei der Einmündung der Fahrgasse in die Staatsstraße von Neuses nach Adelsdorf.