Druckartikel: AH, HJ, IS - verboten oder nicht?

AH, HJ, IS - verboten oder nicht?


Autor: Petra Malbrich

Forchheim, Mittwoch, 01. Februar 2017

Es gibt heikle Kombinationen von Buchstaben-Kombinationen und Ziffern auf den Nummernschildern. Wunschkennzeichen machen 75 Prozent der Zulassungen im Kreis Forchheim aus. Aber nicht alles ist erlaubt.
Im Schilderladen vor der Zulasssungsstelle in Forchheim können solche Schilder geprägt werden.  Foto: Josef Hofbauer


AH 18 auf dem Auto-Kennzeichen, HH 18 oder HH 88: So mancher Betrachter wundert sich. Ist das nicht verboten, weil es an die Nazizeit erinnert und gerade diese Zahlen- und Buchstaben-Kombination für Hitler vereinnahmt werden? Ja und Nein ist die Antwort.
"Die Kennzeichen sind Ländersache. Der Bund aber gibt Empfehlungen", erklärt Kathrin Schürr, Pressesprecherin des Landratsamts Forchheim. Demnach sollten nach Empfehlung des Bunds die Buchstaben-Kombinationen SA, SS, HJ und KZ generell verboten sein. Danach richten sich die Bundesländer.


Seit 30 Jahren nicht verändert

Bei den anderen Kennzeichen wie AH und HH hingegen gibt es Unterschiede. Weil es viele Namenskürzel damit gibt oder HH auch für die Hansestadt Hamburg stehen könnte, sind sie in anderen Bundesländern mit jeder Nummer erlaubt. Im Freistaat Bayern gibt es eine Ausnahme: "AH und HH sind in Kombination mit 18 oder 88 in Bayern nicht erlaubt", erläutert Schürr. Seit 30 Jahren sei an den Verboten nichts geändert worden.
Wenn jemand bekannt auffällig aus der rechten Szene komme, würde man dieses Kennzeichen wohl nicht ausgeben. Aber Schürr beruhigt, das sei noch nie der Fall gewesen. Mit der rechten Szene in Verbindung gebracht wird die Buchstaben-Kombination mit den genannten Zahlen 18 und 88. Die Zahlen stehen für die Stelle des Buchstabens im Alphabet und werden dann schon mit Adolf Hitlers Namen oder dem Hitlergruß in Verbindung gebracht. Wer also das Kennzeichen mit den genannten Ziffern fahren sieht, kommt sicher nicht aus Bayern.
Wenn aber AH und HH generell verboten werden würde, müsste man zu viele Buchstaben-Kombinationen verbieten, die ähnliche Rückschlüsse ziehen lassen. NS für Nationalsozialismus, RH für Rudolf Heß oder nun aktuell IS für den Islamischen Staat.


Auf die Initialen zurückzuführen

Ob es für IS generell Überlegungen zu einem Verbot gab, kann die Zulassungsstelle des Landratsamts nicht beurteilen. "Die hier zugelassenen Nummernschilder mit IS waren reine Wunschkennzeichen", teilt Andreas Kraus, Leiter der Zulassungsstelle mit. "Momentan sind 119 Kennzeichen mit FO-IS, ein Kennzeichen EBS-IS und keines mit PEG-IS zugeteilt. Sie sind auf die Initialen der Fahrzeughalter zurückzuführen", erläutert Kraus. In Serie gegangen ist diese Buchstaben-Kombination jedenfalls nicht.
Doch was ist eine Serie? "Bei allen Mitarbeitern wird eine sogenannte Tagesserie eingerichtet. Diese Serie wird je nach Arbeitsanfall für eine Zeit von vier bis fünf Monaten von allen Mitarbeitern zugeteilt, wenn kein Wunsch für ein Kennzeichen vorliegt", erklärt Kraus. Derzeit lautet diese Serie GL.
Da die anderen IS-Kennzeichen Wunschkennzeichen waren, wurde auch keines davon aus Gründen von eventuellen Anfeindungen zurückgegeben.
Überhaupt sind die meisten Kennzeichen Wunschkennzeichen und machen 75 Prozent der Zulassungen aus. Wunschkennzeichen gibt es schon immer, seit Oktober 1991 sind sie gebührenpflichtig, informiert Kraus.
Dabei werden meistens bestimmte Kennzeichen gewünscht, weniger eine Ziffernkombination. Ein Kennzeichen kostet je nach Schilderladen zwischen 30 und 38 Euro, das Wunschkennzeichen 10,20 Euro und nochmals 2,60 Euro für die Reservierung vorab.
Und was ist mit den kurzen Kennzeichen, die man manchmal auch beobachten kann? FO und dann nur ein Buchstabe und eine Ziffer? Gibt es dies nur für Zweiräder, weil dort weniger Platz für ein Nummernschild ist?
Generell werde diese kurze Kombination - ein Buchstabe, eine Zahl - für spezielle Fahrzeuge verwendet. US-Fahrzeuge nennt Kraus als Beispiel. Aber: "Sollten wir eine gewisse Anzahl von kurzen Kombinationen zur Verfügung haben, können diese auch als Wunschkennzeichen ausgegeben werden." Extra für Motorräder Kennzeichen zu reservieren, diese Notwendigkeit bestehe seit Einführung der neuen Kraftrad-Kennzeichen nicht mehr.
Die Zahl der Zulassungen ist fast konstant geblieben: mit 19 839 Autos 2016 im Vergleich zu 19 888 Autos 2015. Und davon haben drei Viertel Wunschkennzeichen.