Druckartikel: Affalterthals Glaube

Affalterthals Glaube


Autor: Reinhard Löwisch

Affalterthal, Freitag, 05. Mai 2017

Nachdem Luthers Thesen die Kirche spalteten, wechselten die Menschen zum Teil mehrmals ihre Religion. Am Beispiel von Affalterthal lassen sich die Gründe hierfür gut nachvollziehen.


Mit dem Anschlag der 95 Thesen durch Martin Luther vor 500 Jahren entstand die Reformation. Die Kirche spaltete sich daraufhin in zwei Lager. Das führte unter anderem auch dazu, dass die Untertanen des Öfteren den Glauben wechseln mussten; je nachdem, wer gerade die militärische Oberhoheit innehatte.
Am Beispiel der Pfarrei Affalterthal lässt sich diese turbulente und kriegerische Zeit gut nachvollziehen.


Mit Luther änderte sich alles

Im Mittelalter gehörte Affalterthal, das im Jahr 1130 erstmals in einer Urkunde erwähnt worden ist, wie viele andere Dörfer ringsum zum Herrschaftsgebiet derer von Egloffstein. Diese hatten im gleichnamigen Ort wenige Kilometer entfernt ihre Burg.
Die Menschen waren damals noch Leibeigene, gehörten also dem Herrscher. Der Regent konnte bestimmen, welchen Glauben seine Untertanen ausüben sollten. Lange Zeit gab es zum katholischen Glauben keine Alternative. Das änderte sich erst mit Martin Luther und seinen 95 Thesen im Jahre 1517. Der erste Pfarrer im Dorf, der die Thesen Luthers guthieß und daher die Einführung der Reformation versuchte, war Erhard Theiler aus Ebermannstadt. Das war im Jahre 1544.


Ins Gefängnis geworfen

Unterstützung erhielt er von der Herrschaft aus Egloffstein, die dem neuen Glauben ebenfalls zugetan war. Der Bamberger Bischof erfuhr davon und lud den Pfarrer vor das bischöfliche Gericht.
Dort wurde er verurteilt und ins Gefängnis geworfen. Die Herren von Egloffstein blieben freilich unbehelligt, da sie als reichsfreies Geschlecht nur dem Kaiser untertan waren. Es dauerte ein halbes Jahr, ehe Theiler wieder entlassen wurde. Erst nachdem das Dorf eine Bittschrift an den Bischof verfasst hatte und der Pfarrer der neuen Lehre feierlich abschwor, kam er anschließend wieder aus dem Gefängnis frei.
1561 erreichte die Reformation mit Pfarrer Martin Kobmann Egloffstein, ein Jahr später wurde die evangelische Pfarrei vom Bamberger Bischof sogar anerkannt. In Affalterthal dauerte es noch etwas länger mit der Anerkennung, genauer: bis ins Jahr 1594. Erst dann konnte der evangelische Glaube langsam Fuß fassen.


Vorwürfe des Pfarrers

Es musste allerdings auch hier noch die Gegenreformation ausgestanden werden, ehe der evangelische Glaube dauerhaft Einzug halten konnte.
1624 gab es die ersten Geplänkel, nachdem sich beim katholischen Klerus die Erkenntnis verbreitet hatte, dass es die Evangelischen ernst meinen mit der Abspaltung. Der Bamberger Bischof reagierte auf die Klage des Pfarrers Andreas Grüner von Obertrubach, dass der Pfarrer von Affalterthal durch "eigenmächtiges Taufen, Kopulieren und Begraben ihn und seinen Schulmeister beeinträchtige" und ihnen damit Gebühren entziehe.
Daraufhin befahl der Bischof, dass "dessen Zehnt zu Dörfles so lange in Beschlag genommen werde, bis der Pfarrer und Schullehrer befriedigt" sind, was wiederum die Herren von Egloffstein auf den Plan rief, die gegen den Beschluss scharfen Protest einlegten. 1629 erfolgte nun das bekannte Restitutionsedikt das katholischen Kaisers Ferdinand II., mit dem die evangelischen Pfarreien wieder katholisch werden sollten.
Zu den ersten, die gegenreformiert wurden, gehörten die Pfarreien in Egloffstein und Affalterthal. Dabei ging der Bamberger Bischofstuhl immer nach dem gleichen Muster vor. Zuerst kamen die Soldaten: Am 8. September 1629 besetzten 80 Soldaten Affalterthal. In ihrer Begleitung befand sich der neue katholische Pfarrer Johann Dietz. Dann wurde am nächsten Tag unter Aufsicht der Soldaten eine Messe gehalten und dazu die verschlossene Kirche gewaltsam geöffnet.


Massiver Druck

Nur zwei Personen waren beim Gottesdienst anwesend, vermerkt die Pfarrchronik. Daraufhin hat man den Druck erhöht und die Soldaten in Affalterthaler Häusern einquartiert; in der Erwartung, dass sich die "halsstarrigen Bauern" dadurch am ehesten fügen würden.
Nachdem der Baron Friedrich von Egloffstein Affalterthal wieder verlassen hatte - er war über den "Besuch" der Katholiken von Bauern informiert worden - fanden sich fast sämtliche Bewohner von Affalterthal auf sehr nachdrücklichen Wunsch der Soldaten in Leienfels ein, wo sie an Eides statt "katholischen Gehorsam" geloben mussten. Nachdem die Gemeinde versprochen hatte, bis spätestens Martini wieder komplett katholisch zu werden, zogen die Soldaten am nächsten Tag ab. Am 30. Oktober bat die Gemeinde Affalterthal den Bischof, die Frist für den Übertritt bis Ostern 1630 zu verlängern.
Diese Erlaubnis wurde jedoch nur bis Lichtmess 1630 gewährt unter der Bedingung, "dass sie unterdessen an Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst fleißig besuchen, Predigt und Kinderlehre anhören, in den Glaubensartikeln sich unterrichten lassen, allen Auslauf zu widriger Religionsübung vermeiden und sich in allen Stücken, wie es frommen gehorsamen Pfarrkindern gebührt, beweisen", so die Pfarrchronik weiter.
1631 wurde Pfarrer Dietz versetzt, erst 1633 kam mit Johann Schrenker wieder ein katholischer Pfarrverweser nach Affalterthal und Egloffstein.