Ängste der Bürger wirklich ernst nehmen
Autor: Josef Hofbauer
Ebermannstadt, Montag, 25. Sept. 2017
Von Wahlmüdigkeit keine Spur. Das zumindest hat das Ergebnis der Bundestagswahl vom Sonntag gezeigt. Nur die wenigsten hatten aber damit gerechnet, dass die...
Von Wahlmüdigkeit keine Spur. Das zumindest hat das Ergebnis der Bundestagswahl vom Sonntag gezeigt. Nur die wenigsten hatten aber damit gerechnet, dass die AfD mit einem zweistelligen Ergebnis in den Deutschen Bundestag einziehen würde.
Nun herrscht bei CSU und SPD gleichermaßen Bestürzung, wie das geschehen konnte. Die Falschen seien abgestraft worden, findet beispielsweise Silke Launert (CSU), die sich im Wahlkreis Bayreuth-Forchheim souverän durchgesetzt hat.
Dabei ist das Ergebnis gar nicht so schwer zu verstehen. Die Wähler der AfD waren unzufrieden mit der Politik von Angela Merkel (CSU), Sigmar Gabriel (SPD) und ihrem Gefolge. Die Menschen fühlen sich nicht verstanden, nicht ernst genommen.
Kein Wunder, wenn es noch immer Renten gibt, die unter dem Existenzminimum liegen, wenn nicht mehr der Arzt bestimmt, welche Medikamente ein Patient braucht, sondern die Krankenkasse, wenn Menschen keinen sicheren Arbeitsplatz haben und immer mehr um ihre Existenz bangen müssen.
Bloße Versprechen helfen da nicht weiter. Schon gar nicht von Seiten der AfD. Aber die Enttäuschung in den Augen der Wähler über das Versagen der "Großen Koalition" war so stark, dass die Menschen an den Wahlurnen ihre Kreuzchen bei der AfD gemacht haben. Auch wenn sich im ganzen Wahlkampf nie jemand von dieser Partei im Ort blicken ließ, wenn die Wähler nicht einmal wussten, welches Gesicht hinter dem Namen steht.
Blanker Frust darf auch als Begründung dafür gelten, dass im Wahlkreis Bayreuth - und nicht nur hier -, die Linken in Summe mehr als fünf Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnten. Dabei ist die Region zwischen Ebermannstadt, Hollfeld, Gefrees, Pegnitz und Betzenstein nicht als Kommunisten-Hochburg verschrien. Was die SPD für die Bürger in der vergangenen Legislaturperiode erreichte, kam bei den Wählern nicht an.
Die Botschaften der Parteien, egal, ob CDU/CSU, SPD oder Freie Wähler, wurden von den Wählern schlichtweg nicht wahrgenommen. Auch das hat seine Gründe.
So bekommen die Parteien in Fernsehsendungen immer weniger Zeit eingeräumt, um ihre Position zu einem Sachverhalt darzulegen. Das Konzept für eine nachhaltige Energiepolitik in 20 Sekunden erläutern ist ebenso zum Scheitern verurteilt wie die Vorstellungen für die weitere Digitalisierung unserer Gesellschaft zu erklären. Die Folge: Statt Argumenten liefern die Politiker Worthülsen, Phrasen, Luftblasen. Und die hören sich bei allen Parteien ähnlich an. Deshalb hat die AfD von vorneherein darauf verzichtet, Inhalte vermitteln zu wollen. Ihr Stilmittel für den Wahlkampf waren Emotionen.
Höchste Zeit also, zu Inhalten zurückzukehren. Und die Anliegen und Ängste der Wähler ernst zu nehmen.